Morgenkommentar am 27. Februar 2017

Nur nichts dem Zufall überlassen! Dutzende russische Unternehmen, große und mittlere, müssen ab April ein Jahr lang sämtliche Ereignisse und Entwicklungen, die sich positiv oder negativ auf die sozio-ökonomische Situation in ihrer jeweiligen Region auswirken könnten, nach Moskau melden. Was dahinter steckt? Mikro-Management vor den Präsidentschaftswahlen im März 2018.

Wie in Westeuropa, wo die Hauptstädte sich vor der populistischen Opposition fürchten, sehen die Kremloberen die soziale und ökonomische Situation des Einzelnen als entscheidend für den Grad der politischen Zufriedenheit an. Hüben geht es um die Abgehängten der Globalisierung, drüben um die Opfer der Krise, die seit dem Ölpreisverfall 2014 die russische Wirtschaft lähmt.

Dass auf dem Kontinent gerade auch andere Faktoren – Freiheit, Identität, Zukunftsangst – eine Rolle spielen, übersehen die Bürokraten gern.

Umso emsiger wird bald nach bewährter Tradition wieder Meldung gemacht. Gosplan, die bis 1991 alle Wirtschaftsvorgänge bestimmende Planungs- und Lenkungsbehörde, in der Version 2.0. Auch ausländische Unternehmen sind betroffen, und alle Branchen dazu. Immerhin weiß man in Moskau dann zwölf Monate lang, wo ein Repräsentant der Regierungspartei zur Stelle sein muss, wenn ein rotes Band durchschnitten, ein neues Werk eingeweiht wird. Umgekehrt kann der Schuldige bestimmt werden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.