“Black Friday” in Russland

Wie der Konsumfeiertag “Black Friday” in Russland begangen wird.

Russland feiert kein Thanksgiving. Dennoch sind die Händler des Landes dankbar für den Black Friday, den Freitag nach dem US-amerikanischen Feiertag (dem vierten Donnerstag im November), der mit seinen vielen Sonderangeboten gewöhnlich die Weihnachtssaison einleitet. Den dunklen Namen hat der Tag übrigens daher, dass es früher in den USA viele Unfälle und Unglücke gab, weil sich an diesem Tag so viele Menschen zum Einkaufen begaben.

In Russland leitet er genau genommen nicht die Weihnachts-, sondern die Neujahrssaison ein, aber außer, dass sie etwas später stattfindet, unterscheiden sich beide aus wirtschaftlicher Sicht kaum. Sie ist ebenfalls die wichtigste Zeit des Jahres für den Einzelhandel. Daher begehen auch die Russen den schwarzen Konsumfeiertag seit einigen Jahren.

Feiertag für den Einzelhandel seit 2013

2013 eröffneten russische und österreichische Unternehmer von “OOO Black Friday” eine spezielle Website blackfriday2013.ru für Händler und Konsumenten. Damit warben sie um die Händler. Viele davon sprangen auf. Darunter Ozon.ru, Otto, Phillips und Wikimar. Für jeden Verkauf erhielten die Organisatoren dann einen kleinen Anteil, auch, damit sich die Investition für das Marketing in Höhe von 700.000 Dollar rentierte.

Das Echo war groß, sowohl Kunden als auch Händler waren begeistert. Auch im nächsten Jahr. Der PR-Chef der russischen Elektronikkette „M.Video”, Anton Pantelejev sagte Ende 2014, dass im Zuge der Aktion 2014 bei ihnen mehr als 9.000 Online-Bestellungen eingegangen seien. Der Traffic auf ihrer Website habe sich um 30 Prozent erhöht und die Conversion-Rate sogar um 50. Am beliebtesten war 2014 Kleidung und knapp dahinter Elektronik.

Der diesjährige Black Friday

Daher gab es ihn auch dieses Jahr wieder. Am vergangenen Freitag, den 27. November lockten die Einzelhändler wieder die russischen Konsumenten. Trotz Krise. Teilweise empfingen die Geschäfte dafür sogar schon kurz nach Mitternacht die Kunden mit Rabatten. Manche mit Pre-Sales sogar schon am 26. November. Beworben wurden Preisnachlässe von teilweise bis zu 90 Prozent. In allen Bereichen von Mode, Kosmetik über Elektroartikel bis hin zu Spielzeug winkten Rabatte.

In Russland ist der „Tschornaja Pjatniza“ aber wie auch in den Vorjahren vor allem ein Online-Phänomen. Obwohl mittlerweile vereinzelt Händler ihre Angebotsschilder aufstellten.

Streiten sich in den USA schon einmal Menschen in den Geschäften um die Schnäppchen, wird in Russland aber oft nur friedlich geklickt. Auf mehreren Websites.

Mittlerweile gibt es nämlich eine ganze Reihe ähnlicher Portale für diesen Tag. Neben BlackFridaySale.ru trägt auch BlackFridayRussia.com den Namen der Aktion im Titel. Außerdem gibt es: Black-Friday-Club.ru, blackfriday.promokodabra.ru oder Russisch: черная-пятница.рф. Einige Online-Shops boten unabhängig davon eigene Aktionen an.

Black Friday in Russland
Screenshot von BlackFridaySales.ru: viele hohe Rabatte – noch mehr als drei Tage.

Mehr als 77-Stunden Freitag

Die Angebotsdauer war entsprechend unterschiedlich lang. Meist von Donnerstag 26. oder Freitag, den 27. bis Sonntag, den 29. oder Montag, den 30. November – so viel zu „Friday“. 2014 dauerte dieser 77 Stunden. Doch mit dem Konsumfeiertag soll auch in den Lagern der Händler Platz für neue Produkte für das Weihnachts- beziehungsweise Neujahrsgeschäft geschaffen werden.

