Gregor Gysi: “Die Sanktionen halte ich für verfehlt”

Gregor Gysi: “Wir müssen eine Beziehung mit Russland herstellen”

Der Ex-Chef der Linkspartei Gregor Gysi wirbt im Interview mit watson.ch für eine Annäherung zwischen Deutschland und Russland. “Die Sanktionen halte ich für verfehlt”, antwortet er auf eine Frage zur Rolle Deutschlands in der Ukraine-Krise.

Über den prorussischen Kurs der nationalkonservativen AfD haben die deutschen Medien ausgiebig berichtet. Führende AfD-Politiker wie Alexander Gauland werben regelmäßig für eine deutsch-russische Annährung.

Doch mit dieser Einstellung ist die Partei nicht allein. Vermehrt äußern sich Politiker der Linkspartei kritisch zur aktuellen Russlandpolitik in Deutschland: Wolfgang Gehrke, Sahra WagenknechtBernd Riexinger. Nun meldet sich auch Gregor Gysi zu Wort.

Trump und Putin

Im Interview kritisiert Gysi die Pläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump, eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu errichten. Auch die Krankenversicherung und das gute Verhältnis zum Iran müssen die USA bewahren, meint der Ex-Chef der Linkspartei.

Jedoch sieht er auch positive Seiten an Trump: “Die Chemie zwischen ihm und Putin wird besser sein. Das bedeutet, dass die USA und Russland leichter zu einem Kompromiss zur Lösung der Ukraine-Krise finden könnten.”

Rechtspopulismus in Europa

Beim Vergleich des aufstrebenden Konservatismus in Europa mit den Dreißigerjahren winkt Gysi ab: “Die Menschen haben die Nase voll vom politischen Establishment.”

Putin wollte sich ursprünglich nicht mit nationalkonservativen Parteien, sondern “mit der EU verständigen”. Dies hätte George W. Bush mit der Ost-Annäherung der NATO an die Ukraine “vermasselt”.

Russland als Großmacht

Es war ein “schlimmer Fehler” von Barack Obama, Russland als Regionalmacht zu bezeichnen: “Wir müssen Russland als Großmacht akzeptierten”, so Gysi. Auch die europäische Sanktionspolitik gegen Russland halte er für falsch – “wir wollen ja alle keinen dritten Weltkrieg”. +

Ebenso spricht Gysi über die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Vor allem “mittelständische Unternehmen in Deutschland” würden unter den Sanktionen leiden. “Wirtschaftlich gesehen ist Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner von Russland”, fügt er hinzu.

Titelbild
Quelle: DIE LINKE NRW, Gregor Gysi, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 2.0 [/su_spoiler]