Tagesübersicht Russlandgeschäft: 04.04.2016

Russland rutscht 2015 aus Top-3 der EU-Handelpartner, #PanamaPapers schockiert, offizielles BIP Russlands bekannt, Inlandstourismus gestiegen

Willkommen zurück aus dem Wochenende zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Montag, den 4. April 2016.


Russland rutscht 2015 aus Top-3 der EU-Handelpartner

Russlands Anteil am Handel der EU hat sich 2015 drastisch reduziert. Das Land ist nun nur noch der viertgrößte Handelspartner (Export) der Europäischen Union, geht aus den Daten des europäischen Statistikdienstes, Eurostat, hervor, die am 31. März veröffentlicht wurden (hier finden Sie die Mitteilung).

Und hier ist unser ausführlicher Artikel dazu.


PanamaPapers-Leak betrifft auch russische Firmen und Politiker

Sie werden den gestrigen Paukeschlag um 20 Uhr deutscher Zeit mitbekommen haben: die Süddeutsche Zeitung hat in Kooperation mit weiteren Medien 2,6 Terrabyte Daten der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca über mehr als 200.000 Offshore-Firmen in Panama ausgewertet. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen nach und nach veröffentlicht werden. Das Ausmaß der Verflechtungen von hochrangigen Politikern, Prominenten und Wirtschaftsvertretern in ein Netz von Offshore-Firmen ist offenbar riesig – neben dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko wurde gestern auch Russlands Führungszirkel genannt.

Zwei Milliarden US-Dollar sollen demnach aus dem Umfeld des russischen Präsidenten über fünf Offshore-Firmen geschleust worden seien. Im Mittelpunkt stehe Sergej Roldugin, ein bescheiden lebender Cellist und Freund des russischen Präsidenten Putin. Zwischengeschaltet sei etwa die kremlnahe Bank Rossija gewesen. In den Berichten sind jeweils auch die entsprechenden Belegdokumente eingefügt.

Die Folgen der Veröffentlichungen in Russland sind bislang nicht abzuschätzen. Nun ist aber klar, was damit gemeint war, als Kreml-Sprecher Peskow vor einigen Wochen vor einem geplanten groß angelegten „Informationsangriff“ auf den russischen Präsidenten sprach.


Offiziell: Russlands BIP 2015 um 3,7 Prozent geschrumpft

Die russische Wirtschaftskraft 2015 ist um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Der Nachrichtenagentur TASS zufolge betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Russlands 2015 80,8 Billionen Rubel (etwas mehr als eine Billion Euro). Die Daten dazu stammen vom russischen Statistikdienst Rosstat.

Am stärksten von der Krise betroffen waren den Angaben zufolge die Sektoren Groß- und Einzelhandel sowie der Bau. Im Vergleich zu 2014 gingen sie zum 10 beziehungsweise 7,4 Prozent zurück. Die verarbeitende Industrie sank um 5,1 Prozent, das Hotel- und Restaurantgewerbe verzeichnete ein Minus von 5,7 Prozent.

Die Agrarwirtschaft wuchs vor dem Hintergrund der Importsubstitution und der Lebensmittelsanktionen hingegen um 3,1 Prozent. Mineralressourcen erreichten ein Plus von 1,1 Prozent.


Neue Details zum Asset-Tausch von OMV und Gazprom

Neue Details zum geplanten Asset-Tausch zwischen der österreichischen OMV und Gazprom sind bekannt geworden, nachdem am Freitag ein Treffen der beiden Konzernspitzen in St.Petersburg stattfand.

Auf der einen Seite erhalten die Österreicher nach Gazprom-Angaben 24,98 Prozent der Anteile an einem Projekt auf dem Gasfeld Urengoi im Norden Westsibiriens – die Blöcke 4A und 5A. Dort fördert die BASF-Tochter Wintershall seit 2003 Gas und Kondensat. Andererseits soll Gazprom an Förderprojekten des österreichischen Energiekonzerns in der Nordsee beteiligt werden. Für die Russen wie für die Europäer ein strategisch wichtiger Standort. Österreichische Anteile, wie sollen wie in Österreich viel diskutiert, nicht Teil des Deals sein.

Darüber hinaus vereinbarten der Gazprom-Vorstand Alexej Miller und der OMV-Chef Rainer Seele (auch AHK-Präsident) in St. Petersburg die Lieferung russischen Öls an die Österreicher. Seeles kommentierte dazu: „Mit dieser Vertragsunterzeichnung zeigen wir, dass wir in schwierigen Zeiten in Europa Brücken bauen wollen.“

Hier lesen Sie den Nachtrag dazu in der Tagesübersicht vom Freitag, den 1. April.


Nikolas Maure ist seit heute neuer AvtoWAZ-Chef

Nicolas Maure, ist am heutigen 4. April 2016 als CEO des größten russischen Autoherstellers AvtoWAZ angetreten, berichtet TASS. Er wird damit Nachfolger von Bo Andersson. Das war bei eine Treffen des Vorstands Mitte März bestimmt worden. Lesen Sie hier den Bericht dazu auf Ostexperte.de.

Zuvor war der 55-jährige Franzose der Managing Director der Renault Group und Dacia-Präsident in Rumänien. Die Entlassung Bo Anderssons Anfang März kam überraschend. Ihm wurde vorgeworfen, für die Verluste des Lada-Herstellers verantwortlich zu sein.


Inlandstourismus in Russland 2015 gestiegen

1,3 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr seien 2015 in Russland geblieben und dort verreist, teilte die stellvertretende Premierministerin Russlands, Olga Golodets gegenüber TASS am Freitag mit.

Die Zahl der Russen die bevorzugt ins Ausland reisten habe abgenommen – um 31 Prozent oder 5,6 Millionen Menschen, sagte sie. 2015 habe der Strom der Inlandstouristen damit erstmals 50 Millionen Menschen erreicht.

„Wir haben viele Arten von Tourismus, die großes Entwicklungspotenzial besitzen. Russlands Tourismus-Industrie ist für die Saison 2016 bereit“, fügte Golodets hinzu.