Deutsche Ingenieurskunst bei Wolkenkratzer in St. Petersburg

Gazprom-Zentrale: Wolkenkratzer in St. Petersburg mit deutscher Ingenieurskunst

Das Lachta-Center im russischen Sankt Petersburg soll mit 462 Metern Europas höchster Wolkenkratzer werden. Im Gebäude wird die Firmenzentrale des Energiekonzerns Gazprom angesiedelt sein. Die Fassade wird von einem Unternehmen aus Deutschland erstellt. Dies berichtet die Mittelbayerische Zeitung.

Das deutsche Unternehmen Josef Gartner GmbH mit Sitz im bayerischen Gundelfingen an der Donau erstellt die Fassade für den ersten Wolkenkratzer in Sankt Petersburg. „Das ist ein Auftrag, der uns sehr geprägt hat in den letzten drei Jahren“, erklärte Geschäftsführer Jürgen Wax. Die Firma ist Teil des italienischen Baukonzerns Permasteelisa, der unter anderem für die Verglasung der Apple-Zentrale in Cupertino (Kalifornien/USA) verantwortlich war.

Laut Wax erhält die Firma rund 200 Millionen US-Dollar für den Auftrag in Russland. Dies sei rund ein Zehntel der Gesamtkosten, die eine Gazprom-Tochter für den Bau aufbringen müsse.

Der Josef Gartner GmbH schätzt die Außen- und Innenverglasung des geplanten Hochhauses auf rund 100.000 Quadratmeter, was 14 Fußballfeldern entspreche. Zudem habe das Unternehmen rund 16.600 Einzelelemente aus Aluminium, Stahl und Glas angefertigt.

Lachta-Centre in Sankt Petersburg:
Blick auf die Fassade des geplanten Hochhauses. Quelle: ЗАО ОДЦ “Охта”, Lakhta Center 01CC BY-SA 3.0

Russische Monteure aus der Autobranche

Laut des Zeitungsberichts werden die Fenster zunächst in einer Montagehalle im Vorort Lewaschowo montiert. Die dazu benötigten Rahmen wurden aus Gundelfingen nach Russland exportiert. Viele Monteure hätten früher in St. Petersburger Autofabriken gearbeitet, berichtete Russland-Direktor Andreas Bachmann. Dies sei eine gute Möglichkeit für Arbeiter gewesen, die im Zuge der Wirtschaftskrise ihre Jobs in der Autobranche aufgeben mussten.

Die Bauarbeiten an der Fassade sind bereits im vollen Gange, bestätigte Projektleiter Ralph Damköhler. Auf der zehnten Etage seien bereits die Büros von Gazprom-Boss Alexei Miller und anderen Managern erkennbar. „Wir haben an zwei Stellen von unten und von der Mitte mit dem Verglasen begonnen“, so Damköhler. Nun müssten noch die Lücken gefüllt werden.

Neben Gartner ist ein weiteres deutsches Unternehmen am Bau beteiligt: Die Bauer AG mit Sitz im oberbayerischen Schrobenhausen ist verantwortlich für die Pfahlfundierung.

Lachta-Centre in Sankt Petersburg:
Innenleben des geplanten Wolkenkratzers. Quelle: ЗАО ОДЦ “Охта”, Lakhta Center 03CC BY-SA 3.0

Höchstes Hochhaus in Europa

Seit 2015 wird der Wolkenkratzer im Stadtteil Lachta am Finnischen Meerbusen gebaut. Der Auftraggeber, der russische Energiekonzern Gazprom, will den Bau 2018 abschließen. Im vergangenen Monat hatte das Gebäude den bisherigen Rekordhalter überholt – den Federazija-Turm (374 Meter) im russischen Luxus-Geschäftszentrum „Moskau City“. Dagegen wirkt der Commerzbank-Tower in Frankfurt am Main mit 300 Metern eher niedrig.

Entworfen wurde das Lachta-Centre vom britischen Architekten Tony Kettle. Die Erarbeitung der Projektdokumentation stammt vom Moskauer Büro Gorproekt. Auch der südkoreanische Technologie-Konzern Samsung ist an den Planungen beteiligt.

Funktionen des Mehrzweckgeländes

Das im Bau befindliche Gebäude und das umliegende Gelände sollen nicht nur als Firmenzentrale für Gazprom dienen, sondern auch andere Funktionen erfüllen. Eine Auswahl:

  • Büroräume
  • Konferenzzentrum
  • Sportanlage
  • Kinderzentrum für Wissenschaft auf 14.000 qm
  • Planetarium
  • Gesundheitszentrum
  • Mehrzweck-Zuschauerraum
  • Panoramarestaurant mit Aussicht auf Sankt Petersburg
  • Kino
  • Aussichtsterrasse
  • Freiamphitheater für Wasser-Shows
Titelbild
Fotoquelle: ЗАО ОДЦ “Охта”, Lakhta Center 07, Size changed to 1040×585 px., CC BY-SA 3.0[/su_spoiler]