Russland diskutiert über Verbot von Booking.com

Russland diskutiert über Verbot von Booking.com

Erst vor kurzem hat die russische Medienaufsicht eine Sperrung der beliebten Messenger-App Telegram umgesetzt. Bereits seit November 2016 steht auch das Karrierenetzwerk LinkedIn auf der schwarzen Liste. Nun steht der nächste Internet-Service im Kreuzfeuer der russischen Behörden. Diesmal trifft es die globale Metasuchmaschine Booking.com.

Laut eines Berichts der Moscow Times soll das russische Kulturministerium der staatlichen Tourismusbehörde Rosturism vorgeschlagen haben, ein Verbot der US-amerikanisch-niederländischen Metasuchmaschine Booking.com zu überprüfen. Dies sei möglicher Bestandteil der geplanten russischen Gegensanktionen als Reaktion auf eine Verschärfung der westlichen Strafmaßnahmen gegen Russland. Auch der russische Reiseanbieter Svoy TS hatte im April ein Verbot von Booking.com, TripAdvisor und Airbnb gefordert. Nach Angaben des Wirtschaftsportals RBC muss Rosturism bis zum 4. Juni eine Entscheidung treffen.

Ein Verbot könnte Nutzer daran hindern, Hotels in Russland zu buchen. Sergej Wojtowitsch, Generaldirektor von Svoy TS, dürfte vor allem ein wirtschaftliches Interesse verfolgen. Sein Unternehmen ist Anbieter einer App, die ähnlich wie Booking.com funktioniert. Medienberichten zufolge hatte Wojtowitsch mindestens fünf Verträge mit Rosturism abgeschlossen, um ausländische Touristen nach Russland zu locken. Zuletzt beschwerte er sich über die Dominanz der US-Suchmaschine auf dem russischen Markt. Die US-Sanktionen bezeichnete er als „bösartige Aktivitäten“ gegen russische Unternehmen und Geschäftsmänner. Deshalb müsse die russische Regierung ihrerseits mit einem Verbot von US-Diensten reagieren, sagte der Unternehmer.

Kulturministerium: Wir wollen kein Verbot

Inzwischen hat auch das russische Kulturministerium auf die Gerüchte reagiert. Es sei kein Verbot der beliebten App geplant, erläuterte Olga Jarilowa, Direktorin der Abteilung für Tourismus und Regionalpolitik. Für solche Entscheidungen habe das Ministerium keine Befugnis, heißt es auf der Website. Der Brief an Rosturism sei eine reine Formalität gewesen. Es bestehe keine Gefahr für Booking.com in Russland, so Jarilowa. Auch Rosturism lehnte ein Verbot der App ab. Der Service werde vor allem von russischen Staatsbürgern im In- und Ausland intensiv verwendet. Nach Angaben von SimilarWeb gelten Russen als größte Nutzergruppe.

Der Verband der russischen Reiseindustrie erklärte, dass er ein Verbot von Booking.com zwar ablehne, jedoch eine stärkere Regulierung der Dienstleistung fordere. Laut Sprecherin Irina Tjurina müsse dafür gesorgt werden, dass der Service Steuern in Russland bezahle.

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