Morgenkommentar am 21. Februar 2017

Das Schlimmste vorüber? Nach mehr als zwei harten Jahren findet Russland zurück ins Gleis. Ob außenpolitisch – Abgrenzung vom Westen, Integration in die eurasische Realität, klare Linie in Konflikten – oder innenpolitisch – populärer Autoritarismus. Während der Westen wie ein Haufen kopflose Hühner umeinander rennt, geht Russland seinen durchaus auch einsamen Weg.

Das schlägt sich nicht zuletzt wirtschaftlich nieder. Der Aktienmarkt hat seit einem Jahr ein Plus von über 50 Prozent gemacht. Handel und Dienstleistungen ziehen wieder an. Für 2017 wird nach zwei Einbruchjahren erneut Wachstum erwartet, gesamtwirtschaftlich möglicherweise mehr als ein Prozent.

Seit Oktober 2016 steigen die Ausgaben russischer Touristen im Ausland – vorausgegangen waren über zwei Jahre des anhaltenden Gürtelengerschnallens. Im Januar 2017 schließlich lag das Volumen der Duty-Free-Einkäufe (Umsatzsteuerrückvergütung bei der Ausreise) um 32,3 Prozent über dem Vorjahresmonat.

Im Kreml richten sich die Augen auf das kommende Jahr: Präsidentschaftswahlen. Im Frühjahr 2018 werden die Weichen bis 2024 gestellt, und kaum jemand zweifelt, dass der Amtsinhaber ein weiteres Mal antritt. Damit hätte Wladimir Putin die Chance, ein Vierteljahrhundert lang die russische Politik zu prägen. Das Wahlergebnis soll, geht es nach dem Kreml, “überzeugend und ehrlich” sein. Ein, wie es dort genannt wird, “Plebiszit zur Vertrauenswürdigkeit des Mannes an der Spitze”.

Glaubt man den Umfragen (und dem Eindruck vor Ort), dürfte das derzeit ohne jede Manipulation darstellbar sein. Die Herausforderung der Kremlstrategen wird eher darin liegen, lokale Gebietschefs davon abzuhalten, aus überzeugenden 66 Prozent fragwürdige 99 Prozent zu machen.