Wirtschaftsnachrichten Russland am 17. Mai 2017

Wirtschaft in Russland am 17. Mai 2017

Willkommen bei unserer Tagesübersicht zum Russlandgeschäft am 17. Mai 2017. Haben Sie Verbesserungsvorschläge für unser Format? Wir freuen uns über eine E-Mail.


Neuer EU-Botschafter in Russland

Die EU hat neue Botschafterposten verteilt. Dies geht aus einer offiziellen Mitteilung hervor. 

Das Pressebüro der Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, hat auch den Namen des neuen EU-Botschafters in Russland genannt. Der Diplomat stammt aus Deutschland – es ist Markus Ederer. Bisher war der Diplomat einer von drei Staatssekretären des Auswärtigen Amtes. Insgesamt hat die EU 41 Posten neu verteilt.

Damit wird Ederer Nachfolger des ehemaligen litauischen Außenministers Vygaudas Ušackas, der seit September 2013 im Amt ist. Allerdings muss die Entscheidung noch vom Gastgeberland abgesegnet werden. Ederer hat bereits Russland-Erfahrungen gesammelt – von 1990 bis 1993 war der Diplomat Assistent für Wirtschaftsfragen an der Deutschen Botschaft in Russland.


Messenger Telegram in Russland von Sperre bedroht

Die Behörde für Medienaufsicht (Roskomnadsor) hat die Entwickler des aus Russland stammenden Messenger-Dienstes Telegram postalisch dazu aufgefordert, einer gesetzlichen Registrierungspflicht nachzukommen. Ansonsten droht eine Sperrung.

Erst zuletzt hat Roskomnadsor die Sperrung von vier Messenger-Diensten in Russland veranlasst. Betroffen waren der BlackBerry Messenger, der Multi-Messenger imo, die japanische Software Line sowie der Video-Messenger Vchat. Der Grund dafür: Die Entwickler haben verweigert, der russischen Behörde spezielle Kontaktinformationen bereitzustellen.

Wie die Wirtschaftszeitung Wedomosti berichtet, ist nun auch Telegram von einer Sperrung bedroht. Der Messenger ist für Funktionen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und das Erstellen von „geheimen Chats“ beliebt. Er gilt als ernsthafte Konkurrenz zu Anbietern wie WhatsApp, Threema und Viber. Russische Telegram-Nutzer reagieren schockiert auf die Meldung.

Auf der Petitionsplattform change.org haben russische Telegram-Nutzer den Entwickler Pawel Durow dazu aufgerufen, den Forderungen von Roskomnadsor nachzukommen. Sie befürchten, wegen einer möglichen Sperrung bald nicht mehr über den Messenger kommunizieren zu können. Doch Telegram will sein Image als sicheres Kommunikationsmittel bewahren.

Eine Kooperation mit Russlands Behörden käme bei internationalen Usern schlecht an, vermuten die Initiatoren der Petition. Erst im vergangenen Jahr hatte der Messenger mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen, als ein renommierter Verschlüsselungsexperte vor Datenlecks warnte. Nun gelte es, die Reputation zu erhalten. Denn die Konkurrenz schläft nicht.

Wie Medien berichten, will Telegram nicht mit Roskomnadsor zusammenarbeiten. Man werde „keine einzige Information“ bereitstellen, so die Entwickler. Die zur Entschlüsselung notwendigen Datenpakete seien nicht nur zerstückelt, sondern lägen weltweit über mehrere Datenzentren verteilt. Es sei „unrealistisch“, Informationen bereitzustellen.

Den Brief an Telegram soll Roskomnadsor am 14. Mai versandt haben, berichtet Wedomosti unter Berufung auf Insider. Bis Mitte Juni 2017 sei Zeit, auf das Schreiben zu reagieren. Ein Repräsentant von Telegram hat in einem Interview mit RBC dementiert, dass ein Verdacht auf Sperrung vorliege. Diese Maßnahme wäre „zu skandalös“, glaubt ein anderer Mitarbeiter.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”] Quelle: Poulenc, Volzhsky center pr Lenina, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 3.0