Moskauer Taxifahrer protestieren gegen Yandex

Taxifahrer in Moskau protestieren gegen Tarifsenkung von Yandex

In den sozialen Netzwerkern rufen Taxifahrer zum Streik auf. Gestern fuhren Kolonnen durch die Moskauer Innenstadt und blockierten die Zufahrt zum Unternehmenssitz von Yandex. In der kommenden Woche wollen sich die streikenden Taxifahrer mit Vertretern von Yandex und dem Moskauer Verkehrsministerium zu Gesprächen treffen.

Der Buchungsdienst “Yandex.Taxi” soll vom 23. bis zum 26. September bestreikt werden. Grund für den Protest ist eine Tarifsenkung: Yandex hat angekündigt, den Minimalpreis für eine Fahrt von 199 Rubel auf 99 Rubel abzusenken. Der Preis bezieht sich auf den “Economy”-Tarif von Yandex. Ab jetzt bezahlen Yandex-Kunden nur 99 Rubel (ca. 1,40 Euro) für eine fünfminütige Fahrt oder für eine Strecke von bis zu zwei Kilometern.

Taxifahrer: „Ich muss fast Tag und Nacht arbeiten“

In einem Interview mit dem Fernsehkanal Dozhd klagt ein Taxifahrer über die neue Preispolitik von Yandex: “Am Montag haben sie die Tarife gesunken. Die Tarife sind nun so niedrig, dass selbst Marschrutkas teurer sind als Taxen.” Um alle Aufwendungen wie z.B. Benzin zu bezahlen, müsse er täglich 5.000 Rubel (ca. 70 Euro) verdienen. “Alles über 5.000 ist mein Lohn. Doch um über 5.000 zu verdienen, muss ich fast Tag und Nacht arbeiten. Und so mache ich das auch.”

Auch Stanislaw Schwagerus, Vorsitzender eines Kraftfahrer-Verbunds, kritisiert gegenüber RBK die Tarifsenkung: “Der Treibstoff wird nicht billiger. Die Preise für Autos und Wartung steigen. Und die Kosten für die Versicherungen haben sich verdoppelt. Uber, Yandex.Taxi und Gett besitzen etwa 85 Prozent des Taximarkts in Moskau, was bedeutet, dass sie eine dominierende Rolle im Markt einnehmen und über Tarife bestimmen können.”

“Wir haben viele Forderungen”, erklärt der Taxifahrer Oleg Chab. “Hauptsächlich geht es um einen Anstieg der Tarife, denn die Preise für das Benzin steigen, aber die Tarife fallen und fallen. Wir rechnen damit, dass sich mindestens 500 bis 600 Leute versammeln. Derzeit entscheiden wir noch, womit wir anfangen. Möglicherweise werden wir uns massenweise von Yandex abwenden und ein Meeting veranstalten.”

Yandex: „Die Änderungen wurden sorgfältig vorbereitet und durchgerechnet“

Yandex-Pressesprecherin Elwina Stawiskaja wehrt sich gegen die Anschuldigungen der Taxifahrer: “Die Änderungen sind sorgfältig vorbereitet, durchgerechnet und selbstdichtend – das gilt sowohl für die Interessen der Kunden als auch für die Interessen der Taxifahrer.”  Sie weist auch darauf hin, dass der kritisierte Tarif bereits seit fünf Monaten als “Express”-Tarif aktiv sei. Bisher galt dieser jedoch nur für Tageszeiten, zu denen die Nachfrage vergleichsweise gering war.

Die Tarifsenkung sei laut Stawiskaja im Vorfeld mit Fuhrparks und “einigen Taxifahrern” abgesprochen worden. Den Aufruf zum Streik bezeichnet sie als “gewöhnliche Reaktion auf beliebige Veränderungen, ungeachtet dessen, ob es gute oder schlechte Veränderungen sind”. Die meisten Taxifahrer könnten sich mit den Bedingungen abfinden, so Stawiskaja. Sie fügt hinzu, dass der Streik den Yandex-Service “nicht beeinträchtigen” werde.

Moskauer Verkehrsministerium schaltet sich ein

Nun reagiert Moskau auf den Streik der Taxifahrer. Vertreter des Moskauer Verkehrsministeriums wollen sich in der kommenden Woche mit Taxifahrern und Vertretern von Yandex zu Gesprächen treffen. Dies geht aus Informationen von Andrej Popkow hervor, dem stellvertretenden Vorsitzenden der überregionalen Gewerkschaft “Taxist”.

Popkow erklärte gegenüber RBK: “Wir kümmern uns jetzt um dieses Thema. Unter den Streikenden befinden sich Mitglieder unserer Gewerkschaft. Soeben habe ich mit einem Repräsentanten des Moskauer Verkehrsministerium gesprochen.”

Aljona Jeremina, Pressesprecherin des Verkehrsministeriums, bestätigt das geplante Treffen. Die Zusammenkunft werde in einem geschlossenen Kreis stattfinden, so Jeremina. Auch Yandex-Pressesprecherin Elwina Stawiskaja bestätigt, dass für die kommende Woche Gespräche mit den Taxifahrern geplant seien.

[accordion open_icon=”chevron-up” closed_icon=”chevron-down”] [/su_spoiler]Quelle: Flickr-User Perri Scope (CC BY-SA 2.0); Foto im Original: 4224 x 3168[/su_spoiler]