Russland stößt US-Staatsanleihen ab und kauft Gold

Russland stößt US-Staatsanleihen ab und kauft Gold

Russlands Zentralbank erwarb im Juli rund 29 Tonnen Gold – der größte Zukauf seit November 2017. Gleichzeitig stößt Russland einen Großteil seiner US-Staatsanleihen ab.

Seit Anfang 2016 sind die russischen Goldreserven um 37% angestiegen. Im Mai 2018 erwarb die Zentralbank rund 20 Tonnen, im Juni 17 Tonnen und im Juli weitere 29 Tonnen Gold. Der Gesamtwert der russischen Goldreserven wird auf 76 Milliarden US-Dollar beziffert.

Gleichzeitig hat Russland zwischen März und Mai 2018 seine US-Staatsanleihen um 84% auf 14,9 Milliarden US-Dollar reduziert. Ihr Anteil an den Gesamtreserven beträgt nur noch 17%. Nach Angaben des US-Informationsdienstes Stratfor, der auf Geopolitik spezialisiert ist, will die russische Regierung ihre Abhängigkeit vom Dollar verringern. Dafür hat Moskau gute Gründe: Neue US-Sanktionen bedrohen Russlands Wirtschaft und bringen die Währung zum Absturz.

Moskau war unter anderem besorgt über ein mögliches Dollar-Verbot für russische Banken, erklärte der Stratfor-Experte Eugene Chausovsky. Zudem äußerte die Zentralbank Sorge über Schwierigkeiten, die US-Währung aufgrund von Sanktionen loszuwerden.

„In Erwartung stärkerer US-Sanktionen hat Russland ein Interesse, seine Wirtschaft so gut wie möglich vor dem Dollar zu schützen“, so Chausovsky. Russlands Finanzminister Anton Siluanow hatte im August 2018 erklärt, weitere US-Staatsanleihen verkaufen zu wollen. „Wir haben unsere Investitionen in US-Anleihen deutlich reduziert“, so der Politiker. „Der als internationale Währung anerkannte Dollar wird in der Tat zu einem riskanten Werkzeug für Zahlungen.“

Bereits in der Vergangenheit hatte die Zentralbank angekündigt, ihr Portfolio zu diversifizieren. Laut World Gold Council ist Russland in der Gold-Rangliste inzwischen an China vorbeigezogen. Jedoch bleiben die USA mit Reserven von 9.000 Tonnen mit großem Vorsprung auf Rang 1.

Neue US-Sanktionen bedrohen Russlands Wirtschaft

Im Zuge einer Anhörung des US-Senats erklärte Vize-Finanzministerin Sigal Mandelker, Russlands Wirtschaft „in die Knie“ zwingen zu wollen. Wegen der Vergiftung des Ex-Doppelagenten Sergej Skripal verhängten die USA neue Sanktionen gegen Russland, darunter Exportverbote für Güter wie Gasturbinen, Computerchips und Messgeräte. In einer zweiten Sanktionsrunde im November 2018 könnte eine deutliche Verschärfung der Sanktionen folgen. Zur Debatte stehen unter anderem Export- und Importverbote für alle Produkte, Flugverbote für russische Airlines, ein Verbot für Kreditvergaben und ein Ende der diplomatischen Beziehungen.

Bereits im April 2018 hatte Washington scharfe Sanktionen gegen russische Geschäftsleute, Regierungsvertreter und Unternehmen verhängt. Auch damals führten die Maßnahmen zu einem Absturz der russischen Währung sowie der Aktien- und Devisenmärkte. Eine weitere Belastung für die russische Industrie sind die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium.

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