China und Russland setzen auf Iran-Geschäft

EU muss zuschauen: China und Russland setzen auf Iran

US-Außenminister Mike Pompeo kündigte die „stärksten Sanktionen der Geschichte“ gegen Teheran an. Auch europäische Unternehmen, die im Iran investieren wollen, geraten ins Visier von Washington. Der unter Barack Obama entstandene Nukleardeal droht zu platzen. Davon könnten nun vor allem russische und chinesische Investoren profitieren.

Der überraschende Kurswechsel von US-Präsident Donald Trump in der westlichen Iran-Politik sorgt bei EU-Unternehmen für Kopfzerbrechen. „Weder die USA noch Europa werden profitieren, wenn nur China und Russland im Iran Geschäfte abwickeln“, erklärte Patrick Pouyanné, Vorstandsvorsitzender der französischen Total-Gruppe.

Mit dieser Einschätzung dürfte der Manager nicht falsch liegen. Im Mai reiste eine Delegation des chinesischen Erdöl- und Erdgaskonzerns Sinopec nach Teheran, um über die Entwicklung des gigantischen Erdölfeldes Jadawaran zu verhandeln. Zuvor interessierte sich die niederländisch-britische Royal Dutch Shell für den Drei-Milliarden-Dollar-Deal, doch aus Sorge vor unabsehbaren Folgen der US-Sanktionen kündigte der Konzern im März seinen Rückzug an. Laut der Wirtschaftszeitung Wedomosti könnte das Geschäft zur größten Auslandsinvestition im Iran seit 10 Jahren werden.

Der russische Ölkonzern Zarubezhneft unterzeichnete einen Vertrag mit einem Volumen von rund 700 Millionen US-Dollar zur Entwicklung von zwei Ölfeldern, die ursprünglich Wintershall und BP für sich beansprucht hatten. Auch Rosneft betonte bereits 2017 das Interesse an „strategischen“ Deals im Wert von über 30 Milliarden US-Dollar im Iran.

Laut Wedomosti verdoppelte sich das Handelsvolumen zwischen Russland und dem Iran 2016 im Vorjahresvergleich auf mehr als 2 Milliarden US-Dollar. Ein Großteil davon entfällt auf Weizen und Industrieausrüstung. China wiederum ist der größte Handelspartner des Irans. 2017 betrug das Handelsvolumen rund 37 Milliarden US-Dollar – rund 19% mehr als im Vorjahr.

EU will Atomdeal mit Teheran retten

Unterdessen versucht die EU, ihren Einfluss im Iran zu retten. Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen forderte Teheran die europäischen Staaten dazu auf, bis Mitte Juli „Garantien“ für die Fortführung des Nukleardeals abzugeben. Nach Angaben von Die Presse sagte EU-Außenbeauftrage Federica Mogherini, dass die EU „konkrete Ideen“ zur Umgehung von US-Sanktionen entwickelt habe. So könnten Ölgeschäfte mit Teheran in Zukunft über nationale Zentralbanken der EU-Mitgliedsstaaten abgewickelt werden.

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