Russland plant Logistik-Drohne für E-Commerce bis 2025

Logistikdrohnen zur Entwicklung des russischen E-Commerce

Das russische Industrieministerium erwägt den Einsatz von Drohnen für die Logistik im Bereich E-Commerce. Dies berichtet die Tageszeitung Iswestija

Kommerzielle Drohnen gelten als Vorbote der Industrie 4.0. Laut Goldman Sachs liegt das größte Marktpotenzial im Bausektor. Drohnen ermöglichen die Inspektion, Vermessung und Überwachung von Gebäuden. Ebenfalls ein großes Potenzial bietet die Landwirtschaft. Bauern könnten mithilfe von Drohnen den Ackerbau optimieren. Die Systeme eignen sich zum Beispiel für Spritzeinsätze von Nützlingen, Pestiziden und Düngemitteln.

Drohnen im Logistik-Bereich

In Ballungsräumen könnte auch der Logistik-Bereich profitieren. Der Online-Versandhändler Amazon plant den Einsatz unbemannter Fahrzeuge zur Lieferung von Paketen. Ein Hindernis sind dabei häufig die gesetzlichen Vorschriften und strenge Sicherheitsvorkehrungen. Doch es gibt Fortschritte: In der Schweiz wurden die ersten Luft-Shuttle-Verbindungen genehmigt. Auch in den USA hat die Supermarktkette 7-Eleven erfolgreich ein Pilotprojekt gestartet.

Inzwischen wittert das russische Industrieministerium das Marktpotenzial von Logistikdrohnen. Im Rahmen einer Strategie zur Entwicklung des russischen Online-Handels empfiehlt es den kommerziellen Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen bis 2025. Sie seien ein Baustein zur Lösung von Logistikproblemen im E-Commerce, so die Einschätzung des Ministeriums. Auch die russische Post führt eigenen Angaben zufolge Verhandlungen mit Drohnenherstellern.

Zeppeline als fliegende Lagerhalle

Das Ziel des Strategiepapiers, das gemeinsam mit der Sberbank entwickelt wurde, ist die Reduzierung von Lieferzeit und Kosten. „Die Lösung des Logistikproblems erfordert staatliche Maßnahmen zur Stimulierung“, zitiert Iswestija aus dem Dokument. Deshalb will das Industrieministerium „Liefermethoden entwickeln“ und die „Automatisierung“ der Logistik mithilfe von Drohnen, 3D-Druckern und anderen Technologien fördern.

Nach Angaben des russischen Branchenverbands AeroNet könnten Drohnen kostenaufwendige Kurzstrecken beliefern. Für weit entfernte Gebiete wie Sibirien seien Zeppeline als „fliegende Lagerhalle“ geeignet. Drohnen könnten Pakete aus einem Luftschiff heraus an die einzelnen Adressen zustellen. In den USA hat Amazon ein entsprechendes Patent eingereicht. Doch der Verband räumt ein, dass diese Idee bisher Zukunftsmusik sei.

Weiter Weg bis zur Massentauglichkeit

Doch der Einsatz von Logistkdrohnen bis 2025 sei nicht unrealistisch, so AeroNet. Davor müssten jedoch zahlreiche Probleme gelöst werden. Bisher gebe es in Russland weder gesetzliche noch administrativen Regelungen für den kommerziellen Einsatz solcher Flugsysteme. Zur landesweiten Umsetzung benötige man allerdings Überwachungssysteme, ZertifikateVersicherungen und Ladestationen.

Laut dem russischen Verband für E-Commerce Akito sei der Einsatz von Logistikdrohen mit zahlreichen Risiken behaftet. Zwar gebe es in den USA und Japan erste unbemannte Paketzustellungen im B2B-Bereich, doch bis zur Massentauglichkeit sei es ein weiter Weg. „In unserem Land können Waren unmöglich an die Veranda geliefert werden“, scherzte der Verband in Hinblick auf die Diebstahlgefahr. Auch herabstürzende Drohnen seien ein Risiko.