Tagesübersicht Russlandgeschäft: 25.07.2016

Willkommen zurück aus dem Wochenende zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Montag, den 25. Juli 2016. Das sind heute unsere Themen für Sie:


Inoffizielle Anordnung von oben: Rosneft soll nicht an Privatisierung teilnehmen

Russlands größter Ölproduzent Rosneft soll von der Privatisierung von Baschneft ausgeschlossen werden, berichtet Vedomosti (hier auf Englisch) unter Berufung auf ein Regierungsmitglied aus dem Finanz- und Wirtschaftsbereich.

Der russische Präsident Wladimir Putin habe inoffiziell explizite Anweisungen gegeben, dass Unternehmen im Staatsbesitz nicht an der Privatisierung von Baschneft teilnehmen sollen. Der Kreml hält 69,5 Prozent an Rosneftegaz, zu dem auch Rosneft gehört.

„Wir sind kategorisch gegen diese Idee [dass Rosneft an der Privatisierung teilnimmt]: das wäre keine echte Privatisierung“, sagte der Offizielle.

Die geplante Baschneft-Privatisierung soll dem Staatshaushalt rund 242 Milliarden Rubel einbringen (rund 3,7 Milliarden Dollar).

Putin hatte bereits zuvor betont, dass die Privatisierungs-Deals strikt den Regeln und legalen Anforderungen folgen müssten. Unter anderem besagen diese, dass Unternehmen mit einer Staatsbeteiligung von mehr als 25 Prozent nicht teilnehmen dürfen. Diese Regel gilt allerdings nicht für Rosneft.

Gegenüber Vedomosti sagte ein Rosneft-Vertreter, dass man noch keine direkten oder indirekten Anzeichen dafür gesehen habe, dass das Unternehmen nicht teilnehmen dürfte. „Wir haben aber auch nie gesagt, dass wir Baschneft kaufen wollen, sondern dass wir einen gewissen Spielraum haben wollen, damit wir diese Frage in Erwägung ziehen können.“

VTB Capital, das die Privatisierung leitet, versandte vergangene Woche Einladungen an mögliche Kandidaten.

„Wenn Rosneft an der Privatisierung teilnimmt, dann ist das nur ein Herumschieben desselben Geldes“, zitiert Vedomosti einen weiteren Vertreter.


Arbeiter streiken wieder im Wostotschnyj Kosmodrom

Mehr als 200 Arbeiter streiken im Wostotschnyj Kosmodrom, dem Weltraumbahnhof im Fernen Osten Russlands. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Freitag (hier auf Englisch bei The Moscow Times).

Die Arbeiter hätten ihre Arbeit niedergelegt, weil Löhne nicht gezahlt worden sein. Einer der Arbeiter sagte, dass das Management des Arbeitgebers Spezdorstroj höherstehende finanzielle Probleme als Grund für die Zahlungsverzögerungen angegeben habe.

„Ich arbeite im Start-Bereich seit 2012 und wir hatten seitdem keine solchen Verzögerungen. Sie gaben uns 41 Prozent des Mai-Lohns und sagten uns, sie könnten uns nur einen Abschlag von 5000 Rubel [rund 75 Dollar] am 30. Juli geben“, sagte ein Arbeiter laut der Zeitung Vedomosti.

Insgesamt 215 Arbeiter unterzeichneten eine Stellungnahme, dass sie am Freitag die Arbeit niederlegen würden. Sie würden erst wieder zur Arbeit zurückkehren, wenn die ausstehenden Löhne für Mai und Juni gezahlt wurden.

Bereits diesen Monat hatte eine Gruppe Arbeiter, die bei einem anderen Arbeitgeber angestellt ist, aus demselben Grund gestreikt. Sie kehrten jedoch einen Tag nachdem sie sich mit dem Management getroffen hatten wieder zur Arbeit zurück.

Im April war der ehemalige Direktor eines der Bauunternehmen, die für Wostotschnyj verantwortlich sind, zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Unternehmensgelder veruntreut hatte.


SPON-Korrespondent Benjamin Bidder verlässt Moskau

Benjamin Bidder, langjähriger Russlandkorrespondent für SPIEGEL ONLINE, verlässt Russland in Richtung Hamburg. Dort wird er im Wirtschaftsressort arbeiten. In einem ausführlichen Facebook-Post erklärt Bidder den Schritt und kündigt sein im September erscheinendes Buch “Generation Putin” (Partnerlink) an.

“Ich kann mir auch heute noch keinen spannenderen, wichtigeren Posten im Journalismus vorstellen als den eines Moskau-Korrespondent. Der Titel ist in Wahrheit natürlich eine bodenlose Untertreibung. Die Jobbeschreibung müsste eigentlich “Schreibender Abenteurer für All-Postsowjetistan” heißen.”

Er freue sich “riesig auf die Erfrischung”, auch wenn erst jetzt so richtig klar werde, wie sehr sie Moskau lieb gewonnen hätten. “Natürlich ist Russland wieder gut zu uns gewesen. Und ich wünschte mir sehr, es wäre einmal auch genauso gut zu sich selbst.“


Russisches Finanzministerium erwartet für 2016 eine Inflation von 5,5 bis 6 Prozent

Russisches Finanzministerium erwartet für 2016 eine Inflation von 5,5 bis 6 Prozent, sagte der stellvertretende russische Finanzminister Maximo Oreschkin am Montag gegenüber Journalisten. TASS zitiert ihn: “Die Inflation wird sich im Bereich von 5,5 bis 6 Prozent bewegen. … Wir sehen keine ernsthaften Einschränkungen für die Zentralbank, wieso nicht das 4-Prozent Ziel [bis Ende 2017] erreicht wird”, sagte er.

Im August könne es eine kleine Deflation geben, fügte er hinzu. Zuvor hatte die Zentralbank gesagt, dass sie glaube, dass es zwischen August und September in Folge saisonaler Faktoren zu einer Deflation kommen könne.

“Wir haben unsere Inflationsprognose für das Jahresende nicht verändert. Bislang liegt sie bei 5 bis 6 Prozent”, sagte die Zentralbank-Chefin Elvira Nabiullina.