Zwischenfazit zu Russlands Lkw-Maut-System “Platon”

Lkw-Maut in Russland auch für regionale Landstraßen gefordert

Das Lkw-Maut-System “Platon” hat seit seinem Start im Herbst 2015 bereits über 12 Milliarden Rubel eingebracht. Ein Großteil davon ist schon an die russischen Regionen gegangen. Die fordern nun, dass die Maut auch auf Landstraßen ausgeweitet wird. Die Nutzen die Schwertransporter nun nämlich zur Umgehung der föderalen Straßen.

Ein Gastbeitrag von Wadim Rosenstein, Managing Director der TCA Group


Ende 2015 hat die russische Regierung das sogenannte “Platon”-System eingeführt – ein Maut-System für Lastwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 12 Tonnen.

Bekanntlich sind besonders schwere Transporte für die Abnutzung der Straßen verantwortlich. Der Hintergrund für die Einführung des Maut-Systems war die Tatsache, dass die Kosten für den Straßenausbau in Russland hoch sind, die Investitionen aus dem staatlichen Budget für die Modernisierung aber nicht ausreichen. Die Einnahmen fließen in den Ausbau und Erhalt der Verkehrsinfrastruktur in Russland.

Bislang über 12 Milliarden Rubel eingenommen

Bis jetzt wurden bereits 12,1 Milliarden Rubel (umgerechnet knapp 169 Millionen Euro) über das Mautsystem eingenommen. Die Regionen, die ein besonders bedürftiges Straßennetz haben, sollen die Gelder von “Platon” für Reparaturarbeiten und die Modernisierung der Infrastruktur erhalten. Die Regierung hat bereits 24 Regionen knapp 11 Milliarden Rubel bereitgestellt.

Außerdem sollen die regionalen Bauprojekte wie zum Beispiel der Bau der Brücken durch die Mauteinnahmen mitfinanziert werden.

Ausweitung auf regionale Landstraßen geplant

Die Maut galt bis jetzt für alle föderalen Straßen. Die LKW-Besitzer sollten jedoch zukünftig die Fahrten nicht nur auf föderalen, sondern auch auf den regionalen Landstraßen bezahlen, so verlangen es die regionalen Regierungen. Ein entsprechender  Gesetzentwurf wurde bereits der Duma vorgelegt.

Der Grund für die mögliche Gesetzesnovellierung ist die Annahme der regionalen Regierungen, dass die Lkw-Fahrer jetzt mehr freie regionale Straßen befahren, um sich die Maut zu ersparen. Dies führt wiederum zu deren schnelleren Abnutzung.

Russische Maut deutlich niedriger als deutsche

Wie wir bei TCA Logistics beobachten können, hat das “Platon”-System bis jetzt keine direkten oder schwerwiegenden Auswirkungen auf die Unternehmen oder die Wettbewerbstätigkeit in Russland. Ähnliche Systeme gibt es bereits seit langem in den meisten europäischen Staaten und das hat die Logistik-Branche nicht negativ beeinflusst.

Es ist ebenso wichtig zu erwähnen, dass die in Russland eingeführte Gebühr deutlich niedriger ist, als die in der Europäischen Union. Die Mautgebühr für das entfernungsabhängige Mautsystem in Russland liegt bei ca. 2 Cent pro Kilometer. Zum Vergleich liegt diese in Deutschland bei ca. 8,1 Cent pro Kilometer und höher.

Wieso sich die Lkw-Maut nicht auf die Lebensmittelkosten auswirkt

Die Kritiker der Neuerung behaupten, die Maut falle zu Lasten der Verbraucher, weil diese zum Preisanstieg der Ware führe. Hierzu muss man aber sagen, dass schwere Lastwagen überwiegend Bau- und Schüttmateriale transportieren, sodass es keine Erhöhung der Lebensmittelkosten oder anderen wichtigen Produkte für die Endverbraucher durch die Maut beobachtet werden.

Außerdem bezahlen Fernfahrer die Kfz-Steuer nicht, wenn die Maut höher als die Kfz-Steuer ist. Wenn die Beiträge für „Platon“ niedriger als Kfz-Steuer sind, begleicht man lediglich die Differenz.

Trotz mancher Probleme bei der Einführung des Maut-Systems, wie finanzielle Belastung für die Fernfahrer oder die Notwendigkeit der Gewöhnung an die Neuerung verbunden mit den mehreren Protesten und Kritiken, sind die Vorteile bereits sichtbar. Die regionalen Budgets können mit den Mehreinnahmen rechnen und somit die Straßeninfrastruktur schneller und effizienter ausbauen. Die Fahrten werden durch die digitale Registrierung im elektronischen System transparenter, was die „grauen Fahrten“ verhindert. Die Gebührenerhebung ist automatisiert.


Über den Autor:

Wadim RosensteinWadim Rosenstein, Managing Director TCA Group

Wadim Rosenstein verfügt über langjährige Erfahrungen im Bereich Export nach Russland und in die Länder der EAWU. Seit mehreren Jahren leitet er die TCA Group an den Standtorten Düsseldorf, Berlin und Moskau, die eine breite Auswahl an Dienstleistungen in den Bereichen Logistik, Verzollung und Zertifizierung der Exportgüter für deutsche Exporteure anbietet. Kontakt

[accordion open_icon=”remove” closed_icon=”plus”] [/su_spoiler]Quelle: Pressefoto von Platon.ru[/su_spoiler]