AFK Sistema meldet technische Insolvenz
Der russische Mischkonzern AFK Sistema hat einen „technischen Default“ verkündet. Damit gilt das Konglomerat als zahlungsunfähig. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Interfax.
AFK Sistema hat offene Kreditverpflichtungen in Höhe von rund 3,9 Mrd. Rubel (ca. 57 Mio. Euro). Die Insolvenz ergibt sich aus einem Rechtsstreit mit dem Mineralölkonzern Rosneft, der bei AFK Sistema Schadensersatz in Höhe von 185 Mrd. Rubel (ca. 2,7 Mrd. Euro) eingefordert hatte. Dabei ging es um die Frage, wem die Anteile an dem in 2009 privatisierten Ölunternehmen Baschneft gehören.
Damals profitierte AFK Sistema von der Baschneft-Privatisierung. Dieser Vorgang wurde in 2013 von Moskauer Gerichten rückgängig gemacht. Das staatliche Unternehmen Rosneft klagte, dass AFK Sistema zwischen 2009 und 2014 illegal Vermögenswerte von Baschneft abgezogen hätte, bevor der regionale Ölproduzent in 2016 von Rosneft für knapp 5 Mrd. Euro aufgekauft wurde. Dadurch sei für Rosneft ein Schaden von 170,6 Mrd. Rubel entstanden.
Gericht friert Unternehmensanteile ein
Am 26. Juni 2017 hat ein Arbitragegericht in der Republik Baschkortostan beschlossen, Anteile von drei Unternehmen im Wert von 2,7 Mrd. Euro einzufrieren, die sich im Teilbesitz von AFK Sistema befinden – nämlich des Mobilfunkanbieters MTS (31.76%), der Privatklinik Medsi (100%) sowie der Bashkir Electric Grid Company (90.47%).
Der technische Default sei durch das Einfrieren der Unternehmensanteile entstanden, berichtet AFK Sistema in einem Statement. Der Konzern will seine Arbeit wie üblich fortführen. Er bezeichnet die Vorwürfe als illegal und haltlos. Am 19. Juli und 7. August finden weitere Anhörungen zum Rechtsstreit statt.
Baschneft-Restrukturierung
Laut Sistema-Präsident Michail Schamolin sei die Restrukturierung „nicht zum Nachteil Baschnefts verlaufen, sondern zielte im Gegenteil darauf ab, vor dem damals geplanten SPO den Marktwert des Unternehmens durch eine Entflechtung der verschiedenen Überkreuzbeteiligungen zu erhöhen“. Dies berichtete er gegenüber dem Standard.
„Es gab einen Tausch: Baschneft hat Aktien von Sistema-Invest zurückgegeben, Sistema-Invest seinerseits Baschneft-Aktien und so wurden Aktiva und Verbindlichkeiten gleichmäßig aufgeteilt“, erklärte Schamolin. Energieexperte Sergei Roschenko sagte dazu: „Die Ausgliederung der nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktiva und die größere Transparenz vor dem IPO waren sinnvoll.“