Russische Staatsaufträge gehen oft an dieselben Firmen

Russland: Einseitige Verteilung von Staatsaufträgen

Die Aufträge des russischen Staats gingen 2016 überwiegend an einen kleinen Kreis von Anbietern. Dabei handelt es sich zumeist um große Konzerne, an denen der Staat Anteile besitzt. Dies berichtet das Wirtschaftsportal RBC.

Eine neue Studie des Zentrums für Strategische Forschung kommt zu den Ergebnis, dass im Jahr 2016 rund 80% aller russischen Staatsaufträge an gerade einmal 2,98% der Unternehmen im Lande vergeben wurden.

Das Institut unter Leitung des früheren Finanzministers Alexei Kudrin kommt bei ihrer Untersuchung des staatlichen Beschaffungsmarktes zu dem Ergebnis, dass dieser vor allem von einigen wenigen, aber großen Konzernen beherrscht wird.

Große Zulieferer dominieren den Markt

„Grundsätzlich ist die Dominanz großer Zulieferer allen konstituierenden Einheiten der Russischen Föderation gemein“, stellt das ZSF in seinem Bericht fest. Jedoch unterscheiden sich laut der Studie die Auftragsanteile großer Unternehmen von Region zu Region. Während in Moskau 2,05% der Aufträge an einzelne Versorger gingen, komme man in Nord-Ossetien auf gut 12,86%.

Der Untersuchung zufolge waren 2016 Rosneft, Gazprom und Aeroflot die größten Vergeber von Aufträgen. Gleichzeitig gelang es wiederum Gazprom, die VTB-Bank und die Sberbank die höchsten Auftragssummen einzukassieren. Die zahlreichsten Staatsaufträge erhielt hingegen die Rostelekom (3.902).

Öffentliche Ausschreibungen könnten zur Farce verkommen

Laut Experten seien 2016 gut 34% der abgeschlossenen Staatsverträge auf der Grundlage fehlgeschlagener Gebote vergeben worden. In manchen Regionen Russlands liege die Zahl sogar bei über 50%. Rekordwerte erzielten in diesem Zusammenhang Inguschetien mit einer beachtlichen Zahl von 80,83% gescheiterten Ausschreibungen, Mordwinien mit 78,27% und die Tschetschenische Republik mit 70%.

Das ZSF warnt angesichts solcher Zahlen davor, öffentliche Ausschreibungen zu obligatorischen Verfahren abzuwerten. Zwar können direkte Käufe eine Alternative zum formalen Handel darstellen, doch dürfe man Ausschreibungen nicht zu einer Farce verkommen lassen. Ansonsten würde das Prinzip des freien Wettbewerbs erhebliche Schäden davontragen.

Finanzministerium: Rund 94% der Einkäufe nicht wettbewerbsorientiert

Schätzungen des Finanzministeriums aus dem Juli dieses Jahres zeigen, dass russische Staatsunternehmen gewisse Vorzüge zu genießen scheinen. So werden rund 94% der Einkäufe von staatlichen und teilstaatlichen Unternehmen auf einer nicht-wettbewerbsorientierten Basis durchgeführt. Zudem sei das Volumen der staatlichen Einkäufe von einzelnen Lieferanten um 35% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

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[toggle title=”Titelbild” open=”no”]Foto von Simon Schütt