Tagesübersicht Russlandgeschäft: 09.02.2016

Aktion gegen illegale Stände in Moskau, russischer Arbeitsminister trifft europäische Unternehmen und mehr Internet-Nutzer in Russland

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Dienstag, den 9. Februar 2016. Heute wurde bekannt, dass deutsche Unternehmen 2015 so viel wie noch nie exportiert haben. Die Ausfuhren ins Ausland erreichten eine Höhe von 1,196 Billionen Euro und damit 6,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Im Russlandgeschäft haben wir diese Themen für Sie:


Aktion “Erdbeben”: Wie Moskau gegen illegale Stände vorgeht

Wundern Sie sich nicht, wenn es heute in der Nähe einer Moskauer Metro-Station wie nach einem Erdbeben aussieht. Seit gestern Abend gab es in Moskau an vielen Orten Aktionen gegen illegal errichtete Stände und Gebäude. Viele wurden in einer riesigen Nacht-und-Nebel-Aktion abgerissen, sodass nun viele Moskauer die Umgebung ihrer Metro-Station kaum wiedererkannten.

Betroffen waren unter anderem die Umgebung der Metro-Stationen Tschistye Prudy, Kropotkinskaja, Arbatskaja, Akademitscheskaja, Belorusskaja und Nowoslobodskaja. Hier finden Sie eine Karte der betroffenen Gebäude von Moslenta, damit Sie nachsehen können, ob auch Stände in Ihrer Nähe dabei sind.

Seit gestern am Morgen lief die Spezialoperation. Morgens wurde bei den entsprechenden Gebäuden die Strom-, Gas- und Wasserversorgung abgeschaltet. Dann kam die Polizei und sperrte ab. Am Abend kamen die Abrissfahrzeuge. Noch nie seien in Moskau so viele Gebäude auf einmal abgerissen worden, schreibt Varlamov.ru (mit vielen Bildern und Informationen zur Aktion; auf Russisch). “Heute sind Sie in einem neuen Moskau aufgewacht”, heißt es dort.

Vedomosti spricht vom Abriss von „mindestens 97 Gebäuden“. Es müssen sich teilweise dramatische Szenen zwischen den Besitzern, die noch arbeiteten als die Bulldozer kamen, und den Behörden abgespielt haben. Einige Läden hatten nämlich nicht einmal geschlossen und Schilder aufgehängt: “Wir sind nicht selbstgebaut”. Andere beriefen sich sogar auf die Verfassung, die sie an ihren Fenstern aushingen – es half nichts. In den nächsten Tagen soll der Schutt weggeräumt werden.

Um die Aktion ist eine Kontroverse entstanden, weil sie zu Krisenzeiten die kleinen Händler besonders schlimm trifft. Teilweise hatten Sie die Gebäude selbst legal gekauft und mit der Errichtung nichts zu tun. Nun müssen Sie auch die Abrisskosten tragen.

Die Frist für die nächsten Gebäude läuft bis zum 23. Februar. Bis dahin können sie freiwillig selbst abreißen.

Hier einige weitere beeindruckende Bilder von der Aktion, die das Erdbeben-Bild vom Anfang untermauern. Hier finden Sie Bilder von vorher.

DRWN.de hat zu den Hintergründen einen Artikel verfasst.


Russischer Minister für Arbeit und Soziales: Situation auf dem Arbeitsmarkt ist ruhig

Russlands Arbeitsminister Maxim Topilin hat heute an einem Treffen mit dem europäischen Unternehmerverband AEB teilgenommen. Dort sagte er, die Situation auf dem russischen Arbeitsmarkt sei „relativ ruhig“. Noch sei die Arbeitslosigkeit “nicht sonderlich hoch“, zitiert ihn RIA Novosti. Man wolle den Markt aber mit Programmen unterstützen. Als besorgniserregend bezeichnete Topilin den Rückgang der Reallöhne „um etwa 9,5 Prozent“. Bei vorigen Krisen sei er nicht so stark gewesen.

Von Unternehmerseite gibt es unter anderem Fragen zum Föderalen Gesetz Nr. 116, das unter anderem Leiharbeit regelt (siehe diesen Artikel).


Österreichischer Landwirtschaftsminister rechnet mit „wesentlichem Fortschritt“ bei Sanktionen

Der österreichische Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) rechnet noch in diesem Jahr beim russischen Embargo für landwirtschaftliche Produkte aus der EU mit einem “wesentlichen Fortschritt”. Es müsste bald “wieder zu vernünftigen Handelsbeziehungen” kommen, sagte Rupprechter am Montag bei einer Agrartagung in Wien laut österreichischem „Standard“.

Die österreichischen Agrar- und Lebensmittelexporte nach Russland brachen aufgrund der Sanktionen im Jahr 2015 um 43 Prozent auf 107,1 Millionen Euro ein. “Das tut extrem weh“, sagte er. Man habe aber in anderen Ländern aufholen können. Die Reise des Vize-Kanzlers und Parteikollegen Mitterlehner nach Moskau vor wenigen Tagen sei ein gutes Zeichen gewesen.


Mehr russische Internet-Nutzer

Laut einer Umfrage der GfK stieg die Verbreitung des Internets in Russland Ende 2015 erstmals über 70 Prozent. Damit sind 84 Millionen Russen über 16 Jahren online. Das sind vier Millionen mehr als noch ein Jahr zuvor.

GfK schreibt diesen Anstieg den mobilen Verbindungen zu. Der Umfrage zufolge hat sich der Zugang zu mobilem Internet in Russland im Laufe des Jahres mehr als verdoppelt.

Der Anstieg ist auf die ältere Bevölkerung zurückzuführen. 97 Prozent der jungen Nutzer (16-29) sind schon online – meist mobil (70 Prozent gehen mit Telefonen ins Internet).

In den Großstädten – vor allem in Moskau – liegt die Zahl ebenfalls wesentlich höher als in den Regionen. Doch die ländlicheren Gegenden holen auf. Dazu tragen auch die verhältnismäßig geringen Kosten für mobiles Internet bei.