HIV-Arzneimittel in Russland werden knapp
Mindestens 20 Regionen in Russland haben einen kritischen Mangel an HIV-Medikamenten. Dies meldet die Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf die russische Gesundheitsaufsicht Roszdrawnadzor.
In der vergangenen Woche hat Ostexperte.de gemeldet, dass Russland rund 300 Millionen Euro in den Kauf von antiretroviralen Arzneimitteln für HIV-Infizierte investiert. Doch die russischen Regionen müssen sich noch bis April 2017 gedulden, bis die teilweise lebensnotwendigen Medikamente dort ankommen.
Medikamente reichen noch für einen Monat
Nun zeigt sich, dass die Zeitplanung nicht aufgeht. In mindestens 20 Regionen wurde ein kritischer Mangel an HIV-Arzneimitteln festgestellt. Mindestens drei Arten von Medikamenten sind betroffen, erklärte eine Pressesprecherin der Gesundheitsbehörde. Die Restbestände würden höchstens für einen Monat ausreichen.
Um die Versorgung zu verbessern, hat Russland die Bereitstellung von HIV-Medikamenten im Dezember 2016 zentralisiert. Ab April 2017 sind nicht die Regionen, sondern das Gesundheitsministerium zuständig. Bis dahin müssen die Regionen selbst über die Runden kommen. “Die Lagerbestände sollten bis Ende 2016 und drei weitere Monate ausreichen”, erklärte das Ministerium.
HIV-Infizierte in Russland
Alleine 2015 wurden 95.000 Neuinfektionen festgestellt. Die Zahl der HIV-Infizierten hat sich seit 2005 in zehn Jahren auf mehr als eine Million verzehnfacht. Zahlreiche Medien berichteten vom Ausbruch einer „Super-Seuche“. Der postsowjetische Raum ist weltweit das einzige Gebiet, in dem sich die HIV-Epidemie weiterhin ausbreitet.
Mehr als die Hälfte der Infektionen ist auf unsicheren Drogengebrauch zurückzuführen. Es ist weit verbreitet, dass sich Heroinabhängige verseuchte Spritzen teilen. Zentrum der Epidemie sind russische Gefängnisse, behaupten Wissenschaftler. Die HIV-Rate übersteigt dort das 20-Fache im Vergleich zur Bevölkerung. Jeder zweite Insasse ist drogenabhängig.