Tagesübersicht Russlandgeschäft: 16.06.2016
Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Donnerstag, den 16. Juni 2016. Das sind heute unsere Themen:
- Petersburger Wirtschaftsforum eröffnet heute,
- Zentralbank: MIR-Kreditkarten könnten anfällig für Hackerangriffe sein,
- Russland mit höchster Wachstumsrate der ausländischen Direktinvestitionen in Europa,
- „FED-Entscheidung beeinflusst die russische Wirtschaft indirekt“,
- Uljukajew: Rezession zum Jahresende vollständig vorbei.
Petersburger Wirtschaftsforum eröffnet heute
In St. Petersburg hat heute das St. Petersburg International Economic Forum (SPIEF) begonnen, das wohl wichtigste Wirtschaftsforum Russlands. Neben fast allen hochrangigen russischen Politikern, darunter der russische Präsident Wladimir Putin persönlich, sind dabei auch der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon anwesend, ebenso der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi, EU-Kommissar Günther Oettinger und der frühere französische Präsident Sarkozy. Und natürlich jede Menge Wirtschaftsvertreter.
Juncker wird sich im Rahmen des Forums zu einem Gespräch mit Putin treffen. Die deutschen und europäischen Wirtschaftsverbände hatten das als Zeichen einer Annäherung klar begrüßt. Das Treffen Putins mit Ki-moon könnte das letzte mit dem UN-Generalsekretär in dieser Funktion sein.
Insgesamt will Putin auf dem Forum Gespräche mit 40 Unternehmensvertretern aus 18 Ländern führen. In diesem Jahr haben sich zum Forum Vertreter von 500 ausländischen Unternehmen aus 60 Ländern (2015 waren es 319) und 600 russischen Unternehmen (2015 waren es 486) angekündigt, wie Präsidentenberater Jurij Uschakow mitteilte. Etwa die Hälfte der ausländischen Unternehmen wird durch ihre Chefs vertreten sein. Das durch sie repräsentierte Investitionskapital umfasst zehn Milliarden US-Dollar, doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.
Laut RBC liegen die durchschnittlichen Hotelpreise während des Forums übrigens bei rund 2000 Rubel pro Nacht.
Von den deutschsprachigen Vertretern diskutiert heute bereits OMV-Chef und AHK-Präsident Rainer Seele mit niemand Geringerem als Russlands Außenminister, Sergej Lawrow, und Gazprom-Chef Alexej Miller über das Verhältnis EU/Russland. „Session Russia and the EU: What Follows the “Strategic Partnership” that Never Happened?“ (14:15 – 15:30 Pavilion F Conference Hall F3).
Aus deutscher Sicht wird aber die wohl wichtigste Veranstaltung erst morgen stattfinden. Sie trägt den Titel: „Russia–Germany: Improving the competitive edge of the Russian and German economies via cooperation in Industry 4.0 applications“
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Freitag, den 17. Juni: 10:15-11:30 im Congress Centre, Conference Hall D4.
Trade and investment relations between Russia and Germany are among the most fruitful for Russia and EU countries, led by automotives, transport and infrastructure, energy and energy efficiency, machine engineering, and other manufacturing sectors. Industry 4.0 initiatives herald a potential revolution in approaches to production, but to harness the advantages and maintain competitiveness companies must invest in multiple areas simultaneously.
- What are the challenges and opportunities in adopting Industry 4.0 approaches to production?
- What strategies, standards, and business models should companies embrace in order to remain competitive?
- How might Russian and German industrial sectors collaborate more closely to implement the most modern and efficient means of production?
Moderator:
- Prof. Klaus Mangold, Chairman of the Supervisory Board, TUI AG
Panellist:
- Dr. Wolfgang Buchele, Chief Executive Officer, Member of the Executive Board, Linde AG
- Vadim Chekletsov, Executive Director, Russian Research Centre on the Internet of Things
- Aleksandr Grankin, Co-Founder, Commercial Director, Internet of Things Platform GO+
- Stefan Hoechbauer, President for Middle and Eastern Europe, SAP SE
- Alexey Mordashov, Chairman, Severstal
- Alexander Morozov, Deputy Minister of Industry and Trade of the Russian Federation
- Gunther Herman Oettinger, Commissioner for Digital Economy and Society at the European Commission
- Victor Polyakov, General Director, Tibbo Systems
- Dr. Hans Martin Schabert, Chairman of the Management Board, Vossloh AG
- Klaus Schaefer, Chairman of the Management Board, Uniper AG
- Harald Schwager, Member of the Board of Executive Directors, BASF SE
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Unter anderen dabei: Klaus Mangold, Honorarkonsul der russischen Föderation in Baden-Württemberg und Mitglied in den Aufsichtsräten verschiedener deutscher Unternehmen, dann Wolfgang Büchele, Ost-Ausschuss-Vorsitzender und Linde-Chef sowie Klaus Schäfer, Chef der E-On-Abspaltung Uniper. Außerdem: EU-Kommissar Oettinger.
