Tagesübersicht Russlandgeschäft: 01.06.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft am Mittwoch, den 1. Juni 2016. Das sind heute unsere Themen für Sie:


Russischer Wirtschaftsminister in Stuttgart: Brauchen Investitionen

Der russische Minister für Wirtschaftsentwicklung Alexej Uljukajew hat am gestrigen 31. Mai in Stuttgart deutsche Unternehmer getroffen (Ostexperte.de berichtete im Vorfeld). Insbesondere letztere forderten eine Lockerung der westlichen Sanktionen gegen Russland.

Uljukajew betonte dabei: “Wir brauchen Investitionen” und rief die deutschen Unternehmen auf, trotz politisch schwieriger Zeiten in Russland zu investieren. “Wenn wir nicht in nächster Zeit das Vertrauen wieder aufbauen, dann riskieren wir, viel zu verlieren”, sagte er weiter.

Der Honorarkonsul der Russischen Föderation in Baden-Württemberg, Klaus Mangold, sagte am Dienstag, dass die Wirtschaft zwar das Primat der Politik achte, Unternehmen so aber “überproportional zum Leiden gezwungen” seien. Auch der Vizepräsident der IHK Stuttgart, Albrecht Kruse sprach sich für eine Lockerung der Russland-Sanktionen aus. Beide Seiten betonten, dass die Sanktionen der Wirtschaft schadeten

Das Treffen fand bei der IHK Stuttgart statt. Dort gab Uljukajew auch einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Erholung der Wirtschaft seines Landes: Es komme langsam aus der schweren Krise, der Rubel werde stärker und Wachstum erwarte er in der zweiten Jahreshälfte 2016.

Auch Verbesserungen, um attraktiver für Investoren zu werden, kündigte er an: Das Land wolle durch Bürokratieabbau – etwa bei den Zollverfahren – durch bessere Infrastruktur und die Privatisierung von Staatsbetrieben attraktiver werden für Investoren. “Auch deutsche Investoren haben alle Möglichkeiten, sich an dem Prozess der Privatisierung zu beteiligen”, sagt Uljukajew gegenüber Deutschen Presse-Agentur. Er lobte zudem, dass die deutschen Unternehmen dem russischen Markt in Krisenzeiten die Treue hielten.

Vor allem Maschinenbauer und die Automobilindustrie aus Baden-Württemberg interessieren sich weiter für den russischen Markt. Uljukajew stattete bei seinem Aufenthalt auch dem Autobauer Daimler einen Besuch ab.

Auch Zahlen für den Handel zwischen Deutschland und Russland hatte Uljukajew im Gepäck: 2015 sei er im Vergleich zum Vorjahr um 34,7 Prozent eingebrochen. Er lag demnach noch bei 45,8 Milliarden US-Dollar (rund 41 Milliarden Euro).


Google überholt Yandex in Russland

Google ist nun populärer bei russischen Internet-Nutzern als Yandex – gemessen an den monatlichen Nutzerzahlen, also Nutzern, die den Dienst mindestens einmal im Monat nutzen. Bei den täglichen Nutzern bleibt Yandex vorne. Das berichtet die russische Wirtschaftszeitung Vedomosti.

Die Popularität des amerikanischen Suchmaschinen-Riesen und der Erfolg gegenüber dem russischen Gegenstück Yandex werde der zunehmenden Zahl von Nutzern, die den Dienst über Tablets und Smartphones nutzten, zugerechnet.

Laut der Marktforschungsagentur TNS (Bericht liegt Vedomosti vor) erreichte Google 20,5 Millionen russische Nutzer wohingegen Yandex nur 20,4 Millionen monatliche Nutzer hatte. Dahinter folgte Mail.ru mit 19,3 Millionen. Ein knappes Rennen im RuNet.

Bei den täglichen Nutzern bleibt Yandex in Russland Marktführer mit 12,3 Millionen Nutzern, dann folgt das russische Sozialnetzwerk VKontakte (12,1 Millionen) und dann erst Google mit 11 Million täglichen Usern. Ebenfalls eine knappe Geschichte.

