Tagesübersicht Russlandgeschäft: 18.08.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Donnerstag, den 18. August 2016. Heute haben wir besonders viele Themen für Sie:


Rating-Agentur Moody’s verbessert Russlands Aussichten

Die US-Rating-Agentur Moody’s rechnet damit, dass in Russland die Rezession zu Ende geht. 2017 sei mit einem Wachstum von zwei Prozent zu rechnen, so Moody’s mit Blick auf die Erholung am Ölmarkt und eine steigende Industrieproduktion, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.


Medwedew: Die Lösung von Umweltproblemen darf nicht wegen geringerer Haushaltsmittel verschoben werden

Der russische Premierminister Dmitrij Medwedew sagte am Mittwoch laut TASS, dass die Lösung von Umweltproblemen nicht wegen geringerer Haushaltsmittel verschoben werden dürfe.

Der Premier sagte das bei einem Regierungstreffen über den föderalen Haushalt 2017 und für die geplanten Umweltschutz-Maßnahmen 2018-2019.

„Ein Budget-Defizit und die Makroökonomie sind sehr abstrakte Dinge für die meisten Menschen. Dagegen machen sich die Menschen um die Wasser- und Luftqualität, die Lagerung von Müll, Recycling und gefährliche Naturkatastrophen wie Waldbrände deutlich mehr Sorgen“, sagte Medwedew.

Diese Probleme müsse man jetzt angehen. Man könne sie nicht verschieben bis man eine bessere Haushaltslage habe. Jede Region habe Umweltprobleme, die auch Risiken für die Gesundheit der Bürger zur Folge hätten.

Auch die Erhaltung der Natur und der Schutz von gefährdeten Arten sei ein wichtiger Arbeitsbereich. Ebenso die Entwicklung von Nationalparks.


Deutschlands Gas-Importe von Gazprom stiegen in der ersten August-Hälfte um 11,7 Prozent

Die Gas-Importe Deutschlands von Gazprom stiegen laut Gazprom CEO Alexej Miller in der ersten Augusthälfte um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund zwei Milliarden Kubikmeter.

Im Vergleich zu Juli betrage die Zunahme der Importe sogar 22,1 Prozent, sagte Miller gegenüber TASS. Und das, obwohl der August traditionell der Zeitraum für Reparaturarbeiten an den Pipelines sei und normalerweise eine schwache Nachfrage zeige.

Zuvor hatte der Gazprom-Chef erklärt, dass die Versorgung mit Gazprom-Gas nach Europa vom 1. Januar bis zum 15. August 2016 um 10,4 Prozent oder 9,9 Milliarden Kubikmeter gestiegen sei.


Moskauer Gericht bestätigt Urteil gegen Google

Das 9. Moskauer Arbitrargericht hat Googles Einspruch gegen die vom russischen Antimonopoldienst (FAS) verhängte Strafe abgewiesen. Das teilte eine Vertreterin der Behörde am gestrigen Mittwoch TASS mit.

Google war wegen Wettbewerbsverstößen mit vorinstallierten Apps auf seinem Android-Betriebssystem Anfang August zu einer Strafe von 438 Millionen Rubel verurteilt worden. Am 15. August hatte das FAS berichtet, dass man sich mit dem US-Unternehmen nicht außergerichtlich einigen konnte.

Der russische Google-Konkurrent Yandex, der das Verfahren angestrengt hatte, begrüßte das Urteil.


Lewada-Studie zu Krise und gegenseitigen Sanktionen

Das Lewada-Institut hat die russische Bevölkerung zur Wirtschaftskrise und zu den gegenseitigen Sanktionen befragt. Laut der Studie des Meinungsforschungsinsituts spüren 57 Prozent der Bürger die Krise, berichtet der Kommersant.

70 Prozent seien jedoch für die Fortsetzung des bisherigen Kurses – trotz EU- und US-Sanktionen. 29 Prozent der russischen sehen darin den Grund für bedeutende Probleme der russischen Wirtschaft.

Andererseits denkt ein Drittel, dass vor allem der Westen unter den russischen Gegensanktionen leidet, 15 Prozent meinen, vor allem Russland sei Leidtragender der Strafmaßnahmen und 20 Prozent halten beide Seiten für gleichermaßen betroffen.

Das russische Lebensmittelembargo halten 58 Prozent für sehr effizient, 22 Prozent hingegen für sinnlos, weil darunter vor allem die eigene Bevölkerung leide.


Umsatz von “VKontakte” im 1. Halbjahr 2016 um 41 Prozent gewachsen

Der Umsatz des beliebtesten Sozialnetzwerks in Russland, VK, ist im ersten Halbjahr um 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen und belief sich auf 3,81 Milliarden Rubel. Das gab die Mail.ru Group, zu der VK gehört, heute bekannt.

Das Sozialnetzwerk hat übrigens in der Nacht auf den 17. August alle seine User auf ein neues Design umgestellt.


Lesetipp: „Der Wilde Osten“ – Viehwirtschaft in Russland

In der Süddeutschen Zeitung (kostenpflichtig, hier bei Blendle) ist heute ein äußerst lesenswerter Bericht von den russischen Rinderfarmen bei Brjansk im Westen Russlands erschienen.

Mehr als 50 Rinderfarmen habe die russische Miratorg Holding dort schon eröffnet, schreibt die SZ. Bis 2018 sollen 40 dazukommen. Dafür wurden Tausende Jungtiere aus Australien und den USA eingeschifft – Black Angus, frostverträglich und mit dem bei Steakessern beliebten marmorierten Fleisch. Auch amerikanische Cowboys kamen ins Land, die die Russen bei der Rinderaufzucht unterstützen sollen – mit Dolmetscher: “Kühe kann ein Cowboy auf der ganzen Welt verstehen, aber um sich mit den russischen Kollegen zu verständigen, braucht er Hilfe.“

In Brjansk steht nun der größte Schlachthof Europas – bislang ist der mit 400.000 Tieren nur halb ausgelastet. Es soll einmal die größte Herde der Welt entstehen. Das Importverbot für westliche Lebensmittel kam den Betreibern dabei gerade recht.

Die Fleischfabrik ist aber zu groß für den russischen Markt. Und für Rindfleisch – noch dazu teueres – fehlt das Geld und teilweise auch das Verständnis. In viele andere Länder wird das Fleisch bereits exportiert. “Nur die Europäische Union lässt das Rindfleisch aus Brjansk bisher nicht in die Läden. Weil im April 1986 während der Havarie in Tschernobyl der Wind ostwärts wehte, ist das Gebiet Brjansk das am stärksten verstrahlte in Russland.”

Laut Miratorg selbst, liegt die Sperrzone für die landwirtschaftliche Nutzung aber „weit” (200km) entfernt.