Tagesübersicht Russlandgeschäft: 31.03.2016

Situation der Wneschekonombank ernster, heute wird neuer AHK-Vorstand Schepp gewählt, Rosneft mit Gewinn, S7 Airlines mit Flottenerweiterung

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Donnerstag, den 31. März 2016. Heute haben wir diese Themen für Sie:


Finanzloch doch größer: Wneschekonombank muss gerettet werden

Gestern berichteten wir hier in der Tagesübersicht darüber, dass die staatliche russische Entwicklungsbank Wneschekonombank (VEB) finanzielle Unterstützung erhalten soll. Nun soll die allerdings deutlich größer ausfallen, als gestern geschrieben. Knapp zwei Milliarden Euro (150 Milliarden Rubel) sind offenbar nicht ausreichend. Insgesamt soll das Loch etwa 20 Milliarden Dollar groß sein.

Nun werden Optionen zur Rettung der staatlichen Bank diskutiert, der mit den westlichen Sanktionen ausländische Finanzierung weitgehend versperrt wurde. Das berichtet die Moscow Times unter Berufung auf ein Dokument, das der russischen Wirtschaftszeitung Vedomosti vorliegt.

Die russische Zentralbank wolle nun im Rahmen eines Debt-to-equity-swaps Schulden in Kapital umwandeln, heißt es. Außerdem sollen eine Reihe staatlicher Organisationen wie Finanzministerium und Nationaler Wohlfahrtsfonds weitere Mittel zur Verfügung stellen – und das trotz ohnehin klammer öffentlicher Finanzen.

Zu den weiteren Optionen zähle ein Verkauf der Gazprom-Anteile der VEB in Höhe von 2,7 Prozent, die derzeit rund 1,3 Milliarden Dollar wert sind, zitiert die Zeitung das Dokument. Ebenso sollen weitere Anteile, die die Bank hält, verkauft werden.

Auch Ausgaben für wohltätige Zwecke sollen nun auf eine Milliarde Rubel (15 Millionen Dollar) reduziert werden. Wie viel die Entwicklungsbank dafür zuvor ausgab, ist nicht klar.

Einem Analysten von Standard & Poor’s zufolge ist unklar, wie viel dieses Plans umgesetzt werde. Er löse jedoch die kurzfristigen Probleme der Bank und ermögliche es ihr, die ausländischen Schulden in Höhe von drei Milliarden Dollar in diesem Jahr zurückzuzahlen. Die grundsätzlichen Strukturprobleme der Bank, vor allem eine aufgeblähte Unternehmensstruktur und eine politisch getriebene Investmentstrategie, würden dadurch aber wohl nicht gelöst, sagte er.

Die Bank wurde in der Vergangenheit häufig dazu verwendet, Ziele der russischen Regierung zu unterstützen. Dazu gehört die Rettung von Banken in der Wirtschaftskrise von 2008 und 2009 und die Finanzierung von Teilen der olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi.

Gestern teilte Premierminister Medwedew aber gegenüber TASS mit, dass trotz der momentanen Situation nicht über eine Änderung der “generellen Ziele, für die die VEB erschaffen wurde” diskutiert werde.


Bei heutiger AHK-Mitgliederversammlung wird wohl Schepp als Nachfolger von Harms gewählt

Heute findet ab 14 Uhr in Moskau die ordentliche Mitgliederversammlung der Deutsch-Russischen Auslandshandelkammer (AHK) statt. Dort wird aller Wahrscheinlichkeit nach Matthias Schepp, der bisherige Büroleiter des Moskauer SPIEGEL-Büros, als Nachfolger von Michael Harms gewählt.

Harms tritt morgen in Berlin sein Amt als Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft an.


Rosneft mit Gewinn trotz niedriger Ölpreise

Trotz der niedrigen Ölpreise ist der Nettogewinn des russischen Mineralölkonzerns Rosneft 2015 um zwei Prozent auf 355 Milliarden Rubel gewachsen. Das geht aus den heute veröffentlichen Zahlen für das vierte Quartal 2015 und das gesamte Jahr 2015 hervor.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen (EBITDA) stieg im Vergleich zu 2014 um 17,8 Prozent auf 1,245 Billion Rubel (20,8 Milliarden Dollar). Und das trotz eine negativen steuerlichen Einflusses von -71 Milliarden Rubel und niedrigen Ölpreisen, heißt es in der Erklärung. Der Dollar-Rubel-Wechselkurs habe das jedoch zu Teilen abfangen können. Auch habe man Kosten einsparen können.


S7 Airlines erweitert seine Flotte um ein Zehntel

Die russische Fluggesellschaft S7 erweitert seine Flugzeugflotte laut Vedomosti um 10 Prozent. Sechs weitere Boeing 737-800-Maschinen sollen demnach geleast werden. 58 Maschinen umfasst der Fuhrpark der Airline momentan. 2015 war er nicht verändert worden.

Das Streckennetz solle erweitert werden und die Häufigkeit der Flüge auf mehr als 40 Strecken erhöht werden, gab eine Sprecherin der Linie bekannt.

Erst kürzlich hatte die Airline seine Frequenz auf der Strecke Berlin-Tegel – Moskau-Domodedovo gesteigert. Seit dem 27. März gibt es fünf Flüge pro Woche, ab Mai dann eine tägliche Verbindung, kündigte Air Berlin, der Codeshare-Partner von S7 an.


Veranstaltungstipp: Moskauer Gespräch zum Russlandgeschäft

Heute Abend findet das Moskauer Gespräch statt, das von der Moskauer Deutschen Zeitung und dem Deutsch-Russischen Forum veranstaltet wird. Das Thema: “Neue Handelsbarrieren? Deutsch-russische Wirtschaftsbeziehungen vor veränderten Realitäten”.
Veranstaltungsort ist das German Centre Moskau (Link zur Facebook-Veranstaltung).