Tagesübersicht Russlandgeschäft: 28.04.2016

Willkommen zur heutigen Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Donnerstag, den 28. April 2016. Der erste Start von Russlands fernöstlichem Weltraumbahnhof “Wostotschnyj” ist heute im zweiten Anlauf geglückt. Das sind weitere Themen im Russlandgeschäft:


Umfrage der Körber-Stiftung: Deutsche und Russen halten engere Beziehungen für wichtig

Im Auftrag der Körber-Stiftung hat TNS Infratest Politikforschung in Russland und Deutschland jeweils rund 1000 Personen zur Stellung Russlands in Europa befragt (hier finden Sie die Charts zur Umfrage). Darin finden sich viele spannende Erkenntnisse – wir empfehlen jedem, der sich für die deutsch-russischen Beziehungen interessiert, sich die Umfrageergebnisse im Detail anzusehen.

Hier einige wesentliche Feststellungen der Umfrage in der Übersicht:

  • 95 Prozent der Deutschen und 84 Prozent der Russen halten es für wichtig oder sehr wichtig, dass sich die EU und Russland in den nächsten Jahren politisch wieder einander annähern,
  • 79 Prozent der Russen und 69 Prozent der Deutschen sind für eine Aufhebung der gegenseitigen Wirtschaftssanktionen,
  • 29 Prozent der Russen, aber nur 10 Prozent der Deutschen befürworten engere Wirtschaftsbeziehungen mit dem jeweils anderen Land.

Obwohl sich die Befragten beider Länder für eine Verbesserung der Beziehungen aussprachen, gab es auch abweichende Ansichten. Zum Beispiel bei der Aufgabe der Medien (sollen in Russland die Regierung eher unterstützen), der Haltung zu Homosexualität, Streiks und Demonstrationen (werden in Russland negativer gesehen) und bei einer zukünftigen Annäherung an die Ukraine.

Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel auf Ostexperte.de. 


Inflation wird geringer – Spielraum für Leitzinssenkung am Freitag?

Seit August 2015 ist der Leitzins der russischen Zentralbank nun schon bei hohen 11 Prozent. Am morgigen Freitag, den 29. April steht in Russland eine weitere Entscheidung an.

Nun forderte gestern der stellvertretende russische Wirtschaftsentwicklungsminister Nikolai Podgusow eine Senkung des Leitzinses. „Wir haben das Gefühl, dass die Umkehr der Inflation und der Inflationserwartungen schon das ist. Das schafft eine Grundlage für eine Aufweichung der Geldpolitik.“ Es sei aber natürlich Sache der Zentralbank zu entscheiden, ob es vernünftig sei, den Leitzins bei ihrer nächsten Sitzung zu senken, zitiert ihn die Nachrichtenagentur TASS.

Ihm zufolge erwarte das Ministerium zumindest eine abgeschwächte Rhetorik von der Zentralbank bezüglich ihrer Geldpolitik.

Zuvor hatte Podgusows Chef, Alexej Uljukajew, gesagt, dass die Währungshüterin seiner Ansicht nach den Leitzins schneller senken könne. Die momentane Inflationsrate erlaube das. 2015 lag sie bei 12,9 Prozent, wohingegen sie im März bei nur noch 7,3 Prozent lag.

Der hohe Leitzins verteuert die Aufnahme von Krediten, die für Investitionen dringend benötigt werden, kritisierte die russische Wirtschaft immer wieder – etwa die russische Landwirtschaft, die durch schwachen Rubel und Lebensmittel-Embargo eigentlich in einer aussichtsreichen Lage ist.

Zum Vergleich: In der EU liegt der Leitzins bei 0 Prozent. Und die US-Notenbank FED hat heute angekündigt, den Zinssatz nicht weiter zu erhöhen, der momentan bei 0,25-0,5 Prozent liegt.


Chinesischer Online-Händler AliExpress wird als erste ausländische Firma „Mir“-Kredikarten akzeptieren

Der chinesische Online-Händler AliExpress will als erstes ausländisches Unternehmen das russische nationale Zahlungssystem „Mir“ (dt.: Welt, Frieden) akzeptieren, berichtete die russische Wirtschaftszeitung Vedomosti am gestrigen Mittwoch. Kunden könnten ab Herbst mit dem neuen System bezahlen, heißt es.

Allerdings bietet AliExpress schon jetzt knapp 20 Zahlungsmöglichkeiten, sodass die Karte wohl keine wesentlichen Auswirkungen auf den Umsatz haben werde, heißt es vom chinesischen E-Händler. Es gehe mehr darum, sich dem russischen Markt gegenüber loyal zu zeigen, zitiert Vedomosti Mark Sawadskij, den Direktor für Business Development von AliExpress in Russland.

Die Mir-Kreditkarte wurde von der russischen Zentralbank eingeführt, um die Abhängigkeit von den US-Firmen Visa und MasterCard zu reduzieren. Beide hatten mit den US-Sanktionen 2014 die Kooperation mit zwei russischen Banken aufgekündigt. Bislang akzeptierten nur einheimische Unternehmen wie Aeroflot, die russische Bahn oder die Mobilfunkanbieter Megafon und Tele2 die Mir-Karten.


Finanzministerium: Haltung zur Verbrauchssteuer auf ungesunde Lebensmittel „vorsichtig”

In Russland diskutiert das Finanzministerium weiter über Verbrauchssteuern auf zuckerhaltige Getränke, elektronische Zigaretten und Palmöl. Man habe allerdings eine „vorsichtige Haltung“ dazu, sagte der stellvertretende Finanzminister Ilja Trunin gegenüber Journalisten.

Vor allem müsse man erst eine Antwort darauf finden, was „schlechte“ Lebensmittel seien.

Zur möglichen Höhe der Verbrauchssteuer sagte Trunin, dass der natürlich geringer sein sollte als bei Alkohol oder Bier, sonst wäre das „irgendwie komisch“.