Morgenlage in Russland am 05. Dezember 2016

Morgenlage in Russland am 05. Dezember 2016

05.12.2016, 10.14 MEZ | Kriegsgefahr im Schwarzen Meer? Nähe der Stadt Cherson nordwestlich der Krim veranstaltet das ukrainische Militär Schießübungen mit Flugabwehrraketen mittlerer Reichweite. De facto könnte es zu einer Luftblockade kommen – wenn Kiew den Anspruch auf die Halbinsel nutzt, um Raketen darüber hinweg in Richtung offenes Meer zu schießen. Russland hat seine Luftabwehrkräfte in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt. Zum 1. Dezember wurden die Verteidigungsanlagen auf der Krim außerdem durch das Raketenabwehrsystem Bastion verstärkt.

Wenn das die Österreicher gestern gewusst hätten: Der Urgroßvater ihres künftigen Präsidenten, auch ein Alexander van der Bellen, hat sich 1843 Russland durch einen Treueeid verpflichtet. Der Ururgroßvater war vor 1787 aus Holland gekommen, hatte später gegen Napoleon gekämpft und war in den russischen Adel aufgenommen worden. Der Großvater, ebenfalls Alexander mit Namen, wurde nach der Februarevolution 1917 für einige Monate zum Verwaltungschef im Gouvernement Pskow (Pleskau) ernannt. 1919 emigrierte die Familie nach Estland, 1941 ins Deutsche Reich.

Unzufrieden: 56 Prozent aller Russen bedauern das Verschwinden des Kommunismus; nur 28 Prozent begrüßen die neuen Verhältnisse. 16 Prozent enthalten sich der Antwort. Von den Nostalgikern trauern 53 Prozent dem Wirtschaftssystem und 43 Prozent dem Weltmachtstatus nach (Lewada-Zentrum).

Präsident Wladimir Putin hat sich gegen das jüngst ergangene Verbot der Aufführung der Rock-Oper Jesus Christ Superstar im sibirischen Omsk gewandt. Auch Kulturminister Wladimir Medinsky distanzierte sich. Nach Protesten orthodoxer Gläubiger hatte die Omsker Bühne die für den 1. November angesetzte Aufführung einer St. Petersburger Truppe vom Spielplan genommen. Immer wieder kommt es gerade in der Provinz zu Protesten gegen vermeintlich blasphemische Werke und Darbietungen.

Immer schön nüchtern bleiben: Der tschetschenische Parlamentssprecher Magomed Daudow verteidigte das jüngst ergangene Alkoholverbot. Seit einem folgenreichen Verkehrsunfall ist der Verkauf alkoholischer Getränke in der nordkaukasischen Teilrepublik komplett untersagt. Daudow am Freitag: „Ich zweifle nicht, dass Tschetschenien allen Besuchern so viel Freude bietet, dass sie nicht auch noch künstlicher Euphorie bedürfen.“