Morgenkommentar am 10. April 2017

Die 59 Tomahawk-Marschflugkörper, die am Freitag früh in Richtung des syrischen Luftwaffenstützpunkts Shayrat starteten, waren vor allem ein Botschaft. Kurz und knapp wie die von Donald Trump geliebten Tweets. Eine Botschaft an die Schutzmächte zweier internationaler Störenfriede, Syrien und Nordkorea.

Die Botschaft an den Kreml: Wenn Ihr euch schon als Pate des Baschar al-Assad aufbaut, dann macht euern Job. Zumal ihr auch die Gewährsmacht der 2013 vereinbarten Vernichtung aller syrischen Chemiewaffen seid. Selbst wenn die Moskauer Version zuträfe und das Giftgas in Khan Sheikhoun stammte wirklich aus Beständen der Opposition – Russland hat offensichtlich nach 2013 nicht genau genug hingeschaut. Zur Sarinherstellung sind die mit Assad verfeindeten Dschihadisten nun noch nicht in der Lage.

Die Botschaft an China: Haltet Euren Zögling Kim Jong-un im Zaum. Nuklearwaffen auf der koreanischen Halbinsel darf es nicht geben. Trump hat die Botschaft seinem Gast Xi Jinping, dem mächtigsten Mann in China, im schwülstigen Privatclub Mar a lago als Amuse-Gueule zwischen Hauptgang und Dessert persönlich überreicht.

Entweder – oder. Wenn ihr es nicht tut, so der Kern beider Botschaften, machen wir es eben selbst. Ob Tomahawks oder andere Marschflugkörper, bunkerbrechende Bomben oder taktische, mini-invasive Atomwaffen – im US-Arsenal finden sich Daumenschrauben, mit deren Hilfe jeder beliebige Zwergenaufstand zwischen Arktis und Antarktis abgewürgt werden kann.

Entscheidend ist, dass Washington in einem solchen Fall weder mit Moskau noch mit Peking einen militärischen Konflikt riskiert. Das setzt den konsequenten Verzicht auf die neokonservative Politik des Demokratieexports voraus. Gescheitert ist die sowieso; es wäre nur konsequent, sie ganz zu begraben. Die künftige US-Außenpolitik nimmt Gestalt an.