Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Dienstag, den 28. Juni 2016. Das sind heute unsere Themen für Sie, liebe Leser:
- Erdogan entschuldigt sich: Beginnt jetzt der Türkei-Tourismus wieder?,
- Aeroflot zahlt 2015 keine Dividenden,
- Bloomberg: Sanktionen könnten Russland vor Brexit-Auswirkungen abschirmen,
- Brandenburgische Wirtschaft leidet unter Russland-Sanktionen,
- Neue Handelszahlen: Ost-Handel Deutschlands von Januar bis April 2016.
Erdogan entschuldigt sich: Wird jetzt der Türkei-Tourismus wieder aufgenommen?
Der türkische Präsident Recep Erdogan hat sich gestern überraschend bei Russland für den Abschuss einer russischen Su-24 Militärmaschine bei der türkisch-syrischen Grenze entschuldigt. Dadurch ist es nun wahrscheinlicher geworden, dass der Touristenverkehr zwischen den Ländern wieder aufgenommen wird. Das hoffte zumindest gestern Irina Turina, die Sprecherin des Verbands der Russischen Tourismusindustrie in einem Interview mit dem Moskauer Radiosender Goworit Moskwa.
„Wir haben sogar vor Freude aufgeschrien, weil die Türkei dem russischen Markt sehr fehlt. […] Die Touristen und Agenturen leiden sehr unter den fehlenden Türkei-Angeboten“, sagte sie. „Kein anderes Ziel kann mit der Türkei in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis und das Service-Level konkurrieren. Wir hoffen jetzt auf die Entscheidung einer Öffnung der Türkei.”
Die russische Tourismusindustrie könne die Charterflüge binnen eines Monats wiederaufnehmen. “Erste Flüge können schon in einer oder zwei Wochen gehen.”
Der Kreml hatte am Montag mitgeteilt, dass der russische Präsident eine Nachricht vom türkischen Präsidenten erhalten habe, in der sich Erdogan bereit erklärt habe, den Streit beizulegen. Russland sei Freund und strategischer Partner der Türkei. „Wir hatten nie den Plan, ein russisches Flugzeug abzuschießen.“ Außerdem äußerte der türkische Präsident den Angehörigen des Piloten sein Beileid. Erdogan entschuldigte sich demnach förmlich. Der Leichnam sei geborgen, hergerichtet und werde nach Russland überführt, berichtet die Nachrichtenagentur TASS.
Auch das wegen des Abschusses verhängte Importverbot Russlands für türkische Waren könnte nun aufgehoben werden.
Aeroflot zahlt 2015 keine Dividenden
Bei der jährlichen Hauptversammlung der russischen Fluggesellschaft Aeroflot wurden die Empfehlungen des Aufsichtsrats von Mai beibehalten, für 2015 keine Dividenden auszuschütten. Auch 2014 hatte es keine Dividenden gegeben, berichtet TASS. Die Airline schrieb 2015 rote Zahlen. Dafür sei die angespannte makroökonomische Lage sowie die Abwicklung des Konkurrenten Transaero verantwortlich. Jedoch nahm die Netto-Verschuldung im Vergleich zu 2014 um das 2,6-fache ab, berichtet TASS.
Bloomberg: Sanktionen könnten Russland vor Brexit-Auswirkungen abschirmen
Gestern veröffentlichte Bloomberg einen interessanten Artikel. Darin wird die These aufgestellt, dass die Isolation Russlands durch die Sanktionen den russischen Markt vor den Auswirkungen des Brexits schützen könnte. Der Rubel wurde gestern jedenfalls wieder stärker.
Brandenburgische Wirtschaft leidet unter Russland-Sanktionen
Die Brandenburgische Wirtschaft warnt vor den langfristigen Folgen der Russland-Sanktionen. „Die seit nunmehr zwei Jahren andauernden Strafmaßnahmen haben schmerzhafte Spuren hinterlassen”, sagte die Präsidentin der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK), Beate Fernengel laut DPA und B.Z..
Sie kritisierte, dass sich die EU-Mitgliedsländer nicht für eine Aufhebung des Embargos entscheiden konnten. Die EU hatte vor wenigen Tagen im Grundsatz beschlossen, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland nochmals um sechs Monate zu verlängern. Eine offizielle Entscheidung steht noch aus.
Die verhängten Maßnahmen seien spürbar, so Fernengel. Brandenburger Exporte nach Russland sanken laut der IHK seit 2013 von 305 Millionen Euro auf 205 Millionen Euro im Vorjahr.
Die Russland-Importe gingen von 2013 bis 2015 um fast 40 Prozent zurück: von 6,3 Milliarden Euro auf 3,9 Milliarden Euro. Den bislang höchsten Wert der Importe aus Russland gab es nach den Angaben 2012 mit 7,4 Milliarden Euro.
Ein strategischer Zukunftsmarkt mit großen Möglichkeiten bleibe durch die Sanktionen verschlossen, betonte Fernengel. Betroffen seien etwa 550 märkische Unternehmen. Besonders spürbar sei die Entwicklung in den Bereichen Kraftfahrzeuge und Maschinenbau. Unternehmen, die sich auf das Russland-Geschäft spezialisiert hatten, seien inzwischen in der Existenz bedroht, äußerte sich die Präsidentin der IHK in Brandenburg.
Neue Handelszahlen: Ost-Handel Deutschlands von Januar bis April 2016
Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft hat neue Handelszahlen für die von ihm betreuten Länder Osteuropas veröffentlicht. Wir haben uns diese Zahlen des Ost-Handels Deutschlands für Januar bis April 2016 näher angesehen. Hier geht es zum Artikel.