Morgenkommentar am 7. Februar 2017

Fake News. Alternative Fakten. Postfakten. Lügen. Die blanke Wahrheit. Wurden früher nur Produkte und Dienstleistungen beworben, so wirbt man heute für Behauptungen. Oder macht die des Gegners schlecht, je nachdem. Was bekommen wir nicht alles zu hören, seit die neuen Kalten Kriege zwischen Populisten und Eliten, zwischen dem Westen und Russland toben?

Moskau: Lisa wurde vergewaltigt. Den Haag: MH 17 wurde von den Russen abgeschossen. CIA: Der Kreml betreibt mit gehackten Mails US-Politik. Russisches TV: Deutsche Spione in der Ukraine gefasst. Washington: Russen stecken hinter “Pizzagate”-Anschuldigungen gegen Hillary Clinton. Kreml: US-Dienste haben den Kiewer Putsch eingestielt. Amnesty International: 13.000 Gehenkte in Syrien. BND: Keine Beweise für russische Wühlarbeit.

Oder morgen vielleicht doch Beweise? Alles kann wahr sein, alles gelogen. Die offiziellen Stellungnahmen zum Kölner Silvester 2015 reichten ja auch von “keine besonderen Vorfälle” bis zu “tausende Übergriffe”. Leicht hat es nur, wer eine feste Überzeugung besitzt, in Moskau etwa: Der Westen ist schuld. In Berlin etwa: Russland ist schuld. Oder die AfD. Oder die Systemparteien. Wem so etwas fehlt, der fühlt sich notgedrungen manipuliert. Und zwar von allen Seiten.

Wer von der Lügenpresse spricht, bedient sich bei zig obskurantistischen Webseiten. Die sind meist noch schlimmer, aber dann auch wieder so absurd, dass es wenigstens nicht langweilig ist. Während man den zehnten Anti-Trump-Artikel auf einer einzigen Zeitungsseite schon gar nicht mehr lesen mag. Und wenn er die reine Wahrheit enthielte, nichts als die Wahrheit.