Mangold nimmt zudem als TUI-Aufsichtsratsvorsitzender an einer Veranstaltung zum Thema „Tourismus“ teil.
Ein besonderes „Highlight“ aus deutscher Sicht: bei einer der vielen Veranstaltungen mit dem Ex-Finanzminister und bei den Medien beliebten russischen Wirtschaftsexperten Alexej Kudrin wird zum Thema „charity and philanthropy“ auch Prinzessin Gloria von Thurn und Taxis (als „Chief Executive Officer of an Internationally Operating Private Historical Fortune“) auf dem Podium sitzen.
Zentralbank: MIR-Kreditkarten könnten anfällig für Hackerangriffe sein
Die russische Zentralbank warnt laut RBC davor, dass die neue nationale Kreditkarte „MIR“ (dt.: Welt/Frieden) anfällig für Cyberattacken sein könnte.
Ein Vertreter des Cyber-Sicherheitszentrums der Bank, FinCERT, Alexander Tschebar, sagte, dass Angriffe gegen die Remote Computer Systeme des Zahlungsdienstes gerichtet sein könnten, die es Hackern ermögliche Karteninformationen zu lesen. Er betonte jedoch, das Sicherheitssystem der Karte sei auf einer Ebene mit anderen internationalen Systemen.
Das MIR-Zahlungssystem war von der russischen Zentralbank eingeführt worden, um sich von der Abhängigkeit der US-Marktführer Visa und MasterCard zu lösen. Beide hatten mit den US-amerikanischen Sanktionen 2014 die Verbindungen zu einigen russischen Banken abgebrochen.
Russland mit höchster Wachstumsrate der ausländischen Direktinvestitionen in Europa
Die Zahl der Projekte mit ausländischen Direktinvestitionen wuchs 2015 um 61 Prozent auf 201. Damit sei Russland einer der führenden Länder bei den Wachstumsraten solcher Projekte, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY), die beim Petersburger Wirtschaftsforum präsentiert wurde.
Im European Attractiveness Survey von EY heißt es weiter: „Russland liegt den 8. Platz unter den europäischen Ländern im Bezug auf ausländische Direktinvestitionen, aber die Zahlen haben sich signifikant verbessert: die Zahl der Projekte ist um 61 Prozent gestiegen.“
Damit hat Russland die höchste Wachstumsrate. Absolut liegt Großbritannien mit 1065 Projekten vor Deutschland mit 946 Projekten und Frankreich (598), berichtet TASS.
„FED-Entscheidung beeinflusst die russische Wirtschaft indirekt“
Die gestrige Entscheidung der US-Notenbank FED, den Leitzins unverändert bei 0,25-0,5 Prozent beizubehalten, sei erwartet worden und beeinflusse die russische Wirtschaft indirekt, sagte der stellvertretende CEO der russischen VTB-Bank heute gegenüber TASS.
„In diesem Jahr könnte es noch eine weitere Leitzinserhöhung geben. Unsere Kollegen der amerikanischen Banken sehen die Situation nicht als positiv für die US-Wirtschaft an, weil die Kredite stagnieren.“ Er sehe keine Zeichen dafür, dass die FED den Leitzins erhöhen wolle und fügte hinzu, dass dies „den russischen Markt indirekt beeinflussen wird“ und „möglicherweise sogar positiv“ für Russland sei.
Bei der Entscheidung der FED am 15. Juni hatte die Notenbank impliziert, dass in diesem Jahr noch zwei Zinsanhebungen folgen könnten.
Uljukajew: Rezession zum Jahresende vollständig vorbei
Die Rezession der russischen Wirtschaft werde zum Ende des Jahres 2016 vollkommen aufgehört haben, sagte der russische Wirtschaftsentwicklungsminister, Alexej Uljujajew, heute beim SPIEF.
„Der Tiefpunkt der Rezession der russischen Wirtschaft ist passiert; es gibt eine rapide Erholung seit dem dritten Quartal. Die russische Wirtschaft wird Wachstum zeigen und die Rezession wird zum Jahresende 2016 vollkommen vorbei sein“, sagte der Minister.