Wegen Nordkorea? Moskauer Tempbank verliert Lizenz

Russische Zentralbank entzieht Tempbank ihre Lizenz

Die Moskauer Tempbank hat ihre Lizenz verloren. Sie steht auf der US-Sanktionsliste und war beteiligt an Finanzierungsprojekten in Syrien, Nordkorea und dem Iran. Die Sanktionen gelten als Hauptgrund für die Schwierigkeiten des Kreditinstituts. Bis zur Liquidation führt die Zentralbank eine Interim-Verwaltung ein. Dies berichtet die Nachrichtenagentur TASS.

Die russische Zentralbank setzt ihre Bereinigung des maroden Banksektors fort. Der Oktober beginnt mit der Moskauer Tempbank, die im russischen Banksektor gemessen nach Vermögenswerten auf Rang 174 steht. Bereits am 5. April 2017 hatte die Russische Einlagensicherungsagentur (ASW) temporär die Verwaltung der finanziell angeschlagenen Bank übernommen. Grund dafür sei laut TASS die „prekäre finanzielle Situation“ des Kreditinstituts gewesen.

Die Zentralbank hatte in den letzten Monaten mehreren Banken ihre Lizenz entzogen, unter anderem der Jugra-Bank. Eine Ausnahme stellt die als „systemrelevant“ geltende Großbank Otkritie dar, die nun von der Zentralbank gerettet wird. Auch die angeschlagene B&N Bank soll durch den Fonds zur Konsolidierung des Banksektors gestützt werden.

Laut Zentralbank sei das Geschäftsmodell der Tempbank darauf ausgerichtet gewesen, die „Interessen der Eigentümer“ zu bedienen. Die Aufseher haben ein „bemerkenswertes Volumen“ notleidender Vermögenswerte feststellen können. Laut einer Zentralbank-Stellungnahme seien finanzielle Risiken seitens des Managements unzureichend bewertet worden.

US-Sanktionen gegen Russland

Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Michail Gaglojew, steht seit 2014 auf der US-Sanktionsliste. Nach Angaben des amerikanischen Finanzministeriums soll er „Millionen von Dollar“ an den syrischen Machthaber Baschar al-Assad überwiesen haben. Auch die Regierungen im Iran und in Nordkorea sollen Gelder der Tempbank erhalten haben. Im Dezember 2016 belegten die USA weitere Mitarbeiter des Bank mit Strafmaßnahmen.

Laut Artjom Dejew, einem führenden Analysten des Finanzberaters AMarkets, ist der Lizenzentzug als klares Signal zu bewerten. Russische Banken seien dazu angehalten, ihre Transparenz maximal zu erhöhen, erklärte der Experte gegenüber Gazeta.ru. Die jüngste Entscheidung der Zentralbank wird kaum Einfluss auf den Finanzsektor haben, vermutet Juri Stepanow, CFO der russischen Anwaltskanzlei BMS Law Firm. Dafür seien die Anteile der Bank „zu gering“ gewesen. „Die Mehrheit der Banken ist in einem stabilen Zustand“, sagte der Anwalt.