Tagesübersicht Russlandgeschäft: 29.08.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Montag, den 29. August 2016. Das sind heute unsere Themen für Sie:


Daimler will Pkw-Fabrik gemeinsam mit Kamaz bauen

Wie die russische Wirtschaftszeitung Wedomosti am Freitag berichtete, wird der russische Autobauer Kamaz der Partner des deutschen Konzerns Daimler beim Bau einer Mercedes-Benz-Fabrik in Russland.

Das sagte der Zeitung der Generaldirektor von Mercedes-Benz RUS, Jan Madeja. „Wir brauchen einen Partner, der die Vereinbarung über eine industrielle Montage besitzt – und Kamaz bietet das.”

Ein gemeinsames Joint Venture gibt es bereits. Es hieß Mercedes-Benz Trucks Wostok (davor “Fuso Kamaz Trucks Rus” und “MB Trucks Vostok“), wurde aber am 21. Januar 2016 in “Daimler Kamaz Rus“ umbenannt. Wohl auch im Hinblick auf die geplante Pkw-Fertigung.

Der Ort der Mercedes-Fabrik in Russland ist wohl beschlossene Sache: Es wird der Industriepark Jesipowo im Moskauer Gebiet.


BMWs für Olympioniken

Russischer Olympiasieger müsste man sein. Bei der Ehrung der russischen Medaillengewinner der Olympiade in Rio de Janeiro bekamen die Sportler im Kreml je einen nagelneuen BMW-Geländewagen geschenkt.

Es war ein beeindruckendes Bild, als die vielen weißen Autos auf dem Kreml-Vorplatz standen und Premierminister Medwedew den Olympioniken für Ihren Einsatz dankte (Bilder und ein Video auf der Regierungswebsite). Russland hatte in der Nationenwertung den vierten Platz erreicht – trotz vieler wegen Dopingverdachts gesperrter Sportler.

Die Goldmedaillengewinner erhielten ein X6-Modell, die Silbermedaillisten den BMW X4 und die Bronzegewinner den X3.

Zwar seien die Autos von der deutschen Marke BMW, jedoch allesamt in Russland gefertigt, betonte Alexander Katuschew, der Direktor des Fonds zur Olympia-Unterstützung laut Interfax.

Die Sportwagen für die Sportler sind nicht das Einzige, über das sich die erfolgreichen russischen Teilnehmer freuen können. Den Erstplatzierten winken vier Millionen Rubel (rund 60.000 Dollar), Silber erhält 2,7 Millionen (40.000 Dollar) und Bronze 1,7 Millionen (26.000 Dollar).


Medwedew hebt Verbot für Charter-Flüge in die Türkei auf

Russlands Premierminister Dmitri Medwedew hat das russische Verbot für Charter-Flüge in die Türkei per Erlass aufgehoben. Das berichtet TASS. Am Sonntag war das entsprechende Dokument auf der Website der Regierung veröffentlicht worden.

Darin heißt es auch, dass die Fluggesellschaften, die die Route Türkei-Russland flögen, für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sorgen müssten.

Beim Verkehrsministerium seien bereits die ersten Anmeldungen für Flüge in die Türkei eingegangen, sagte Transportminister Minister Maxim Sokolow.

Die ersten Flüge in die Türkei sollen nun schon am 4. oder 5. September gehen, sagte am Vormittag Maja Lomidse vom russischen Verband der Tourveranstalter gegenüber TASS.


Ost-Ausschuss: Deutsche Exporte in Ost-Länder wachsen mehr als deutsche Ausfuhren insgesamt

Erstmals seit dem Rekordjahr 2012 wachsen die deutschen Exporte in die vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft betreuten Länder wieder stärker als die deutschen Ausfuhren insgesamt, schreibt der Ost-Ausschuss in einer Pressemitteilung.

Während die deutschen Gesamtausfuhren im ersten Halbjahr 2016 moderat um 1,5 Prozent zulegten, wuchsen die Exporte in die 21 Länder des Ost-Ausschusses den Daten des Statistischen Bundesamts zufolge im Schnitt um 3,3 Prozent. Die Importe aus den Ländern gingen hingegen um über 10 Prozent zurück. Unter dem Strich steht damit beim Handelsumsatz Deutschlands mit den Ost-Ländern im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 3,91 Prozent.

„Es geht endlich wieder aufwärts“, kommentiert das dennoch Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms. „Nach zwei rabenschwarzen Jahren geht eine lange Durststrecke zu Ende. Osteuropa ist und bleibt ein Chancenraum für die deutsche Wirtschaft und gewinnt als Absatzmarkt wieder an Gewicht.“

Im Gesamtjahr 2015 gingen die deutschen Lieferungen in die 21 Länder noch um fast zwölf Prozent zurück, während der deutsche Export insgesamt um gut sechs Prozent gestiegen war.

Im Hinblick auf Russland spricht der Ost-Ausschuss von einer „sichtbaren Erholung der Lage“. Nach einem Rückgang der deutschen Exporte nach Russland von minus 25 Prozent im Jahr 2015 rücke “eine Bodenbildung in greifbare Nähe”. In den ersten sechs Monaten 2016 lag das Minus bei den Lieferungen nach Russland nur noch bei 3,2 Prozent.

Damit waren die deutschen Exporte nach Russland allerdings immer noch um acht Milliarden Euro niedriger als in der ersten Hälfte des Rekordjahres 2012.

Bei den Importen sieht es wesentlich trüber aus: Hier steht ein Rückgang der Importe aus Russland um 21,23 Prozent zu Buche, bei den Ost-Ausschuss-Ländern insgesamt ein Rückgang von knapp über 10 Prozent.

„Für eine Rückkehr zu den alten Wachstumszahlen sind die Modernisierung und Überwindung der Rohstoffabhängigkeit der russischen Wirtschaft sowie eine politische Wiederannäherung und der Abbau der Sanktionen notwendig“, analysiert Harms, der zuvor über Jahre Vorstand der Deutsch-russischen Auslandhandelskammer war.

„Dazu muss der Minsk-Friedensprozess für die Ost-Ukraine endlich umgesetzt werden, um die politischen Voraussetzungen für eine schrittweise Aufhebung der Sanktionen zu schaffen. Erst dann können die deutschen Exporteure von der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Erholung in Russland profitieren.“


Lesetipp: Arbeiterproteste in Russland

Wir haben hier bereits über die Proteste von Bauern aus Krasnodar gegen Korruption berichtet und auch über einen Hungerstreik von Bergarbeiten in der Region Rostow schrieben wir bereits. Ein Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung nimmt sich das zum Anlass, um sich die Streikkultur in Russland näher anzusehen.

Statistisch würden sozialökonomische Proteste uneinheitlich erfasst. Bei den möglichen Definitionen legten die Streiks jedoch zu.

“Am meisten davon betroffen sind grosse, private Firmen aus der Produktions- und Bauindustrie sowie die Transportbranche. Gängigste Protestform ist die Arbeitsniederlegung. Bestreikt werden besonders jene Industrien, wo Gewerkschaften schlecht vertreten sind, etwa auf dem Bau, im Handel oder in der Grossgastronomie.“

Die Wirkung der Proteste sei jedoch meist begrenzt. Das liege auch daran, dass sie schlecht koordiniert seien und viele Arbeitnehmer aus rechtlichen und finanziellen Gründen davor zurückschreckten.

Eine weitere Eigenheit der aktuellen Proteste sei auch, dass sie weitgehend unpolitisch seien.