Morgenkommentar am 3. März 2017

Ein Begriff geistert durch Deutschland: Fake News. Was sich dahinter verbirgt? Unwahre Behauptungen über angebliche Tatsachen. Wobei, das ist wichtig, ein politisches Interesse dahintersteht. Meist soll ein Eindruck von Ereignissen oder Entwicklungen erweckt werden, der in Kenntnis der eigentlichen, objektiven Realität so nicht entstünde. Als Beispiel der Klassiker vom 1. Januar 2016: “Die Polizei Köln zieht Bilanz. Wie im Vorjahr verliefen die meisten Silvesterfeierlichkeiten auf den Rheinbrücken, in der Kölner Innenstadt und in Leverkusen friedlich.”

Der Eindruck, den die Staatsmacht damals erwecken wollte – keine Probleme mit Ausländern, alles im Griff -, zerbrach an der Tatsache, dass zu viele Zeugen den Mut hatten, der offiziellen Version zu widersprechen. Heute, gut ein Jahr später, wären die vielen Zeugen möglicherweise einem anderen Vorwurf ausgesetzt, nämlich von Russland missbraucht und gesteuert zu sein.

Medien und Politik haben es geschafft, dass die meisten Deutschen Fake News mit russischer Wühlarbeit gleichsetzen. Je staatsnäher, wie etwa der Deutschlandfunk, desto emsiger wird vor der Gefahr aus dem Osten gewarnt. Damit wird auch vorgebaut. Immerhin stehen Bundestagswahlen an, und es herrscht weithin Unzufriedenheit im Land.

Nun gibt es in den Redaktionen und den Chefetagen der Politik zwei Sorten Mensch. Die einen verstehen die Unzufriedenheit, wollen aber nicht, dass sie sich politisch artikuliert oder legitimiert. Die anderen verstehen die Unzufriedenheit nicht. Den einen passt es in den Kram, wenn die Opposition jenseits des Mainstreams als fremdgesteuert gilt, die anderen glauben wirklich, die Russen hätten den Leuten die Flausen ins Ohr gesetzt.

Und schließlich sollen die Wähler ihr Kreuzchen auch an der richtigen Stelle machen. Da ist es nur hilfreich, wenn das Volk bestimmte Gruppen und Parteien mit dem bösen Feind assoziiert.