Am Montag wurden fünf russische Diplomaten in der Republik Moldowa des Landes verwiesen. Der Konflikt zwischen dem angeblich pro-russischen Präsidenten Igor Dodon und der angeblich pro-westlichen Regierung in Kischinau legt seitdem an Schärfe zu.
Drei Tage zuvor, am 26. Mai, hat die estnische Regierung in Tallin drei russischen Diplomaten gezeigt, wo der Maurer das Loch gelassen hat. Vornehm in der Form, gnadenlos in der Sache – so sieht Diplomatie aus, wenn der Friede nicht mehr funktioniert und man sich zum Krieg nicht traut. Was wahrscheinlich die zutreffende Beschreibung für das derzeitige Verhältnis zwischen Russland und dem Westen ist.
Was ist los auf dem europäischen Parkett? Die Völker wollen keine Auseinandersetzung – wer also sät sie? Wer zündelt? Die Kremlclique, die um ihre Macht fürchtet? Oder die Transatlantiker, denen die Felle davon schwimmen? Händeringend suchen sie nach einem Feindbild, das einigende Wirkung entfalten kann. Eine Hand gibt die andere, das gilt im Bösen wie im Guten. Wer in diesem Spiel Henne ist und wer Ei, mögen künftige Historiker erforschen. Uns Heutige interessiert: Wie kriegen wir die Kuh vom Eis?
Alle Optionen wurden zigmal durchdiskutiert: ein militärischer Einmarsch; ein Maulkorb für alle Journalisten, die immer schon wissen, wo der Schuldige sitzt; eine große Friedenskonferenz. Hilft alles nichts, solange Kräfte am Werk sind, die vom Problem profitieren und nicht von der Lösung. Die gibt es auf beiden Seiten, und sie geben den Ton an. Solange jedenfalls, wie man sich im Westen mit der Angst vor dem expansiven, aggressiven Russland ins Bockshorn jagen lässt – und im Osten mit der Angst vor dem expansiven, aggressiven Westen.
Die Kuh vom Eis? Derzeit sieht es nicht danach aus; sie wird weiter frieren müssen. Beide Seiten haben viel zu viel “Gesicht” investiert: Ehre, Ansehen, Autorität. In früheren Jahrhunderten hätte längst schon das Schlachtfeld entschieden. Einen wirklichen Ersatz haben wir noch nicht aufgetan.