Kommt die Tech-Elite bald aus Innopolis?

Kommt die Tech-Elite bald aus Innopolis?

US-Präsident Donald Trump ist derzeit nicht zu beneiden. Nicht nur schwebt der Skandal um die Pornodarstellerin Stormy Daniels über ihm und seinem Amt. Mit dem Erzfeind Russland droht seinem Land noch dazu ein Duell auf einem Gebiet, auf dem die USA von jeher als führend gelten: der IT. Die Russen sind gerade dabei, ihr eigenes Silicon Valley zu bauen. Innopolis soll ein Zentrum für die russische Hightech-Industrie werden – und vielleicht bald der weltweiten.

Die Geschichte und Infrastruktur von Innopolis

Im Jahr 2010 schlug Rustam Minnichanow, der damalige Ministerpräsident der Republik Tatarstan, vor, dass in der Region um die Stadt Kasan ein Zentrum der Innovation entstehen sollte. Der Plan war es, eine Siedlung mit eigener Infrastruktur zu errichten. Darin sollten 20.000 Experten aus dem Bereich der IT arbeiten und mit ihren Familienangehörigen leben. Dem Projekt wurden 1.400 Hektar Land in einer Distanz von rund 25 Kilometern Luftlinie zum Zentrum von Kasan zugewiesen. Der Spatenstich in Innopolis, wie die Siedlung bald hieß, fand im Juni 2012 statt.

Gleichzeitig wurde auch die Universität von Innopolis gegründet. Zwei Jahre später zogen die ersten Bewohner in die Stadt ein. Ende 2017 hatte Innopolis offiziell 102 Einwohner, was sie zur kleinsten Stadt Russlands machte. Allerdings hatten gleichzeitig rund 2.500 Menschen die Stadt als Zweitwohnsitz angemeldet.

Sie leben in 16 Apartment-Häusern mit 840 Wohnungen. Zur Infrastruktur gehören zudem unter anderem ein Kindergarten, eine Schule, Banken, Postfilialen, ein Schönheitssalon, ein Supermarkt und ein Café. Wer nach Innopolis zieht, profitiert von einem Concierge-Service, den die Stadt anbietet. Er erledigt sämtliche Amtswege und beschafft den neuen Bewohnern innerhalb von zehn Tagen wichtige Unterlagen wie die Arbeitserlaubnis und die Anmeldung im Kindergarten. Innopolis soll immer mehr wachsen: Im Jahr 2035 sollen dort 155.000 Menschen leben.

Universität und Technologiepark

Das Herzstück von Innopolis bildet die Universität, an der momentan rund 550 Menschen studieren. Sie können sowohl einen Bachelor als auch einen Master in Softwaretechnik erwerben, zudem können sie sich für Masterstudiengänge in den Fachrichtungen Big Data, Cyber Security und Künstliche Intelligenz und Robotik einschreiben. Unterrichtet werden sie von mehr als 40 Professoren, zu denen einige weltweit führende Wissenschaftler gehören.

Weil die Wartelisten lang sind, müssen die zahlreichen Interessenten an einem Studium in Innopolis schwierige Eignungstests bestehen. Wer diese Hürde nimmt, kann sein Studium kostenfrei absolvieren. Finanziert wird es dann nämlich von einem von mehr als 100 Unternehmen. Diese treten als Sponsoren auf und übernehmen die Studiengebühren von rund 20.000 Euro pro Jahr. Im Gegenzug ist der Student nach seinem Abschluss verpflichtet, eineinhalb Jahre für das Unternehmen tätig zu sein, das sein Studium bezahlt hat. Der Roboter Gagarin ist ein Projekt, mit dem die Universität in Innopolis derzeit für Furore sorgt. Er reagiert auf Sprachbefehle, aber auch auf die Mimik seines menschlichen Gegenübers.

Sein geplantes Einsatzgebiet sind Orte, an denen er auf Basis einfacher Interaktionen Aufgaben erledigen kann. Das könnte beispielsweise an der Rezeption eines Hotels oder am Infostand eines Einkaufszentrums sein. Im ständigen Austausch mit der Universität befinden sich die Unternehmen, die sich im Technologiepark „Special Economic Zone“ angesiedelt haben. Sie stammen aus der IT-Branche und forschen ebenfalls an innovativen Konzepten. Als Anreiz dafür, sich in Innopolis niederzulassen, müssen Start-ups in den ersten Jahren nur sehr geringe Steuern zahlen.

Sie profitieren aber auch vom Know-how aus der Universität. So sind deren Professoren als Berater der Unternehmen tätig, und Studenten können Praktika in den Firmen absolvieren. Derzeit stammen die meisten Studenten der Universität Innopolis aus der GUS. Allerdings ist deren Struktur auf Internationalität ausgelegt. So ermöglichen die in Russland unüblichen Bachelor- und Masterstudiengänge die internationale Anerkennung, außerdem ist die einzige Lehrsprache Englisch. So möchte Innopolis genau wie das Silicon Valley kluge Köpfe aus aller Welt anlocken.

Titelbild
Fotoquelle: Денис ПетьовкаИннополис. Технопарк им. А.С. Попова, Size changed to 1040×585, CC BY-SA 4.0[/su_spoiler]