Russischer Konzern NLMK droht USA wegen Strafzöllen
Der russische Stahlhersteller NLMK könnte Mitarbeiter in seinen Werken in den US-Bundesstaaten Indiana und Pennsylvania entlassen. Dies geht aus einem Schreiben an das US-Handelsministerium hervor. Darin fordert der Konzern eine Ausnahmeregelung für die im März verhängten Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Dies berichtet Wedomosti.
Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle sorgen weiterhin für Ärger. Der russische Stahlriese NLMK, dessen Produktionen in Indiana und Pennsylvania einen Anteil von 3% am US-Stahlmarkt haben, droht der Regierung in Washington mit einem massiven Stellenanbau. Falls die USA keine Ausnahmeregelung zulasse, müsse sogar mit einer Schließung beider Werke gerechnet werden. Rund 9.000 Jobs seien bedroht, schreibt der Konzern an das Handelsministerium.
Eigenangaben zufolge produzieren die US-Ableger des russischen Konzerns rund zwei Millionen Stahl pro Jahr. Eigentlich sind ausländische Unternehmen, die in den USA herstellen, nicht von den Strafzöllen betroffen (25% auf Stahl, 10% auf Aluminium). Doch Rohmaterial und Halbfabrikate importiert der Konzern zur Weiterverarbeitung aus Russland.
Die USA sind der drittwichtigste Markt für NLMK. Der Anteil am Gesamtgeschäft beträgt 11,3% bzw. 1,8 Mio. Tonnen Stahl. Zudem zählt der Konzern zu den fünf größten Stahlherstellern in den Vereinigten Staaten.
NLMK: Protektionismus negativ für US-Konsumenten
NLMK warnt in seinem Schreiben an das US-Handelsministerium, dass die protektionistischen Maßnahmen der Trump-Administration zu einem Anstieg der Stahlpreise führen werden. Diese finanzielle Mehrbelastung müsse letztlich der US-Konsument ausbaden, so der Konzern.
Jedoch seien auch Jobs in Gefahr. So droht NLMK mit einem Stellenabbau von bis zu 25% in Pennsylvania und bis zu 80% in Indiana. Zudem müsse der Konzern möglicherweise sein geplantes Investitionsprogramm im Umfang von 664 Mio. US-Dollar bis 2022 absagen.
Laut Maxim Chudalow, Experte der Moskauer Ratingagentur ACRA, kosten Halbfabrikate zur Stahlherstellung in den USA deutlich mehr als in Russland. Deshalb wäre es für NLMK nicht profitabel, wegen der Strafzölle auf Importe aus Russland zu verzichten. Derzeit wird das Rohmaterial aus dem Stammwerk in Lipezk in die USA geliefert. Nach Angaben von Robert Miller, CEO der NLMK-Tochter in den USA, gebe es in den Vereinigten Staaten keine ausreichenden Rohstoffkapazitäten.
Experte: Produktion trotz Strafzölle profitabel
Nikolai Sosnowski, Experte für Vermögensverwaltung bei Prosperity Capital, bezweifelt jedoch einen großen Schaden für NLMK. Derzeit kaufe der Konzern in Russland eine Tonne Vormaterial für rund 550 Dollar, in den USA dagegen liege der Preis bei 1.000 Dollar. Selbst bei einem Importzoll in Höhe von 25% wäre die Produktion immer noch profitabel, glaubt Sosnowski. Laut Raiffeisenbank profitiert NLMK zudem von hohen Stahlpreisen in den USA.
Maxim Chudalow (ACRA) hält eine mögliche Schließung der NLMK-Werke in den USA für übertrieben. Der russische Konzern sei deutlich profitabler als seine US-Gegenspieler, so der Experte. Zudem könne der Konzern nicht so schnell 9.000 Arbeiter entlassen. Bis zum 30. Mai entscheidet das Handelsministerium, ob es eine Ausnahmeregelung zulässt.