Andererseits will man den Kunden wohl auch genügend Zeit geben, die Kaufentscheidungen in einer ökonomisch meist schwierigen Zeit zu überdenken. Auf der Website blackfridaysale.ru, das sich als “Original” bezeichnet, läuft der Countdown übrigens noch weitere drei Tage. Auch weiterhin erblickt man dort überall hohe Prozentzahlen.

Die Shopping-Plattform von Suchmaschinenanbieter Yandex, Yandex.Market, bot zur Feier seines 15. Geburtstages im gleichen Zeitraum (vom 26. bis zum 30. November) ebenfalls eine Sonderangebote an.

Kaufrausch in der Krise?

Nach Angaben des Veranstalters Blackfridaysale.ru nahmen mehr als 300 Unternehmen teil. Auf der Website konnte Ostexperte.de allerdings nur rund 150 Teilnehmer zählen.

Die großen Händler waren aber fast alle dabei: eBay, Ozon.ru, Ulmart.ru, die Elekronikketten M.Video, MediaMarkt, Citylink, Swjasnoj Euroset und MTS. Außerdem Tom Tailor, Mexx, LaModa sowie die Versandhäuser Otto und Quelle.

In einer Prognose sagte der Zahlungsservice ChronoPay, der mit einer Reihe der teilnehmenden Händler zusammenarbeitet, dass die Käufer dieses Jahr am Black Friday wohl rund 80 Prozent mehr ausgäben als an den normalen Wochenenden der letzten drei Monate. Die durchschnittliche Rechnung liege voraussichtlich bei 7.000 Rubel und die Verkaufszahlen 25 Prozent über denen von 2014 teilte Vadim Tobacco, der Verkaufsdirektor von ChronoPay mit.

Wie erfolgreich die Aktion war, wird sich erst zeigen, wenn die Händler ihre Umsatzzahlen veröffentlichen.

Iwan Kurguzov vom russischen Händlerverband „Elektronnaja Kommerzija“ (E-Commerce) rechnete im Vorfeld gegenüber Gazeta.ru damit, dass die russischen Käufer gerade in der Krise noch stärker auf die reduzierten Preise reagierten.

“Ich denke, das Ergebnis wird mit dem des Vorjahres vergleichbar sein. Im normalen Einzelhandels geben die Verkäufe nach und das Wachstum des Online-Handel ist nicht so groß wie in den Vorjahren.“ Die Aktivität während des Black Fridays werde allerdings “sehr groß” sein, sagte der Experte.

Das besagt auch eine Umfrage des Portals promokadabra.ru. Ihr zufolge wollten mehr Russen als letztes Jahr daran teilnehmen. Überwältigende 90 Prozent der Befragten wollten zumindest einmal nach Angeboten schauen. Auch planen sie der Studie zufolge, dieses Jahr mehr auszugeben als 2014. 22 Prozent gaben an, Ausgaben von mehr als 15.000 Rubel (rund 215 Euro) einzuplanen. Allerdings muss eingeschränkt werden, dass promokadabra.ru, das die Umfrage durchgeführt hat, eine Plattform für Promo-Codes und Schnäppchen ist und daher sicher nicht unabhängig. Außerdem nahm es selbst am Black Friday teil (siehe oben).

Ob das dem russischen Einzelhandel in der Krise nun Entlastung schafft, ist aber fragwürdig. Da der Black Friday ein importiertes und weltweites Phänomen ist (es gibt ihn auch in Deutschland), wurde wohl auch im Ausland Schnäppchen bestellt.


Was denken Sie über den Black Friday? Haben Sie an diesem Tag in Russland schon Schnäppchen gemacht? Ist er aus Unternehmenssicht ein Gewinn? Wir freuen uns über Ihre Kommentare unten, auf Facebook oder Twitter. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!