Russische Investoren und die Zweifel deutscher Geschäftsbanken

Welche Schwierigkeiten russische Unternehmen haben, die in Deutschland investieren wollen

Wir schreiben hier bislang vor allem über und für deutsche Unternehmen, die nach Russland expandieren, dort investieren, eine Tochtergesellschaft gründen, eine Produktion aufbauen etc. Doch es gibt auch die andere Seite: russische Unternehmen oder Investoren, die es nach Deutschland drängt. In diesem Gastbeitrag soll eine der Hauptschwierigkeiten dieser Unternehmen thematisiert werden: Kredite bei deutschen Geschäftsbanken.

Ein Gastbeitrag von Andreas Kindsvater, BPEC Consulting


Russische Unternehmer haben es derzeit wahrlich nicht leicht in Deutschland. Oft ist ihnen nicht nur die stark bürokratisierte Arbeitsweise und Mentalität der Deutschen ein Rätsel. Jüngst legt ihnen auch die Politik Steine in den Weg. So sind trotz der gegenwärtigen Entspannung zwischen Moskau und Berlin in der deutschen Geschäftswelt nach wie vor die Auswirkungen der (noch immer unbewältigten) Ukraine-Krise spürbar. Besonders betroffen sind oft russische Geschäftsleute, die sich in deutschen Banken um einen hohen Kredit bemühen.

Das „Nein“ kommt aus der Chefetage

Grundsätzlich beobachten wir ein starkes Interesse der Geschäftsbanken an russischen Kreditnehmern in Deutschland. Dies ist kaum überraschend: Bereits vor der jüngsten Senkung des Euro-Leitzinssatzes auf 0%, hofften Banken auf eine hohe Kreditvergabe und entsprechend höhere Einnahmen trotz niedriger Zinsen. Der, bildhaft gesprochen, stereotypische „Russe“, der neben einer GmbH-Gründung (oder einem Unternehmenskauf) gleich noch eine Penthouse Wohnung in der Münchener Altstadt erwirbt, ein Bauprojekt initiiert und dauerhaft plant, in Deutschland Fuß zu fassen, kommt daher wie gerufen.

Umso größer ist die Überraschung beim Kunden (und insbesondere auch beim gesprächsführenden Bankmitarbeiter selbst), wenn nach bisher erfolgreichen Verhandlungen über die Vergabe eines siebenstelligen Kredites schließlich das finale Nein aus der Chef-Etage kommt – wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, an dem der Deal unter „Dach und Fach“ zu sein scheint. Und dies nicht nur einmalig, und schon gar nicht bei lediglich einer Bank.

Politik trifft Privatwirtschaft

Was sind die Gründe hierfür? Überraschenderweise nicht Zweifel über den finanziellen Hintergrund der potentiellen Kunden, wenig überzeugende Business-Pläne, oder ein erhöhtes Kreditrisiko. Offiziell heißt es dann lediglich: „Interne Weisungen“. Was sich jedoch dahinter verbirgt, deuten uns gegenüber Insider an.

Demnach wurde der Konflikt in der Ukraine seit Anfang 2014 von einigen Risk-Assessment Zentren als dermaßen „gefährlich“ eingeschätzt, dass je nach gegenwärtiger Intensität der politischen Spannungen die Vergabe von Millionenkrediten an russische Staatsbürger als tendenziell risikoreich bewertet wurde. Dies darf keinesfalls mit einer angedeuteten immanenten Kriegsgefahr gleichgesetzt werden. Vielmehr fürchteten die Geldgeber, dass neue Sanktionen zu einer Situation führen könnten, in der der Kreditnehmer samt Geld in der Russischen Föderation landet, eine Rückzahlung jedoch nicht möglich ist und die geplanten Projekte beendet werden müssten. Die Folgen dessen waren besonders im Zeitraum Sommer 2014 bis ca. Ende 2015 spürbar.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

In der Folge kommen bis heute verstärkt russische Kunden zu uns, die sich vergeblich um einen Millionenkredit bei deutschen Großbanken bemüht haben. In den allermeisten Fällen handelte es sich um geplante Investitions- oder Immobilienprojekte. Oft wurden wir Zeuge eines starken Unverständnis bei den Betroffenen, schließlich würde ja Deutschland und seine Wirtschaft profitieren, das Geld in den deutschen Markt zurückfließen, etc. etc.

In einigen Fällen entscheiden sich die Kunden für eine Diversifizierung, z.B. eine Ausweitung des Investments nach Fernost. Der größte Teil bleibt jedoch Deutschland treu, bringt schließlich einen Teil des eigenen Vermögens hierher oder erhält durch unsere Hilfe schließlich doch noch seine Wunschfinanzierung. Wo ein Wille ist, ist am Ende eben (meist) doch auch ein Weg.


Über den Autor

Russische Investoren und die Zweifel deutscher Geschäftsbanken
Andreas Kindsvater

Andreas Kindsvater

ist Prokurist der BPEC Consulting GmbH & Co. KG. Die deutsche Unternehmensberatung unterstützt russische Geschäftsleute beim Markteintritt in Deutschland, der Firmengründung und Organisation von Aufenthaltstiteln sowie allen Fragen des internationalen Projektmanagements. Hierbei arbeitet BPEC Consulting eng mit Partnern aus der Rechtsberatung und der Immobilienbranche zusammen.

Kontakt: http://bpecs.ru/contact-us/

Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch

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