Tagesübersicht Russlandgeschäft: 22.03.2016

Immofinanz drohen weitere Abwertungen in Russland, Sberbank-Aktie auf Rekordhoch, Termin für BRICS-Treffen bekannt und was der neue EZB-Leitzins für Russland heißt

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Dienstag, den 22. März 2016. Die heutigen Anschläge von Brüssel haben weltweit für Entsetzen und auf den Börsen für Unruhe gesorgt. Die Sicherheitskontrollen an den Moskauer Flughäfen wurden verschärft. Das sind die heutigen Themen für das Russlandgeschäft:


Immofinanz: weitere Abwertungen in Russland drohen

Wie das österreichische „Wirtschaftsblatt“ berichtet, drohen dem österreichischen Immobilienkonzern Immofinanz im Russlandgeschäft weitere Schwierigkeiten. Nachdem bereits Ende Januar (oder um genau zu bleiben: „Jänner“, wie man in Österreich sagt), außerplanmäßige Abwertungen durchgeführt wurden, sei Analysten zufolge mit weiteren Abwertungen zu rechnen. Ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe sei möglich, schreibt Wirtschaftsblatt.at.

Um knapp 400 Millionen Euro hat die Immofinanz, die in Russland fünf Einkaufszentren mit einer Verkaufsfläche von 278.500 Quadratmetern betreibt, ihr Russland-Portfolio bereits abgewertet – von mehr als 1,5 auf rund 1,2 Milliarden Euro.

Der russische Immobilienmarkt, und damit auch das Geschäft der Immofinanz, werde von externen Faktoren wie der russischen Außenpolitik und dem Ölpreis dominiert. „Wie sich die Bewertungen entwickeln, kommt nicht nur auf den Immobilienmarkt an, sondern auch auf den Rubelkurs, den Ölpreis, die Konsumbereitschaft und die allgemeine wirtschaftliche Lage“, sagte Thomas Neuhold, Analyst der Investmentbank Kepler Cheuvreux, gegenüber der österreichischen Zeitung.

Mit Blick auf den Konkurrenten Atrium, der weitaus höhere Abwertungen verzeichnen musste, seien die bisherigen “nicht ausreichend”.

In dem Artikel findet sich auch ein Kurz-Interview mit Immofinanz-Chef Oliver Schumy. Die nächste Bewertung erfolge zum Stichtag 30. April 2016, sagt er darin.

Zu den weiteren Plänen für Russland äußert sich Schumy:

“Wir nutzen die aktuelle Situation in Russland, um die Positionierung unserer Einkaufszentren weiter zu verbessern, die Kosten zu senken und die Auslastung wieder auf mehr als 90 Prozent zu erhöhen. So sind wir etwa für unser Einkaufszentrum Golden Babylon Rostokino eine Kooperation mit ECE, dem Marktführer im europäischen Shoppingcenter-Bereich, eingegangen. Diese Partnerschaft sollte sich bis Ende 2016 positiv im Vermietungsgrad auswirken. Weitere Maßnahmen umfassen etwa die Implementierung eines erfahrenen lokalen Managementteams sowie die Neuausschreibung des technischen Facility Managements, der Reinigungs- und Sicherheitsdienstleistungen. Mit diesen Maßnahmen stellen wir die Cashflow-positive Entwicklung der Moskauer Einkaufszentren auf Stand-Alone-Basis sicher und schaffen somit auch die Grundlage und die Flexibilität für künftige Optionen.”

Moskau bleibe für die Immofinanz ein Kernmarkt im Einzelhandelsbereich, zum anderen gebe es auch Optionen wie Spin-off oder Verkauf.


Sberbank-Aktien auf Rekordhoch

Mit 114,19 Dollar pro Aktie haben die Anteile der russischen Sberbank den Höchststand seit Juli 2007 erreicht, berichtet TASS.


Vize-Wirtschaftminister: Mehr als zehn Banken an Organisation der russischen Privatisierungen interessiert

Der stellvertretende Minister für Wirtschaftsentwicklung, Nikolai Podgusow, teilte heute gegenüber TASS mit, dass bislang “mehr als zehn“ Banken – auch ausländische – Interesse an der Organisation der Privatisierung einiger russischer Firmen im Staatsbesitz bekundet hätten. Die Bank VTB, der Mineralölkonzern Bashneft sowie der Diamantenproduzent Alrosa sind mögliche Kandidaten für eine Privatisierung.

Das russische Wirtschaftentwicklungministerium plant, Banken zu nominieren, die die Privatisierung der Unternehmen Anfang April organisieren soll.


Nächstes BRICS-Treffen am 15. und 16. Oktober im indischen Goa

Das 8. Treffen der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) findet im indischen Goa am 15. und 16. Oktober 2016 statt. Indien hat zum Jahresbeginn den BRICS-Vorsitz von Russland übernommen. Das teilte das indische Außenministerium heute mit.


Lesetipp: Was die EZB-Leitzinssenkung für den russischen Markt heißt.

Die deutsche Ausgabe von Russia Beyond the Headlines (gehört zur Staatszeitung Rossijskaja Gazeta) hat einen Artikel darüber veröffentlicht, was die Senkung des EZB-Leitzinses auf 0 Prozent für den russischen Markt heißt und verschiedene Experten befragt.

“Die Leitzinssenkung macht den russischen Kreditmarkt tatsächlich attraktiver, ebenso andere Märkte mit höheren Zinsen“, sagt etwa ein Experte. Es herrsche allerdings allgemein wegen der politischen Lage eine negative Einstellung gegenüber russischen Aktiva, was den den Vorteil wieder aufheben könne, schätzt ein anderer Analyst jedoch. Bei Anlageentscheidungen spielten auch Sanktionen, Bonitätseinstufungen und der Ölpreis eine Rolle.