Lesetipp: „Putins russische Welt“ von Manfred Quiring

Lesetipp: „Putins russische Welt: Wie der Kreml Europa spaltet“ von Manfred Quiring

Ab sofort stellt Ihnen Ostexperte.de regelmäßig ausgewählte Bücher und andere Produkte zu Russland, China und Eurasien vor. Unser heutiger Lesetipp ist „Putins russische Welt“ von Manfred Quiring. Exklusiv für Ostexperte.de-Leser veröffentlichen wir einen Auszug aus dem Buch.


Wie will der Kreml Europa spalten?

Ein Auszug aus dem Klappentext:

Der Russlandexperte Manfred Quiring unterzieht das Regime Putin einer radikalen Kritik. Er untersucht die Strukturen des autokratischen Systems und stellt die bisher kaum behandelte Verquickung der russischen Eliten aus Geheimdienst und Militär mit kriminellen Gruppen dar. Zugleich geht er auf das Konzept der »russischen Welt« ein und beschreibt deren nationalistische Vordenker. Quiring analysiert, wie der Kreml versucht, Europa zu spalten, und dabei Mittel der hybriden Kriegsführung einsetzt, bis hin zu verdeckten Cyberattacken. Dabei bezieht er die Urteile deutscher und internationaler Russlandexperten ein.

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Putins Russsiche Welt - Manfred Quiring
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Nach 16 Jahren Putin ist die Illusion des Westens, dass aus dem gefürchteten Sowjetimperium ein zivilisierter russsicher Staat werden würde, geplatzt. Quiring konfrontiert »Russland- Versteher«, die dies immer noch nicht wahrhaben wollen, mit den harten Fakten zur innen- und außenpolitischen Verfassheit des Staates. 2016 sind die Menschen im Durchschnitt wohl- habender, aber die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. 1% der Russen verfügen über 71% der Wirtschaft. Die Mafia und kriminelle Oligarchen sind aufs Engste mit den staatlichen Institutionen verquickt. Dauernde Rechtsbeugungen höhlen die Gesetzgebung und die Verfassung aus, die Medien sind weitgehend gleichgeschaltet. Um die Opposition im Lande klein zu halten und keinen Unwillen aufkommen zu lassen, muss die außenpolitische Bedrohung herhalten, muss Angst geschürt werden. Putins Rechnung ist aufgegangen: Die Mehrheit der Russen (denen er eine »genetische Überlegenheit» beschei- nigt) steht hinter ihm. Die Kriege in Georgien und der Ukraine, die Okkupation der Krim und letztlich auch die militärische Intervention in Syrien werden von vielen mitgetragen.

Leseprobe: Das kriminelle Russland

Es war eine der größten Spezialoperationen in der Geschichte der spanischen Polizei, die im Juni 2016 über die Bühne ging. Ihr Ziel: Mitglieder der russischen Mafia, die es sich in Spanien heimisch gemacht hatten. (…) Bei der Aktion, an der auch die Guardia Civil beteiligt war, nahmen die Sicherheitskräfte sechs Russen, einen Ukrainer sowie dessen spanischen Anwalt fest. Sie wurden der Geldwäsche verdächtigt, die sie für die berüchtigten Tangansker und Tambowsker Mafia-Gruppen betrieben haben sollen. Diese beiden Mafia-Organisationen gelten als die mächtigsten in der russischen Gangsterwelt der Gegenwart. Dank der spanischen Untersuchungen wurde bekannt, wie eng die russischen Gangster mit staatlichen Strukturen im Umkreis von Präsident Wladimir Putin verbandelt sind.

(…)

Im Januar 2016 schließlich setzte die spanische Justiz ein deutliches Zeichen. Sie erließ internationale Haftbefehle gegen zwölf zum Teil sehr prominente Russen, die nicht zu einer gerichtlichen Anhörung in Spanien erschienen waren. In Spanien können keine Prozesse in Abwesenheit geführt werden. Ihnen werden Mord, Erpressung, Drogen- und Waffenhandel sowie Geldwäsche vorgeworfen. Bekannt wurden die Haftbefehle erst Wochen später, nachdem die Zeitung El Mundo laut eigenen Angaben Zugang zur Anklageschrift erhalten hatte. Die gesuchten Verdächtigen leben alle in Russland. »Brisant ist auch, dass es sich bei ihnen um jetzige oder einstige Vertreter des russischen Machtapparats aus dem Umfeld von Präsident Putin handelt.«

(…)

In akribischer Kleinarbeit hat Karen Dawisha (…) das »System Putin« erforscht. Ihr Manuskript wurde von Cambridge University Press (CUP) (…) zurückgewiesen. (…) Und damit auch alle Unklarheiten beseitigt wären, berief sich der Verlag in seinem Schreiben an die Autorin auf die von ihr im Buch aufgestellte Prämisse, »dass Putin einen geschlossenen Kreis krimineller Oligarchen zu seiner Verfügung hat und er seine Karriere damit verbracht hat, diesen Kreis zu kultivieren«. Da man keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser These hege, sei es wahrscheinlich, dass diese Kreise vor Gericht gehen würden. (…) Interessant in dem Zusammenhang ist, dass sich in Deutschland – Stand Herbst 2016 – kein Verlag gefunden hat, der das Dawisha-Buch verlegt hätte. Und das in einem Land, in dem das Interesse an den Vorgängen in und um Russland traditionell sehr groß ist. Furcht vor der Finanzgewalt und Skrupellosigkeit der Putin-Umgebung? Oder verfängt auch in den Verlagen die »gefährliche neue Liebe der Deutschen zu Russland«, wie Professor Karl Schlögel das von blinden Flecken übersäte Bild vieler Deutscher vom Putin-Staat bezeichnet?


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