Tagesübersicht Russlandgeschäft: 14.06.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Dienstag, den 14. Juni 2016. Das sind heute unsere Themen:


Daimler will offenbar Produktionsstätte im Moskauer Gebiet errichten

Der deutsche Autohersteller Daimler wird dem russischen Handelsministerium zufolge eine Produktion von Mercedes-Benz Autos im Industriepark Esipowo im Moskauer Gebiet aufbauen. Das berichteten Ende vergangene Woche mehrere russische Medien übereinstimmend.

“Der Plan wurde vom Ministerium bestätigt. Derzeit wird noch das grüne Licht von den regionalen Behörden erwartet”, sagte der stellvertretende Direktor des Departments für Transport und Spezialmaschinenbau des Handeslministeriums, Wsjewolod Babuschkin, gegenüber Gazeta.ru.

Die Region Moskau habe bereits ihr Interesse an dem Projekt signalisiert. Die Verhandlungen liefen noch. Daher sei ein Termin für den Baubeginn der Mercedes-Produktionsstätte noch nicht festgelegt. Angeblich sollen in dem Werk E-Klasse, S-Klasse, A-Klasse sowie ML- und GL-Modelle gefertigt werden.

Die Parteien würden voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen einen “Special Invest Contrakt” (Sonderinvestionsvertrag; russisch: SPIK) unterzeichnen, der seit Mitte 2014 diskutiert wird. Dieser verpflichtet den Investor, innerhalb eines festgesetzten Zeitraums mit der Produktion zu beginnen. Ein Vorteil für das lokalisierende Unternehmen ist, dass es dem deutschen Unternehmen durch die Montage von Fahrzeugen in Russland möglich ist, auf Staatsaufträge zurückzugreifen.

Daimler arbeitet gegenwärtig in einem Joint Venture mit dem russischen Unternehmen KAMAZ in russischen Republik Tatarstan zusammen und bauen dort Lkw. Das deutsche Unternehmen aus Stuttgart hält 15 Prozent der Anteile am russisch-tatarischen Automobilhersteller. In Nischni Nowgorod hat Daimler eine Montagelinie für Mercedes-Benz-Minibusse vom Typ Sprinter Klassik.

Eine Sprecherin von Daimler bestätigt, dass man mit den russischen Behörden über eine Pkw-Produktion verhandelt: “Im Rahmen unserer Wachstumsstrategie überprüfen wir kontinuierlich, ob unser Produktionsnetzwerk die Absatzmärkte optimal bedienen kann – das gilt auch für Russland. Hierzu sind wir mit den russischen Behörden im Gespräch, um zu prüfen, ob die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine lokale Pkw-Produktion gegeben sind.” Zu weiteren Details wolle man sich aber nicht äußern.


Kreml entscheidet, die Entwicklung von Sonderwirtschaftszonen zu stoppen

Der russische Präsident Wladimir Putin hat einem Bericht der russischen Wirtschaftszeitung Kommersant zufolge angeordnet, dass die Arbeit an 10 Sonderwirtschaftszonen (Special Economic Zones; SEZ) gestoppt wird. Ebenso sollen zunächst keine neuen Zonen mehr entstehen, heißt es in dem Bericht vom 8. Juni. Die Anordnung wurde am 27. Mai unterzeichnet und muss bis 30. Juni umgesetzt werden. Was das für die Arbeit in den 10 geschlossenen Zonen heißen wird, ist nicht klar.

Die Entscheidung sei auf der Grundlage von Audits getroffen worden, die der Föderale Rechnungshof durchgeführt hatte. Demzufolge hätten die Sonderwirtschaftszonen kaum zur Erholung der russischen Industrie beigetragen. Man sei dort zudem auf Korruption und Steuerflucht gestoßen.

Seit 2006 sei für die 33 Sonderwirtschaftszonen 186 Milliarden Rubel ausgegeben worden (122 Milliarden davon aus dem Föderalen Haushalt). Einen Arbeitsplatz in einer Sonderwirtschaftszone zu schaffen, habe 10,2 Millionen Rubel gekostet – das entspricht dem Lohn eines Durchschnittsverdieners in Russland für 25 Jahre, schreibt der Kommersant. Statt der geplanten 25.000 Arbeitsplätze konnten zudem nur 18.000 geschaffen werden.

Die “Inkonsequenz der administrativen Entscheidungen” habe zu einer “ineffizienten Nutzung der Budgetmittel geführt”, zitiert der Kommersant den Rechnungshof. Die Arbeit von 10 SEZ könne daher vorzeitig gestoppt werden, schlussfolgert die Behörde.

Nun soll an einer gemeinsamen Strategie gearbeitet werden, um die Effizienz der Sonderwirtschaftszonen zu steigern.

Sonderwirtschaftszonen sollen insbesondere ausländische Investoren mit einer bestehenden Infrastruktur und Steuererleichterungen anlocken. Außerdem sollen durch die Ansiedlung von Unternehmen einer Branche Synergieeffekte erzielt werden. Sie sind ein Versuch, die in China erfolgreichen SEZ zu kopieren, die große ausländische Investitionen anziehen konnten.

Von 2006 bis 2015 haben rund 400 Investoren in den SEZ investiert – 80 davon stammten aus dem Ausland.


Michael Harms: Deutsche Unternehmen wollen aktiv am Petersburger Wirtschaftsforum partizipieren

In zwei Tagen beginnt das St. Petersburger Wirtschaftsforum. Zur Bedeutung der Veranstaltung für deutsche Unternehmen äußerte sich der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Michael Harms, im Vorfeld: Für deutsche Unternehmen sei das Forum eine der Hauptwirtschaftsveranstaltungen in Russland geworden.

“Deutsche Vertreter wollen aktiv daran teilnehmen, um mehr über die aktuelle Wirtschaftsentwicklung in Russland zu erfahren und russische Geschäftspartner zu treffen. Dieses Jahr wird der Ost-Ausschuss von vielen seiner Mitgliedsunternehmen repräsentiert”, sagte er gegenüber PenzaNews.

Die Veranstaltung sei eine wichtige Plattform für den Austausch von Business-Kontakten in Russland und die internationale Kooperation. “Wir erwarten neue Verträge, vielleicht wegen des positiven Trends in der russischen Wirtschaft sogar mehr als 2014 und 2015”, sagte Harms.

Die Teilnahme von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Junckers sehe er ebenfalls positiv als Zeichen des Interesses der EU, den Dialog mit Russland zu erneuern und zu verstärken. “Trotz großer Protest in einigen EU-Ländern nimmt Jean-Claude Juncker an dieser Veranstaltung teil. Wir glauben, dass wir aufgrund der gemeinsamen ökonomischen Interessen zu einer positiven Agenda zwischen der EU und Russland zurückkehren können.