Tagesübersicht Russlandgeschäft: 21.01.2016

Schwarzer Mittwoch und Donnerstag für den Rubel, Bridgestone baut Reifenfabrik in Uljanowsk, Zentralbank entzieht Lizenzen.

Willkommen zu Ihrer Tagesübersicht Russlandgeschäft am Donnerstag, den 21. Januar 2016. Gestern haben sich die Ereignisse überschlagen. Heute verliert der Rubel weiter an Wert. Bisheriger Höchststand für einen Euro: 92,58 Rubel.

Das sind heute unsere Themen:


Gestern war ein „schwarzer Mittwoch“, heute schon jetzt ein “dunkler Donnerstag”

Gestern war kein guter Tag für den Rubel. Heute ist leider auch kein guter Tag für den Rubel. Und für den Ölpreis. Aber das hängt ja bekanntlich zusammen.

„Schwarzer Mittwoch“, schrieb gestern Abend das Online-Portal Lenta.ru nachdem der Rubel im Tagesverlauf deutlich an Wert verloren hatte. Nach dem „Schwarzen Montag“ 1998 und dem „Schwarzen Dienstag“ im Dezember 2014 die logische Konsequenz. Es sieht wohl so aus, als ginge die Woche mit dem heutigen Donnerstag weiter.

Um mehr als vier Prozent schnellte der Rubelkurs zum Euro heute schon nach oben – auf über 92 Rubel. Mittlerweile (Stand: 10:30 Moskauer Zeit) lag er „nur“ noch bei +3,3 Prozent.

Eine Intervention der Zentralbank, um den Rubel zu stützen, wird nicht erwartet. Bei dem jetzigen Abwärtstrend wäre das eine Verschwendung der Reserven, sagen Experten. Nach Angaben der Zentralbank habe der Trend der Rubelschwächung vor dem Hintergrund des Rückgangs der Ölpreise einen “objektiven Charakter“. Der fiel heute um 1,65 Prozent auf 27,72 Dollar für einen Barrel der Sorte Brent (Lieferung März).

Anders als im Dezember 2014 sieht es derzeit wenig nach Panik aus. Der Trend ist stetiger, die Kursausschläge geringer.

UPDATE 16:00:

Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow erklärte hingegen heute, der Wechselkurs sei zwar volatil, er würde es aber nicht als “Absturz” bezeichnen. Weiter sagte er, dass der russische Präsident kein Sondertreffen bezüglich der russischen Wirtschaft plane. Die russische Zentralbank beobachte die Situation aber genau.


Bridgestone will seine erste Reifen-Fabrik in Russland eröffnen

Der japanische Reifenhersteller Bridgestone soll laut TASS seine erste Reifenfabrik in Russland eröffnen. Das Werk solle im Gebiet Uljanowsk in der zweiten Jahreshälfte 2016 eröffnet werden. Das sagte der Nachrichtenagentur ein Offizieller aus dem Bereich der Entwicklung der Region. Die Investitionen betrügen 12,5 Milliarden Rubel (147,7 Millionen Dollar)


VTB-Präsident Koston erwartet, dass die Sanktionen weitere zwei Jahre anhalten

Der Präsident der zweitgrößten russischen Bank VTB, Andrej Kostin, erwartet, dass die Sanktionen gegen Russland weitere zwei Jahre andauern. Das sagte er heute bei einem Business-Frühstück mit Investoren in Davos. „Was die Sanktionen betrifft, denke ich sollten wir noch zwei weitere Jahre warten.“ Ihm zufolge nähmen die geopolitischen Spannungen zwischen Russland und anderen Ländern aber ab. Europa brauche die Beziehungen mit Russland. Man bemühe sich, den Dialog mit dem Westen fortzusetzen. Auch wolle US-Präsident Obama vermutlich einige Ergebnisse erzielen, bevor er aus dem Amt scheide, sagte Kostin.


Zentralbank entzieht Wneschprombank die Lizenz

Die russische Zentralbank hat einer weiteren Bank die Lizenz entzogen. Diesmal ist es die Wneschprombank mit Sitz in Moskau. Das teilte heute der Pressedienst der Zentralbank mit.

Die Entscheidung sei getroffen worden, weil sich die Wneschprombank nicht an Gesetze zur Regulierung von Bank-Aktivitäten gehalten habe, die Vermögenswerte seien zurückgegangen und Berichte seien gefälscht worden. In den Bilanzen habe man ein Loch von 187,4 Milliarden Rubel entdeckt.

Auch einer Reihe von weiteren Banken wurden heute laut Zentralbank die Lizenzen entzogen etwa der Turbobank und der Miraf-Bank.


Gorbatschow ruft zu mehr Einsatz bei der Überwindung der Wirtschaftskrise auf

Michail Gorbatschow hat sich gestern zu der Krise gemeldet. Gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti mahnte er zu einem größeren Einsatz zur Überwindung der derzeitigen Wirtschaftskrise. “Die Situation ist äußerst schwierig. Wir befinden uns in einer derartigen Lage, dass gigantische Anstrengungen nötig sind – und zwar kluge, konstruktive -, um sie zu überwinden”, sagte der 84-jährige Friedensobelpreisträger.

Bislang fehle ein konkretes Programm seitens der Politik. Sie müsse “die Gesellschaft mobilisieren“.