Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Donnerstag, den 7. Juli 2016. Das sind unsere Themen:
- Preise für Flugtickets von Russland in die Türkei stiegen deutlich,
- GTAI: Russlands Verbraucher gewöhnen sich ans Sparen,
- Russland beginnt Alrosa-Privatisierung,
- Landwirtschaftsminister Tkatschow: Aufhebung der Türkei-Sanktionen nicht überstürzen,
- Pobeda mit Schwierigkeiten in Europa.
Preise für Flugtickets von Russland in die Türkei stiegen deutlich
Der Preis für Flugtickets von Moskau in das türkische Antalya sind in der letzten Woche um 75,6 Prozent gestiegen. Die Fluggesellschaften preisen den erneuten Andrang russischer Touristen in die Türkei ein.
Daten der russischen Vereinigung der Tourveranstalter besagen, dass die Zahl der Direkt- und Verbindungsflüge nach Antalya um 25 Prozent stiegen, seit Russlands Präsident Putin die verhängten Tourismusbeschränkungen gegenüber der Türkei am 30. Juni offiziell aufhob.
Es wird jedoch damit gerechnet, dass die Preise in den kommenden Wochen wieder um 30 Prozent fallen, wenn auch Charterflüge von der Föderalen Lufttransportagentur wieder zugelassen werden.
Laut dem Reiseveranstalter-Verband hätten allein am 5. Juli um die 23.000 Personen nach Flugtickets Richtung Antalya gesucht. Flüge nach Istanbul seien nicht so stark nachgefragt worden.
Der Grund für diese Zurückhaltung könnte die Angst vor Terroranschlägen, wie jüngst am 28. Juni am Instanbuler Flughafen, sein. Die Türkei hat jedoch ihre Sicherheitsmaßnahmen seitdem deutlich verstärkt.
GTAI: Russlands Verbraucher gewöhnen sich ans Sparen
Einem Bericht von Germany Trade and Invest (GTAI) zufolge gewöhnen sich die russischen Verbrauer in der Krise, die sich immer länger hinzieht zunehmend ans Sparen. Die Einkommen sinken von Monat zu Monat. Das drücke die Kauflaune der eigentlich als konsumfreudig geltenden Russen. Affektkäufe würden seltener, man suche gezielt nach Rabatten und kaufe die günstigeren Eigenmarken der Händler.
Einer aktuellen PwC-Umfrage zufolge warten die Russen das Ende der Krise erst ab, schreibt GTAI. Mittlerweile verzichtet demnach jeder dritte Russe auf Impulseinkäufe; vor einem Jahr waren es nur 5 Prozent. Außerdem stieg der Anteil der Bevölkerung, der im Kaufhaus zu günstigen Eigenmarken der Supermarktketten greift, von 10 auf 30 Prozent. Schon fast jeder zweite Russe sucht gezielt nach Rabattaktionen.
In der PwC-Umfrage gaben 79 Prozent der Menschen an, persönlich von der Krise betroffen zu sein. Sogar 84 Prozent sagten, sie hätten ihre Ausgaben gesenkt. Ob Lebensmittel, Kleidung, Kosmetik oder Hygieneartikel – über die Hälfte der befragten Bürger gab an, weniger und günstigere Waren einzukaufen. Eine „gestiegene Verbraucherdisziplin“ bescheinigt PwC den Kunden.
Russland beginnt Alrosa-Privatisierung
Russland hat begonnen, 10,9 Prozent der Anteile des weltgrößten Diamantenherstellers Alrosa zu verkaufen. Mit dieser Privatisierung soll der momentan eher klamme russische Staatshaushalt aufgebessert werden.
Anträge können seit Mittwochabend und bis spätestens Freitag 18 Uhr gestellt werden. Der Staat rechnet dadurch mit Einnahmen von 50 Milliarden Rubel (rund 700 Millionen Euro). Unter potentiellen Käufern seien auch viele ausländische Fonds, berichten RBC und TASS.
Landwirtschaftsminister Tkatschow: Aufhebung der Türkei-Sanktionen nicht überstürzen
Zwar ist das Ende der russischen Türkei-Sanktionen beschlossen, aber man will es dabei offenbar nicht überstürzen – vor allem aus Angst, russische Landwirtschaftsunternehmen zu schädigen, die die türkischen Importe ersetzten. So äußerte sich der russische Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschow am Mittwoch laut Interfax.
Die russischen Behörden hätten noch keine Entscheidungen über die Einfuhr von Gemüse aus der Türkei getroffen. „Bei den Lebensmitteln beeilen wir uns nicht, unsere Märkte zu öffnen“, sagte Tkatschow. „Die Gründe dafür sind klar: Wir müssen vor allem unsere landwirtschaftlichen Hersteller unterstützen.“
Am Dienstag hatte sich Premierminister Dmitrij Medwedew geäußert, dass noch keine Entscheidung für die Wiederaufnahme der Gemüse-Lieferungen aus der Türkei nach Russland getroffen sei. Das werde noch mit den Partnern aus der Türkei diskutiert.
Pobeda mit Schwierigkeiten in Europa
Die russische Billigairline und Aeroflot-Tochter “Pobeda” hat einem Bericht des “Kommersant” zufolge Schwierigkeiten im Ausland. Etwa habe die Lufthansa den Verkauf billiger Pobeda-Tickets in die Schweiz unterbunden (Flug bis Memmingen in Deutschland, dann Weiterreise per Bus nach Zürich). Die deutsche Fluglinie hatte sich über die billigen Preise beschwert. In Innsbruck habe das Unternehmen sich mit Austrian Airlines nicht über Flug-Slots einigen können. Es gebe am Flughafen keine freien Slots.
Aber auch Erfolge hat die Fluggesellschaft zu verzeichnen: Seit Jahresbeginn hat sie bereits über zwei Millionen Passagiere befördert. Bis Ende des Jahres sollen mindestens noch einmal so viele folgen, hofft das Unternehmen.