Tagesübersicht Russlandgeschäft: 10.08.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Mittwoch, den 10. August 2016. Das sind heute unsere Themen:


IKEA-Hauptquartier in Russland durchsucht

Die russische Polizei hat gestern den gesamten Tag das russische IKEA-Hauptquartier im Moskauer Vorort Chimki im Norden Moskaus durchsucht und Dokumente beschlagnahmt. Das berichteten am Dienstag mehrere russische Medien (etwa TASS oder RBC).

Das schwedische Möbelhaus ist in Russland in einige langfristige Rechtsstreits mit der russischen Regierung und lokalen Unternehmen verwickelt.

Bereits im April hatten Beamte des Moskauer Gebiets, die auf die Untersuchung von Wirtschaftsverbrechen spezialisiert sind, die Zentrale durchsucht.

Ein Unternehmenssprecher sagte, die Durchsuchungen seien ein Versuch, das Unternehmen zu erpressen: „Die Untersuchungen finden mit Bezug auf einen Rechtsstreit über das Grundstück statt. Sie suchen nach Dokumenten von 1993 über die Grundstücksrechte. Wir stellen ihnen zur Verfügung, was gefordert wird“, sagte Semjon Schewtschenko, ein Rechtsanwalt, der IKEA Russia vertritt, gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Novosti.

„IKEA ist seit über 20 Jahren in Russland und ist einer der größten Investoren in die russische Wirtschaft. Wir haben nicht vor, gegenüber Erpressung einzuknicken – auch nicht unter solchem Druck“, betonte er.

Im konkreten Fall soll es um 16 Hektar im Business-Zentrum “Chimki Business Park“ gehen, die das Unternehmen den Behörden zufolge illegal erworben habe.

Das kollektive landwirtschaftliche Unternehmen Chimki (KSChP) ging 2012 gegen IKEA vor Gericht, weil das Land, auf dem sich die IKEA-Russlandzentrale befindet, ihm gehöre und von IKEA es sich betrügerisch angeeignet habe. Der verursachte Schaden wird laut Kommersant auf rund eine Milliarde Rubel geschätzt.

Erste Untersuchungen gab es im Sommer 2014. Im Januar 2015 wurde der Fall aus Mangel an Beweisen eingestellt. Nun, ein Jahr später wurde das Strafverfahren erneut eröffnet.

Derzeit betreibt IKEA in Russland 14 „MEGA“-Einkaufszentren mit IKEA-Filialen. Erst Ende Juni war bekannt geworden, dass IKEA plant, zwei Milliarden Dollar in russische Einkaufszentren zu investieren.


Türkei und Russland wollen nach Treffen der Präsidenten enger kooperieren

Nach dem gestrigen Treffen des türkischen Präsidenten Recep Erdogan und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in St. Petersburg nimmt auch die Planung gemeinsamer wirtschaftlicher Projekte wieder Fahrt auf.

Etwa das Gaspipeline-Projekt „Turkish Stream“. Die Türkei beabsichtige, die Implementierung des Projekts zu beschleunigen sagte Erdogan bei dem Treffen.

Der Bau einer ersten Pipeline solle bis Ende 2019 abgeschlossen sein, erklärte Russlands Energieminister Alexander Nowak am 9. August gegenüber dem TV-Sender Rossija 24 laut TASS. „Das wird höchstwahrscheinlich 2019 sein – was die Deadline anbelangt. Der Bau wird dann abgeschlossen sein – wenn man den Entwurf der Roadmap umsetzt.“

Gazprom hatte gestern laut Nowak bereits Gespräche mit der türkischen Seite über das Projekt begonnen.

Weiter berichtete Interfax, wolle der russische Wirtschaftsentwicklungsminister Alexej Uljukajew bis zum Jahresende ein Programm über die wirtschaftliche Zusammenarbeit bis zum Jahr 2019 verfassen.

Man wolle unter anderem einen gemeinsamen russisch-türkischen Investmentfonds schaffen, sagte Uljukajew.


OMV plant, Aktiva-Tausch mit Gazprom bis Jahresende abzuschließen

Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV gab heute auf einer Pressekonferenz in Wien bekannt, dass er plane, noch vor Jahresende rechtlich verbindliche Dokumente zum Aktiva-Tausch mit Gazprom zu unterzeichnen. Das meldet die Nachrichtenagentur TASS.

Im September 2015 hatten die beiden Konzerne eine grundsätzliche Vereinbarung mit den wesentlichen Bedingungen des Asset-Swaps geeinigt.

OMV-CEO Rainer Seele (auch Präsident der AHK Russland) gab bei der Konferenz für das zweite Quartal 2016 einen Periodenverlust von 168 Millionen Euro bekannt. Grund dafür sei eine Wertberichtigung in Höhe von gut einer halben Milliarde Euro für das Öl- und Gasprojekt Rosebank, schreibt Wirtschaftsblatt.at.

Die Österreicher verkaufen einen 30-Prozent-Anteil an Rosebank an das kanadische Energieunternehmen Suncor Energy, gab die OMV Dienstagnacht ad-hoc bekannt. Damit hält der Konzern mit Sitz in Wien noch 20 Prozent an dem Projekt.