In Russland könnte bald der Import-Schnaps knapp werden. Das hat ausnahmsweise mal nichts mit den Sanktionen zu tun, sondern mit einem anderen Wirtschaftshindernis – der Bürokratie.
Von Hartmut Hübner, russland.NEWS
Gestern ist nämlich der Geltungszeitraum für die bisher verwendeten Akzise-Aufklebemarken abgelaufen, so dass bei einer Reihe von Artikeln die Auslieferung bereits gestoppt werden musste, weil es im zentralen Akzise-Zolllager keine Marken-Reserven mehr gab. Das schreibt der “Kommersant”. Es gibt aber auch noch keine neuen Aufkleber.
Die Föderale Zollbehörde, die für die Ausgabe der Akzise-Marken für Import-Alkohol zuständig ist, weiß sich nicht anders zu helfen, als überhaupt nichts zu sagen.
“Beitrag der Zollbehörde zur Importsubstitution”
Nach Angaben des Verbandes der russischen Alkohol-Importeure SIAP haben die Probleme mit den Akzise-Marken schon zur Einstellung oder radikalen Verringerung der Einfuhr von Alkohol durch verschiedene Unternehmen geführt. Spötter meinen, die Zollbehörde wolle auf diese Weise ihren Beitrag zur Importsubstitution leisten.
Bei der SIAP ist man in heller Aufregung und will einen Brief an den ersten Vizepremier Igor Schuwalow schreiben. Der Vorstandsvorsitzende der Organisation, Walerij Filatow, erklärte: Nach der Reorganisation des staatlichen Unitarbetriebes Gosznak in eine Aktiengesellschaft, die im Mai dieses Jahres abgeschlossen war, hätte die Zollbehörde gemäß dem Gesetz über die Vergabe staatlicher Aufträge die Herstellung der neuen Marken hätte ausschreiben müssen. Ebenso im Zusammenhang mit veränderten Anforderungen für die Markierung von Alkoholerzeugnissen.
Aber die Ausschreibung ist bis zum heutigen Tag noch nicht einmal angekündigt. „Der Bieterwettbewerb, die Entwicklung, Herstellung und Lieferung der Marken können gut und gerne schon einige Monate dauern“, fürchtet Filatow, aber eigentlich hätten heute die Aufkleber beim Kunden sein sollen…