Russland finanziert Ägyptens erstes Atomkraftwerk
Kairo – In Anwesenheit der Präsidenten von Russland und Ägypten, Wladimir Putin und Abdel Fattah el-Sisi, fand die Unterzeichnung der Verträge zum Bau des Atomkraftwerks El Dabaa statt.
Die Dokumente wurden vom Generaldirektor der staatlichen Atomenergiebehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, und dem ägyptischen Minister für Elektrizität und Erneuerbare Energien, Mohamed Shaker, unterzeichnet.
Gemäß den unterzeichneten Verträgen wird Rosatom in der Region Matrouh an der Mittelmeerküste das Atomkraftwerk El Dabaa bauen. Insgesamt soll es vier VVER-1200-Blöcke umfassen und während der gesamten Betriebszeit Kernbrennstoff liefern. Dies soll dazu beitragen eine wettbewerbsfähige Strompreisgestaltung in Ägypten, über einen Zeitraum von 60 Jahren, sicherzustellen. Darüber hinaus wird Rosatom Personalschulungen durchführen und die ägyptischen Partner in den ersten 10 Jahren der Inbetriebnahme des AKW El Dabaa beim Betrieb und der Wartung unterstützen. Im Rahmen eines weiteren Vertrags wird Russland einen eigens gebauten Lager- und Vorratsbehälter für die Lagerung abgebrannter Brennelemente errichten.
Vertrag ist Rekordgeschäft in der Atomindustrie
Der erste Block des AKW El Dabaa soll im Jahr 2026 in Betrieb genommen werden. Rosatom-Generaldirektor Alexej Lichatschow sagte dazu:
„Die Verträge, die wir unterzeichnet haben, sind ein Rekordgeschäft in der Geschichte der Atomindustrie. Die Gesamtkosten aller vier Aufträge belaufen sich auf Milliarden von US-Dollar und sind gleichzeitig das größte Nicht-Rohstoff-Deal in der russischen Geschichte. Wir haben unseren Partnern in Ägypten eine einzigartige umfassende Vereinbarung angeboten, die den gesamten Lebenszyklus des Kraftwerks umfasst, das heißt 70 bis 80 Jahre.
Heute ist Rosatom das einzige Unternehmen auf der Welt, das in der Lage ist, das gesamte Spektrum friedlicher nuklearer Dienstleistungen anzubieten. Die Entwicklung der ägyptischen Atomindustrie ist auch für Russlands Wirtschaft wichtig, da Dutzende von Rosatom-Unternehmen bedeutende Aufträge erhalten und der globalen Gemeinschaft den Vorteil russischer Nukleartechnologien präsentieren können.“
Gleichzeitig bewertet der Justin Dargin, einer der weltweit führenden Energieexperten für den Nahen Osten von der Universität Oxford die Entscheidung folgendermaßen:
„Ein entscheidendes Merkmal hinter Russlands Exportdominanz beruht auf finanzieller Flexibilität und großzügiger staatlicher Unterstützung. Und diese Faktoren werden durch den technologischen Fortschritt der russischen Nukleartechnologie in den letzten zwei Jahrzehnten noch verstärkt, woran die westlichen Konkurrenten nicht anknüpfen können. All diese genannten Faktoren verstärken sich gegenseitig und haben die russische Atomindustrie auf eine starke Aufwärtsentwicklung gebracht.”
Rosatom will Ägyptens nukleare Infrastruktur fördern
Dargin sieht offensichtliche Vorteile, die das Projekt für die ägyptische Wirtschaft bringt: „Seit etwa einem Jahrzehnt sucht Ägypten nach zusätzlichen Möglichkeiten, seine Energiesicherheit zu festigen und die Kernenergieerzeugung steht ganz oben auf der Liste. Das Land erwartet, fast 10 Prozent seines Strombedarfs mit Hilfe der Kernenergie zu decken.”
Weiterhin wies der Experte darauf hin, dass Ägypten neben dem erwarteten Technologietransfer, derzeit die Entwicklung seiner indigenen technischen Expertise durch die Interaktion mit russischen Kernenergieexperten vorantreibt. Schließlich, glaubt Dargin, sei die Entwicklung der Kernenergie einer der Bereiche, auf denen Ägypten seine historische Partnerschaft und seine starken Beziehungen zur Russischen Föderation wieder aufbauen könnte.
Im Rahmen der Umsetzung des El Dabaa-Projekts wird Rosatom Ägypten auch bei der Entwicklung seiner nuklearen Infrastruktur sowie der Projektlokalisierung, Ausbildung von Atomkraftwerk-Fachkräfte und Förderung der öffentlicher Akzeptanz der Kernenergie unterstützen.
Quelle: kremlin.ru, CC BY 4.0 [/su_spoiler]