Rossija Sewodnja bricht Reuters-Deal ab

Rossija Sewodnja verzichtet auf Vertrag mit Reuters

Das russische Medienunternehmen Rossija Sewodnja hat einen Deal mit der britischen Nachrichtenagentur Reuters auf Eis gelegt. Man gibt vor, sich an einem Bericht der Firma zu stoßen, in dem den russischen Staatsmedien versuchte Manipulation der US-Wahlen unterstellt wird. Dies berichtet The Moscow Times.

Für ein Jahr sollte der ausgehandelte Vertrag gelten und das Videomaterial der Nachrichtenagentur Reuters für Rossija Sewodnja zur Verfügung stellen. Nun weigert sich der staatliche Medienkonzern jedoch, das Dokument zu unterzeichnen. Stattdessen tönen Worte der Entrüstung aus Moskau.

„Die westlichen Medien haben einen neuen Tiefpunkt erreicht“, erklärt Margarita Simonjan, Chefredakteurin von Rossija Sewodnja sowie dem Auslandssender RT, im Gespräch mit RIA Nowosti. Allerdings gehört auch RIA Nowosti zum Netzwerk des Medienunternehmens Rossija Sewodnja, das Simonjan unterstellt ist.

Reuters: RISS-Pläne zur Beeinflussung der US-Wahl

In einem Report vom vergangenen Freitag hatte Reuters von Papieren eines Putin nahestehenden Think Tanks berichtet. Laut der Nachrichtenagentur sollen die Dokumente vom Russischen Institut für Strategische Studien (RISS) stammen und eine Beeinflussung der vergangenen US-Wahl vorschlagen.

So nimmt der Artikel Bezug auf ein Papier, das im März 2016 publiziert worden sei. In diesem werde nahelegt, staatliche Sender sowie die sozialen Medien zu nutzen, um einen russlandfreundlichen Kandidaten zu unterstützen. Ein weiteres Dokument soll zudem den Kreml aufgefordert haben, mit den eigenen Einflussmöglichkeiten das amerikanische Wahlsystem zu diskreditieren.

Russische Seite zweifelt an Glaubwürdigkeit des Berichts

Rossija Sewodnja stößt sich insbesondere an der Nennung von RT (ehemals Russia Today) und Sputnik als Instrumente, welche an der Umsetzung jener Pläne beteiligt gewesen seien. Angezweifelt wird außerdem die Seriosität der von Reuters benannten Quellen.

Die Nachrichtenagentur bezöge sich lediglich auf „sieben Typen“, die behaupteten, ein oder zwei russische Berichte gesehen zu haben, kritisiert RIA Nowosti. Dies verdiene definitiv einen Oscar. Auch der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies die Erkenntnisse des Reuters-Berichts zurück: „Sieben anonyme Quellen ersetzen nicht den Wert einer richtigen.“

Auch finanzielle Motive möglich

Ob Rossija Sewodnja jedoch bei aller Empörung nur wegen des Reports vom Kauf der Reuters-Rechte zurückgetreten ist, scheint fragwürdig. So berichtete die russische Zeitung Wedomosti im letzten Jahr über Kürzungen im Budget der staatlichen Medienanstalten. Das Unternehmen könne also auch aus finanziellen Gründen einen Rückzieher gemacht haben.

Titelbild
Quelle: Vladimir Sergeev, Headquartered RIA Novosti 01, Size changed to 1040x585px, CC BY 3.0 [/su_spoiler]