Chinas Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung in China als großes Problem

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Lebensmittelverschwendung ist auf der ganzen Welt ein großes Thema, in China sieht sich die Regierung jedoch mit einem besonders großen Konsum an Lebensmitteln und deren Verschwendung konfrontiert. Grundsätzlich leben die Menschen in China einen sehr üppigen Lebensstil, wozu auch das Essen zählt. Im Restaurant wird dann nicht nur ein Gericht bestellt, sondern gerne auch mal zwei bis drei Speisen pro Person. Wird in der Gruppe gegessen, ist die Verschwendung sogar noch größer.

Grundsätzlich werden dabei mehr Gerichte bestellt, als Gäste, die am Tisch sitzen, um Wohlstand zu signalisieren. Das hat zusätzlich auch etwas mit der Großzügigkeit des Gastgebers zu tun, welche kulturell geprägt ist. Was dabei aber nicht gegessen wird, landet schließlich im Mülleimer. Es ist fast schon eine Tradition, dass der Gastgeber mehr Gerichte für seine Gäste bestellt, um nicht geizig zu wirken. Schon mehrmals versuchte man durch einzelne Initiativen mehr Bewusstsein für das Essen zu schaffen und auf die hohe Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen – offensichtlich mit wenig Erfolg, wenn man sich die Zahlen anschaut.

2018 wurde ein Bericht über die Lebensmittelverschwendung in Chinas Städten veröffentlicht. Wissenschaftler haben innerhalb von 6 Jahren 366 Restaurants in Beijing, Shanghai, Chengdu und Lhasa untersucht und festgestellt, dass allein in der Gastronomie 93 Gramm Lebensmittel pro Kopf weggeworfen werden. Die Verschwenungsrate liegt bei rund 11 Prozent, wird in der Gruppe gespeist sogar bei 38 Prozent.

Online-Kampagne für bewussten Umgang mit Lebensmitteln

Das Problem der Lebensmittelverschwendung betrifft allerdings nicht nur China, sondern die ganze Welt. Laut Sternefood.de werden weltweit jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Essen weggeworfen, in Deutschland landen davon jährlich etwa 12 Millionen Tonnen in den deutschen Mülleimern – das sind pro Kopf etwa 55 Kilogramm. Russland zerstörte beispielsweise seit der Einführung des Produkt-Embargos etwa 19.000 Tonnen Lebensmittel und Agrarprodukte. Betrachtet man diese Verschwendung vor dem Hintergrund der weltweit etwa 821,4 Millionen Menschen, die an Hunger leiden, ist das ein Skandal.

Wieder einmal möchte die Staats- und Parteiführung Chinas deswegen jetzt auf die hohe Verschwendungsrate aufmerksam machen und zu mehr Bewusstsein für Lebensmittel aufrufen. Xi Jinping selbst bezeichnete die Lebensmittelverschwendung bereits als schockierend und verwerflich. Daraufhin wurde eine groß angelegte Online-Kampagne gestartet, um zu sparsamen Essen und Bestellen in Restaurants aufzurufen. Dabei geht es hauptsächlich um die üppigen Gruppen-Bestellungen – künftig sollen Besucher auch hier weniger bestellen, um die Verschwendung gering zu halten.

Diese Kampagne hat allerdings auch wirtschaftliche Gründe, denn besonders bei Sojabohnen und Getreide ist China auf Importe angewiesen. Die Staatsführung will durch einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln schließlich auch die Abhängigkeit solcher Importe verringern.

Restaurants ergreifen erste Maßnahmen

In Peking geht der Lieferdienst Ele.Me sogar noch einen Schritt weiter und empfiehlt den Kunden, nur noch eine halbe Portion statt eine ganze zu bestellen. In anderen Restaurants dürfen Gäste künftig eine Portion weniger bestellen als Gäste, die am Tisch sitzen. Manche ziehen dabei sogar zwei Portionen ab. Einen Shitstorm erlebte dabei bereits eine chinesische Restaurantkette, die eine Waage am Eingang platzierte und den Gästen Gerichte nach Körpergewicht empfahl. Das geschah laut Inhabern vor dem Hintergrund einer gesunden Ernährung und einem sparsamen Umgang mit Lebensmitteln, eine öffentliche Entschuldigung für dieses Vorgehen folgte aber trotzdem.

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Titelbild: Unsplash
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