TNS untersuchte dabei Online-Nutzer zwischen 12 und 64 Jahren, die in Städten mit mehr als 700.000 Einwohnern lebten. Erstmals hatte die Agentur auch Daten von Smartphones und Tablets in das Ergebnis aufgenommen, daher ist auch nicht ganz klar, wann Google Yandex bei den monatlichen Usern überholt hat.

Yandex führte zuletzt Googles Erfolg in Russland auf das Smartphone-Betriebssystem Android zurück, schreibt Vedomosti. 2015 lief das Google-Betriebssystem auf etwa 85 Prozent der verkauften mobilen Geräte. Diese These unterstützt auch die TNS-Untersuchung: Fast 60 Prozent der täglichen Google-Nutzer (mehr als 6 Millionen) rufen die Seite über Mobilgeräte auf, Yandex-Nutzer sitze hingegen eher an Computern und Laptops (mehr als 7 Millionen Nutzer nutzen Yandex nur so).

Yandex hat wegen des angeblichen Wettbewerbvorteils, den Google dadurch habe, dass die Google-Dienste auf den Android-Smartphones vorinstalliert seien, beim russischen Antimonopoldienst geklagt – und recht bekommen. Demnächst entscheidet sich, wie hoch die Strafe ist, die das US-Unternehmen zahlen muss.


Nachfrage nach teueren Touren stieg bei Russen

Die Nachfrage nach Tour-Paketen mit einem Wert von mehr als einer halben Million Rubel (7.500 Dollar) bei Russen ist diesen Frühling im Vergleich zum Vorjahr zwischen 8 und 29 Prozent (je nach Reiseland) gestiegen, berichtet der Kommersant und beruft sich dabei auf Vertreter von Reiseagenturen.

Überstieg der Wert Touren zwei Millionen Rubel, nahm die Zahl der Buchungen um sieben Prozent zu, sagte Maya Lomidze vom russischen Verband der Reiseveranstalter.

Thailand der beliebteste Ort für Winterreisen unter reichen Russen geworden, berichtet sie weiter. Ihr Kollege von Level.Travel, Dmitrij Maljutin, sah auch eine Zunahme der Reisen in die Dominikanische Republik und wachsendes Interesse an exotischen Reisezielen wie Mauritius, den Seychellen und den Malediven.

Doch auch hier zeigt sich die Krise: Diejenigen, die sonst noch teurere Reisen gekauft haben, versuchen nun zu sparen und nehmen günstigere teure Touren, sagt Lomidze.


Medikamentenverkäufe in Russland im 1. Quartal 2016 gesunken

Die Medikamentenverkäufe in Russland sind in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 um zehn Prozent gesunken, schreibt die Zeitung Vedomosti heute (hier auf Englisch).

Der Markt werde nun auf 270,3 Milliarden Rubel (4 Milliarden Dollar) geschätzt, heißt es unter Berufung auf einen Bericht der DSM Group, die den Pharma-Markt untersucht.

Experten führen den Rückgang auf die gesunkenen Reallöhne zurück. Sie fielen in diesem Jahr um 9,5 Prozent.

2015 waren die Pharma-Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent gesunken. Auch die Gesamtzahl der Medikamente, die von den Apotheken verkauft wurden, fiel im gleichen Zeitraum um 14 Prozent.

Laut der DSM Group sind die Verkäufe trotz eines Rückgängen in den letzten Jahren nie so deutlich zurückgegangen. “Ein großer Teil des Pharma-Markts besteht aus dem Geld der Patienten, aber die Einkommen wachsen nicht”, erklärt Ivan Guschkow, der stellvertretende Generaldirektor für die GUS des hessischen Pharamunternehmens Stada. Das sei ein sehr schlechtes Zeichen: “Medizin ist das Letzte, bei dem die Menschen sparen.”

Na dann: “Geld gibt es nicht. Halten Sie hier durch. Alles Gute, gute Laune und Gesundheit!” (Dmitrij Medwedew).