Tagesübersicht Russlandgeschäft: 06.04.2016

Spezial-Investionsverträge in Russland im Kommen, Inflation wird geringer, Treffen der EAWU von Armenien nach Moskau verschoben

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Mittwoch, den 6. April 2016. Das sind die heutigen Themen:


Mehr als 30 ausländische Unternehmen haben Anträge für Spezial-Investitionsverträge gestellt

Einem Bericht der russischen Zeitung Iswestija zufolge (auf Russisch), haben bisher mehr als 30 ausländische Unternehmen Anträge auf Sonderinvestionsverträge (Special Investment Contract) gestellt mit denen die Produktion nach Russland verlagert werden soll.

Die Zeitung bezieht sich dabei auf den Fonds für industrielle Entwicklung (des russischen Industrieministeriums). Insgesamt gebe es sogar über 100 Anträge. Für ausländische Unternehmen habe die Teilnahme an Sonderinvestitionsverträgen den Vorteil, dass man damit auch den Status „Made in Russia“ und Zugang zu staatlichen Programmen erlange (mehr Informationen finden Sie zum Beispiel hier)

Er erwarte, dass bis Ende 2016 etwa zehn Spezialinvestitionsverträge unterzeichnet würden, berichtete der stellvertretende Direktor des Fonds für industrielle Entwicklung, Sergej Wologda, Iswestija. Ihm zufolge zeigten die Unternehmen großes Interesse an dem Instrument.

Am Montag wurde bekannt, dass der erste „Spetsinvestkontrakt“ (СПИК), wie er auf Russisch heißt, noch vor Ende April abgeschlossen wird. Er wird wohl den Autohersteller “Mazda Sollers“ betreffen. Die nächsten in der Schlange sei der deutsche Landmaschinenhersteller Claas und der tschechische Werkzeugmaschinenhersteller Kovosvit. Ebenfalls interessiert seien die “Volkswagen Group Rus” und die “Ulyanovsk Machine Tool” (im Besitz des deutschen Konzerns DMG Mori). Die Projekte dieser Unternehmen seien bereits in einem weit fortgeschritten, sagte Sergej Wologda.


Inflation in Russland wird geringer

Die Inflation in Russland ist auf den niedrigsten Stand seit fast zwei gesunken. Das Wachstum der Konsumentenpreise sank im März auf 7,3 Prozent und auf 8,1 Prozent im Februar, gab der Föderale Statistikdienst Rosstat am Dienstag in einem Statement bekannt. Das war deutlich niedriger als die Vorhersagen der 17 Ökonomen, die Bloomberg befragt hatte. Ihre Median-Schätzung lag bei 7,5 Prozent für März.

Das kommt überraschend und zeige, dass Russland den Rubelverfall von Anfang des Jahres abschüttele, heißt es von dem Wirtschaftsportal. “Der Effekt der kürzlichen Rubelschwäche nimmt ab“, sagte Wladimir Miklaschewskij von Danske Bank A/S in Helsinki bevor die Daten veröffentlicht wurden. „Die ökonomische Aktivität und die Kaufkraft der Kunden ist so schwach, dass ihre Preissensitivität weiteren signifikanten Preiserhöhungen entgegensteht.


Treffen der Eurasischen Wirtschaftsunion findet in Moskau und nicht in Jerewan statt

Das Treffen der Premiers der Eurasischen Wirtschaftsunion findet am Mittwoch, den 13. April, also in einer Woche in Moskau und nicht in der armenischen Hauptstadt Jerewan statt. Das teilte heute der Pressedienst der Kommission EEC mit.

„Wegen der aktuellen Situation in Armenien wird der EAEU Summit von Jerewan nach Moskau verschoben und findet am 13. April und nicht schon am 8. April statt“, zitiert TASS den Dienst.

Zuvor hatte der kasachische Ministerpräsident Karim Massimow angekündigt, nicht zum Treffen am 8. April nach Armenien reisen zu wollen.

Die am 1. Januar 2015 gegründete Eurasisch Wirtschaftsunion besteht aus Russland, Armenien, Weißrussland, Kasachstan and Kirgisistan.


Lesetipps: PanamaPapers und Russland

Heute haben wir zwei Lesetipps für Sie. Beide drehen sich um die Dokumente über Briefkastenfirmen in Panama, bekannt unter dem Namen „Panama Papers“.

Die Neue Zürcher Zeitung analysiert, dass eine keine Überraschung sei, dass die russische Wirtschaft ein großes Offshore-Netzwerk betreibe.

“Dabei geht es nach Ansicht von Analytikern selten allein um Steuerflucht oder Steueroptimierung – die wird von den Urhebern zwar als positiver Nebeneffekt verzeichnet, ist angesichts der tiefen russischen Steuersätze aber nicht primär. Stattdessen sind die Gründung von Offshore-Gesellschaften und die Verschiebung von Kapital häufig eine Reaktion auf die schwachen russischen Rechtsinstitutionen, den mangelnden Schutz von Eigentum und korrupte Beamte.”

Die WirtschaftsWoche stellt ebenfalls fest: “Russen nutzen Panama insofern nicht zum Steuersparen, sondern zur Geldwäsche.“ Allerdings werde nun ein „Putin-Skandal, der keiner ist“ daraus gemacht. Die direkten Verbindungen zum Präsidenten fielen dürftig aus, dennoch bestätigten die Dokumente einmal mehr, dass Russland korrupt sei und bleibe. “Je größer ein Bauprojekt, desto höher das Schmiergeld“.