Tagesübersicht Russlandgeschäft: 09.06.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Donnerstag, den 9. Juni 2016. Wir haben heute diese Themen für Sie:


AEB: Russischer Automarkt im Mai um 14,5 Prozent eingebrochen

Der Absturz des russischen Automarkts geht weiter. Das Auto-Kommittee der Association of European Businesses (AEB) gab gestern bekannt, dass der Verkauf von Neuwagen und kleineren Nutzfahrzeugen in Russland im Monat Mai um 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abgenommen hat. In Zahlen ausgedrückt beträgt der Rückgang 18.203 Einheiten und belief sich auf 107.665 Autos. Im Zeitraum Januar bis Mai wurden 548.119 Neuwagen verkauft.

Wie in den Monaten zuvor werden 9 der 10 meistverkauften Fahrzeuge lokal in Russland produziert. Darunter befindet sich auch der VW Polo auf dem 6. Platz.

Jörg Schreiber, der Vorsitzende des AEB Automobilhersteller-Kommittees sagte dazu: „Das Mai-Ergebnis zeigt, dass der Weg zur Marktstabilisierung holprig bleibt. Obwohl der Automarkt weiter mir Schwierigkeiten zu kämpfen hat, gibt das makroökonomische Gesamtbild Grund für vorsichtigen Optimismus.“ Die meisten Experten seien der Ansicht, dass die Wirtschaft den Tiefpunkt überschritten habe und dass der Ausblick bis Jahresende stabil sei oder sogar bis 2017 positiv sei.

Gleichzeitig schränkte Schreiber ein: „Diese Perspektiven müssen es aber erst noch in die Köpfe der Konsumenten schaffen, bevor es sich in wachsendes Vertrauen und Kaufaktivität verwandelt.“ Solange sei Geduld gefragt.

Hier folgt nun kurz die Entwicklung der deutschen Hersteller:

  • Die VW Group (VW, VW Vans, Audi, Seat und Skoda) hat im Mai ein Plus von 8,4 Prozent verzeichnen können (Mai: 12.541 verkaufte Neuwagen). Dafür waren vor allem die Skoda-Verkäufe verantwortlich, die um 23,7 Prozent zulegten. Der Marktanteil stieg auf 11,6 Prozent – im Jahresvergleich ein Zuwachs von 2,4 Prozentpunkten.
  • Die Mercedes-Benz Gruppe hingegen verzeichnete einen Rückgang um 25,3 Prozent. Der Marktanteil ging von 3,4 Prozent im Mai 2015 auf nun 3,0 Prozent zurück.
  • Bei der BMW Group lief es besser. 4,5 Prozent mehr Neuwagen konnten verkauft werden. Bei 2,1 Prozent liegt nun der Marktanteil (+0,4).
  • Von den Luxus-Sportwagen von Porsche konnten hingegen weniger verkauft werden: -15,3 Prozent waren es im Mai. 388 Autos. Der Marktanteil liegt damit unverändert bei 0,4 Prozent.

Russland präsentiert Boing- und Airbus-Konkurrenz: MS-21

Russland hat gestern mit dem Prototypen seines MS-21-Mittelstreckenflugzeugs einen Konkurrenten zu den Flugzeugbauern Airbus (EU-Kooperation) und Boing (USA) präsentiert. Der Flieger des Herstellers Irkut wurde im sibirischen Irkutsk bei einer Zeremonie vorgestellt.

Das Flugzeug soll Platz für 130 bis 211 Passagiere bieten und Ende 2018 ausgeliefert werden. Schon ab Ende 2016 sind erste Testflüge des “Stolzes der russischen zivilen Luftfahrt” geplant. Es soll eine Reichweite von 6000 bis 6400 Kilometer haben.

So nannte es Premierminister Dmitrij Medwedew bei der Zeremonie, die im russischen Fernsehen übertragen wurde. Er betonte dabei, es sei ein „lange erwartetes Ereignis für unsere zivile Luftfahrt, für den Flugzeugbau und unser ganzes Land“.

Momentan sind laut RBC rund drei Viertel aller Flugzeuge, die in Russland fliegen von ausländischen Herstellern. Das soll mit dem neuen Modell geändert werden – 61,7 Prozent davon sind von Boing und Airbus.

Hersteller Irkut zufolge sollen von den 1080 Maschinen, die bis 2035 gefertigt werden sollen, 300-350 für den russischen Markt und 650-700 für den Export bestimmt sein.


Goldman Sachs baut in Russland Stellen ab

Verschiedene Nachrichtenagenturen berichten unter Berufung auf Bankkreise, dass Goldman Sachs in Russland Stellen abbaut. Es sollen vor allem Stellen im Investmentbanking betroffen sein. Der Grund dafür sei das schwache Gesamtergebnis der US-Bank im 1. Quartal 2016.

Die Konjunktur, aber auch die Finanzsanktionen setzen dem Russlandgeschäft der Bank zu.

Einem Insider zufolge sollen mehr als ein Zehntel der Stellen im Land wegfallen. Ein Bank-Vertreter relativierte: In Russland würde in demselben Maße wie in anderen Teilen des Instituts Stellen abgebaut.

 


Alibaba-Chef trifft sich bei Petersburger Wirtschaftsforum mit russischen Geschäftsleuten und Politikern

Der Vorstandsvorsitzende des chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba Group, Jack Ma, will sich im Rahmen des Internationalen St. Petersburger Wirtschaftsforum (SPIEF) mit russischen Geschäftsleuten und Politikern treffen, berichtet die Nachrichtenagentur TASS am Mittwoch.

„Die Chancen sind groß. Wenn er kommt, wird er sich definitiv mit russischen Geschäftsleuten und Offiziellen treffen“, sagte eine Quelle. Im vergangenen Jahr hat Ma bereits an der Veranstaltung teilgenommen.

Das 20. Internationale St. Petersburger Wirtschaftsforum (SPIEF) findet vom 16. bis zum 18. Juni statt. Ihre Teilnahme an dem Forum haben bereits viele namhafte Persönlichkeiten zugesagt, darunter der UN-Generalgeneralsekretär Ban Ki-moon oder EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.


Ex-Finanzminister Kudrin: Russland kann auch ohne signifikante politische Änderungen ein Wachstum von 3 bis 4 Prozent schaffen

In einem Interview mit dem Harvard Business Review sagte der russische Ex-Finanzminister Alexej Kudrin, dass Russland zwar auch ohne weitreichende politische Veränderungen ein BIP-Wachstum um 3-4 Prozent erreichen könne, jedoch heiße das nicht, dass man damit auch in Bezug auf die Innovationen zu anderen Ländern aufschließen könne und ein modernes und entwickeltes Land werden könnte.

Mehr Freiheiten und Wettbewerb in der Politik sei erforderlich um die durchschnittlichen weltweiten Wachstumsraten des BIP zu erreichen, fügte Kudrin hinzu.

Gleichzeitig könne der Westen seine Sanktionen gegen Russland Ende 2016 oder Anfang 2017 abschwächen. „Meine Vorhersage: Die Aufhebung wird zum Jahreswechsel beginnen. Das können demonstrative, kleine Schritte sein, aber das wichtigste ist, dass sie gemacht werden“.