EU plant Importzölle auf Stahl aus Russland
EU plant Importzölle auf warmgewalzten Stahl aus Russland
Die EU-Kommission will Anti-Dumping-Zölle auf warmgewalzten Stahl aus Russland verhängen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Die Importzölle sollen bis zu 33% betragen. Betroffen sind auch Stahlimporte aus Ukraine, Iran und Brasilien. Insgesamt hat die EU 40 Anti-Dumping-Maßnahmen getroffen, um europäische Stahlproduzenten zu schützen. Bereits im Juni 2017 wurde warmgewalzter Stahl aus China mit Zöllen in Höhe von 35,9% belegt.
Nach Öl und Gas ist Stahl die drittgrößte Industrie der Welt. Die EU klagt seit langer Zeit, dass Importe aus Ländern wie Russland und China starken Preisdruck auf Europas Industrie ausüben. 2016 hatte die EU bereits Zölle auf kaltgewalzten Stahl aus Russland und China eingeführt.
Die jüngste Maßnahme sei „nicht perfekt“, so die US-amerikanische Investmentbank Jefferies in einer Stellungnahme. Dennoch könnte sie dazu führen, „den Importdruck auf die EU“ zu lockern und „die Gewinnerwartungen lokaler Stahlproduzenten“ zu erhöhen.
Beschwerde des Branchenverbunds Eurofer
Die EU-Kommission hatte im Juli 2016 Untersuchungen gegen Stahlimporte aus den oben genannten Ländern (einschließlich Serbien) eingeleitet. Sie folgte auf eine Beschwerde des europäischen Branchenverbunds Eurofer. Offenbar mit Erfolg: Serbiens Marktanteil an warmgewalztem Stahl in der EU betrug 2015/2016 rund 12,6%. Im Jahre 2013 sind es nur 7,5% gewesen. Die Preise für serbischen Stahl waren seitdem um fast ein Viertel gefallen.
Dennoch sieht die EU davon ab, serbische Importe mit Zöllen zu belegen. Anders sieht es für den Hersteller ArcelorMittal Brasil aus, der auf warmgewalzten Stahl künftig 16,3% entrichten soll. Auch die brasilianischen Konzerne Usinas Siderurgicas (17,5%) und Companhia Siderurgica National (15,7%) sind betroffen.
Russische Hersteller sind betroffen
Der russische Stahlgigant Magnitogorskij Metallurgitscheskij Kombinat (MMK) wird künftig Zölle in Höhe von 33% zahlen, der zweitgrößte russische Stahlproduzent Severstal 5,3%. Das Nowolipezker Metallurgische Kombinat (NLMK) soll künftig 15% entrichten.
Im Iran trifft es den Stahlhersteller Mobarakeh Steel mit 23%. Die islamische Republik darf wieder Stahl exportieren, weil die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen den Iran abgeschafft hat. In der Ukraine ist die Metinvest Group mit Zöllen in Höhe von 19,4% betroffen. Die Verordnung tritt ab dem 6. Oktober 2017 in Kraft.
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Ist ja interessant, dass man auch Stahl aus der Ukraine mit Zöllen belegen will, mit der man ja seit ein paar Jahren ein Assoziierungsabkommen hat, angeblich um den Handel zu erleichtern. Dieses Abkommen wurde ja damals mit großen Aufwand und mit Hilfe einer teils blutigen Revolution durchgepeitscht – selbstverständlich nur, um den armen Ukrainern eine leuchtende europäische Perspektive zu eröffnen. Aber in Wirklichkeit ist das Ziel des Abkommens anscheinend schon erreicht, wenn die Ukraine ihren Markt für Produkte aus der EU öffnet. Der umgekehrte Weg wird von EU-Seite wohl eher nicht angestrebt, wäre ja noch schöner! Und hat man nicht vor kurzem noch Donald Trump für seine Abschottungspolitik („America first!“) gerügt? Schlimm ist es halt immer nur, wenn`s die anderen machen…