Ausbau von tschechischem Atomkraftwerk ohne Russlands Staatskonzern Rosatom
Nicht tragbar: Russlands staatlicher Atomkonzern wurde von der Ausschreibung für den Ausbau des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany ausgeschlossen. Die tschechische Regierung begründet die Entscheidung mit Sicherheitsbedenken.
Sie gelten als führende Atomkraftexperten weltweit, ihre Technik verkauft sich überall auf dem Globus. Trotzdem: bei der Ausschreibung für die Erweiterung des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany darf Russlands staatlicher Atomkonzern Rosatom nicht mitmachen. Auch nicht als Subunternehmer an dem 6 Milliarden Euro Projekt ist der Staatskonzern geduldet, wie russische Medien berichteten. Tschechiens Regierung begründet die Entscheidung mit der Explosion eines Munitionslagers in Vrbetice im Jahr 2014, für die sie russische Agenten verantwortlich macht. Dass die Vorwürfe nun auch Auswirkungen auf das wirtschaftlich sehr wichtige Projekt haben, zeigt, wie angespannt das Verhältnis zwischen Tschechien und Russland aktuell ist.
Bereits am Samstag hatte der tschechische Interims-Außenminister Jan Hamacek deswegen 18 russische Diplomaten des Landes verwiesen – Moskau reagierte daraufhin mit der Ausweisung tschechischer Diplomaten. In einer Erklärung von Regierungschef Andrej Babis wurde der Vorwurf erhoben, dass es einen “begründeten Verdacht auf die Beteiligung russischer Agenten des Militärgeheimdienstes GRU an der Explosion des Munitionslagers in Vrbetice im Jahr 2014” gebe. Babis verwies auf “eindeutige Beweise unserer Sicherheitsorgane”. In Moskau wies man die Vorwürfe zurück. Es handele sich um einen “feindseligen Schritt” und eine weitere “antirussische Aktion”, mit der die tschechische Regierung den USA gefallen wolle, bezog das russische Außenministerium Stellung.
Zuvor hatten die Tschechen bereits ein chinesisches Unternehmen wegen Sicherheitsbedenken von der Ausschreibung ausgeschlossen. Das Dukovany-Kraftwerk ist eines von zweien Kernkraftwerken des Landes. Es wurde in den Jahren 1985-1987 im Südosten Tschechiens errichtet und besteht aus vier Kraftwerksblöcken des veralteten sowjetischen Typs WWER-440. Das Kernkraftwerk deckt etwa 20 Prozent des Energieverbrauchs des Landes ab. Der Bau eines neuen Reaktorblocks soll nun einen der veralteten Blöcke im KKW Dukovany ersetzen. Der Auftrag für den neuen Kraftwerksblock, der 2036 ans Netz gehen soll, wird nun an Unternehmen aus Frankreich, Südkorea oder den USA gehen.
Quelle: Kommersant, MDR