Kryptowährungen: Verlust durch Russland-Sanktionen?

Verlust von Kryptowährungen aufgrund von Sanktionen?

Die gegen Russland verhängten umfangreichen Wirtschaftssanktionen wirken sich zunehmend auch auf Endverbraucher aus. Wie steht es um den Besitz und Transfer von Kryptowährungen?

In den letzten Monaten haben die russischen Behörden aktiv über Möglichkeiten zur Regulierung von Kryptowährungen diskutiert. Ende Januar schlug die Zentralbank vor, die Ausgabe, den Umlauf und den Umtausch von Kryptowährungen sowie die Organisation dieser Transaktionen zu verbieten. Die Regulierungsbehörde hält es außerdem für notwendig, das Mining von digitalen Vermögenswerten zu verbieten und die Investitionen von Russen in Kryptowährungen auf ausländischen Handelsplattformen zu überwachen.

Eine nach der anderen haben die weltweiten Kryptowährungsbörsen damit begonnen, die Konten und Depots russischer Bürger aufgrund der westlichen Sanktionen zu sperren. Während sich Ende Februar 2022 nur einige wenig bekannte Börsen freiwillig anschlossen, waren im März 2022 auch Kunden der größten Plattformen Binance und Coinbase von den Beschränkungen betroffen. Bislang ist die Möglichkeit, alle russischen Krypto-Vermögenswerte generell einzufrieren, nur eine Vermutung, die jedoch von den USA und der Europäischen Union bereits aktiv diskutiert wird. Die Hauptsorge des Westens gilt der Anonymität und dem unkontrollierten Charakter der Münzen, die von Russland zur Umgehung finanzieller Beschränkungen genutzt werden könnten.

Die gegen Russland verhängten umfangreichen Wirtschaftssanktionen haben grenzüberschreitende Zahlungen an Kunden russischer Banken effektiv blockiert. Inzwischen hat die Europäische Union damit begonnen, mögliche Beschränkungen für die Verwendung von Krypto-Assets zu diskutieren. Aber die Bürger der EU sollten keine Angst haben, sie können auch weiter auf solchen Plattformen wie Bitcoin Buyer handeln und Geld verdienen.

Das Thema Kryptowährungen kam auf die Tagesordnung, nachdem die USA und das Vereinigte Königreich die Befürchtung geäußert hatten, dass Russland sie zur Umgehung von Beschränkungen einsetzen könnte. Es gibt noch kein endgültiges Urteil in dieser Frage, obwohl die US-Regulierungsbehörden große Kryptowährungsbörsen aufgefordert haben, die antirussischen Sanktionen zu unterstützen. Die Europäische Union hingegen will die Wirkung der bereits gegen Russland verhängten Maßnahmen abwarten, was sie jedoch nicht daran hindert, neue Maßnahmen zu entwickeln.

In den offiziell angekündigten Maßnahmen zur Blockierung russischer Finanzströme erwähnt man weder Kryptowährungen noch das Einfrieren von Konten von Personen, die nicht auf westlichen Sanktionslisten stehen. Eine Reihe von Kryptowährungsbörsen beschloss jedoch, proaktiv zu handeln, ohne auf die Entscheidungen der Regulierungsbehörden zu warten, und begann von sich aus, den Zugang zu beschränken. Die Plattformen erklärten dies mit den Problemen bei der Abhebung von Geldern auf die Konten der sanktionierten Banken und dem freiwilligen Wunsch, sich den antirussischen Sanktionen anzuschließen.

Relativ kleine Plattformen waren die ersten, die Beschränkungen einführten. BTC-Alpha, eine wenig bekannte europäische Kryptowährungsbörse in Russland, kündigte den Beginn der Blockaden bereits für den 28. Februar an. Diese Entscheidung war nicht zufällig. Der Gründer der Plattform ist Vitaly Bodnar, ein Programmierer aus der Ukraine. Ende 2021 hatte BTC-Alpha über 365.000 Nutzer. Der tägliche Umsatz belief sich auf 220 Mio.USD. Es ist nicht bekannt, wie viele Russen die Plattform nutzten. In jedem Fall ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie ihr Geld nie wiedersehen.

Die in London ansässige Kryptowährungsbörse CEX.io hat sich ebenfalls den Sanktionen gegen die Russen angeschlossen. Sie hat die Registrierung neuer Nutzer aus Russland und Weißrussland gestoppt. Die Krypto-Börse teilte mit, dass die Russen keinen Zugriff auf ihre Konten verloren haben und ihr Geld angeblich sicher ist.

Auch andere Plattformen haben beschlossen, den Druck auf die Russische Föderation zu verstärken. Gleichzeitig sind einige von ihnen in Ländern registriert, die kein Interesse am Krieg in der Ukraine zu haben scheinen. So haben beispielsweise mehrere südkoreanische Krypto-Börsen russische Konten gesperrt. Schließlich kündigte Coinbase, eine große US-Kryptowährungsbörse, die Sperrung russischer Konten an. Es wurden bereits mehr als 25.000 Adressen aus Russland gesperrt, deren Besitzer nach Ansicht der Börsenleitung in illegale Aktivitäten verwickelt sind.

Aber es gibt noch Handlunsspielraum für Krypto-Investoren mit russischem Wohnsitz. Erstens können sie sich an dezentrale Kryptowährungsbörsen (DEX) wenden, die weniger von den Regulierungsbehörden abhängig sind.  Zweitens können Kryptowährungen einfach von Börsen auf kalte elektronische Geldbörsen übertragen werden (ein physisches Gerät wie ein Flash-Laufwerk ohne Internetzugang, auf dem Kryptowährungen gespeichert und Schlüssel für den Zugriff auf sie generiert werden). Sie können dort nicht blockiert werden. Nur das auf den Servern gespeicherte Geld ist gesperrt.

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