Jemals von “16 plus 1” gehört? Wikipedia – Fehlanzeige. Das Handelsblatt hat vor zwei Jahren mal darüber geschrieben, ansonsten schweigt der Blätterwald. Die Google-Suche listet Webseiten, die nur Eierköpfe in Thinktanks lesen.
Kurze Aufklärung: 16 plus 1 ist der Name einer Regionalorganisation, die aus 16 mittelosteuropäischen Staaten besteht – und China. Das Ganze existiert seit 2012, und wer glaubt, 16+1 sei Teil der EU-China-Kooperation, liegt daneben. Dann wären Serbien, Montenegro und Mazedonien nicht dabei und auch nicht, man höre und staune, Belarus. Sind sie aber.
Flächendeckend verbindet die 2012 von Peking ins Leben gerufene Initiative den Ländergürtel vom Finnischen Meerbusen (Estland) bis tief in den Balkan hinein. 16+1 flankiert das Infrastruktur-Megaprojekt der Chinesen, die “Neue Seidenstraße”, international “Belt and Road Initiative” genannt. Und 16+1 ist ein doppelter geopolitischer Schachzug: gegen die Expansion der westlichen Einflussphäre – NATO- und EU-Erweiterung – nach 1990 und gegen den Einfluss Russlands in der Region. Man kann nie wissen. Die chinesische Politik denkt in langen Zeiträumen.
Zum Einsatz kommen “Soft Power” und harte Dollars. Zehn Milliarden davon will Peking in der Region investieren. Am Anfang stehen 350 Kilometer Eisenbahn zwischen Belgrad und Budapest sowie Autobahnen in Montenegro und Mazedonien. In Budapest nahm im April das China-CEE Institut, ein chinesischer Thinktank, die Arbeit auf.
Die osteuropäischen Mächtigen sind mit Freude dabei. Zumal Peking sie nicht mit Demokratie-, Menschenrechts-, Transparenz- und Antikorruptionslektionen traktiert. Das neue Selbstbewusstsein der Mittelosteuropäer nach Jahren der Anpassung speist sich nicht zuletzt aus dem Bewusstsein: Wir können auch anders.
Der offizielle Westen straft das Projekt mit Missachtung. Das bringt zwar nichts, tut aber gut. Und wovor man die Augen verschließt, das ist auch nicht da; das wissen schon ganz kleine Kinder.